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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Ihre Eier mit der Post nach Amerika heimschicken«, sagte sie. »Nehmen Sie’s mir nicht übel.«
    »Schon gut. Das ist also Sophie Silver. Und wer ist Doris Keeler?«
    »Widerstand.«
    »Ah.« Er trank noch einen Schluck von seinem Bier. »Sie müssen ein höllisches Risiko eingegangen sein, um hier hereinzukommen.«
    »Sie brauchen keine Einzelheiten zu wissen«, sagte sie in ruhigem Ton.
    »Dann erzählen Sie mir, warum.«
    »Ihretwegen. Oder vielmehr Ihres Freundes Ben Kamen wegen.«
    »Ben.« Er richtete sich kerzengerade auf. »Sie haben ihn aus dem Stalag weggebracht.«
    »Er lebt noch. Aber die SS hat ihn. Sie wollen ihn benutzen.«
    »Wofür? – Nein, das brauche ich wohl nicht zu wissen.«
    »Ich bin vom Leiter der Abteilung für Spezialoperationen instruiert worden. Sie wissen ja, dort unterstützt man den Widerstand. Wir – oder vielmehr der militärische Geheimdienst der Briten – arbeiten an einem Plan, um ihn herauszuholen. Wir möchten, dass Sie uns helfen.«

    »Wie?«
    »Das wissen wir noch nicht. Aber Sie stecken ohnehin schon mit drin. Sie kennen Ben. Und Ihre Mutter arbeitet an der Analyse der Lage mit.«
    »Meine Mutter ?«
    »Sie lässt Ihnen übrigens die herzlichsten Grüße ausrichten. Ich habe schon mit George Tanner gesprochen.« Sie sah ihn an; vielleicht zeigte sich in seinem Gesicht, wie schockiert er war. »Ihrem Schwiegervater.«
    »Ich weiß, wer er ist, verdammt noch mal.« An einem solch außergewöhnlichen Ort diese Namen um die Ohren geschlagen zu bekommen, die Namen seiner Angehörigen und Freunde, war sehr beunruhigend.
    »All diese Leute«, sagte Doris, »haben eine Beziehung zu Ben Kamen und können während der Befreiungsoperation glaubwürdig als Agenten in seiner Nähe platziert werden.«
    »Das klingt, als wären wir Spielsteine auf einem Schachbrett.«
    »Tja, so ist das nun mal beim militärischen Nachrichtendienst. Momentan brauchen Sie nur eins zu tun, nämlich nicht wieder ins Stalag zurückzukehren.«
    »Ich habe Freilassungsprogramme und Austauschpläne seit dem Tag abgelehnt, als ich ins Stalag gebracht worden bin. Ich war Soldat; ich bin Kriegsgefangener; so will ich auch behandelt werden.«
    »In Ordnung. Aber Sie wären den Kriegsanstrengungen erheblich nützlicher, wenn Sie hier blieben. Und ehrlich gesagt, lege ich keinen Wert darauf, in Ihren
schwierigen Entscheidungsprozess mit einbezogen zu werden«, sagte sie munter. »Ich werde der Form halber eine Stunde bleiben, wenn ich darf, dann können Sie tun, was Sie wollen.«
    »Aha.« Er lehnte sich zurück. »Sie sind ziemlich kühl und sachlich, was?«
    »Ist es nicht besser so?«
    »Also, worüber wollen wir uns unterhalten? Wie ist ein Mädchen wie Sie beim Widerstand gelandet?«
    »Am besten unterhalten wir uns gar nicht«, sagte Doris. »Was läuft denn hier im Fernsehen? Ich habe von der anderen Seite der Winston-Linie aus ein bisschen was davon gesehen. Ist komischerweise ziemlich beliebt. Noch Bier da, das keinen Abnehmer findet?«

XXI
    12. Dezember
    Der Wehrmachtstransporter setzte Ernst ab, und er lief die Auffahrt zum Haus der Millers entlang. Es hatte an diesem Dezemberfreitag geschneit, obwohl es nicht besonders kalt war; der Schnee war feucht und klebrig.
    Er ging langsam. Er war müde an diesem Abend; all die Lagebesprechungen im Gefolge von Hitlers unvermittelter Kriegserklärung an Amerika überanstrengten seine Vorstellungskraft.
    Die Kriegserklärung selbst war kein Schock. Der Führer hatte sich jahrelang darüber geärgert, wie die Amerikaner in ihrer Unterstützung Großbritanniens die Bedeutung des Begriffes Neutralität gedehnt hatten: »Roosevelt fängt Streit an«, sagte Josef immer. Und der japanische Angriff auf Pearl Harbor war ein guter Zeitpunkt, um den Krieg zu beginnen, denn Amerika sah sich auf einmal an zwei Fronten kämpfen.
    Es widerstrebte ihm, das Haus zu betreten, so mies war die Stimmung an diesem Morgen gewesen, nachdem die Post mit den schlechten Nachrichten für Alfie gekommen war. Das ist nicht mein Problem, sagte er sich. Heinz und seine Offiziere erklärten ihm das jedes
Mal, wenn er darüber zu reden versuchte. Es ist bloß ein Quartier. Geh da weg. Und doch fühlte er sich diesen Leuten verbunden. Also hielt er auf das Haus zu und trat ein; was blieb ihm anderes übrig?
    Er hängte seinen Mantel und seinen Hut – Kleidungsstücke, die zur militärischen Ausstattung eines deutschen Soldaten gehörten – an einen Haken in der Diele neben Freds

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