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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Brücken verstärkt, Kreuzungen verbreitert und den Asphalt armiert, so dass er Panzerketten widerstand. Gary roch die Abgase der Motoren wie in einem gewaltigen Verkehrsstau.
    So war es überall an der Winston-Linie, von einer Küste zur anderen.
    Als sie sich dem Bereitstellungsraum südlich der Stadt näherten, bot sich ihnen ein noch erstaunlicheres Schauspiel. Die Kolonne löste sich auf, und ganze Schwärme von Fahrzeugen fuhren auf der Suche nach
einem befestigten Abstellplatz von der Straße herunter. Vom erhöhten Aussichtspunkt seines Truppentransporters aus sah Gary ein Heer von Fahrzeugen, so weit das Auge reichte. Ihre Hecks glitzerten grün oder in amerikanischem Olivgrün in der staubigen Nachmittagssonne, überall liefen Männer herum, und Waffen- und Munitionsdepots waren von Tarnnetzen überzogen. Es gab auch kompliziertere Maschinen, zum Beispiel die Brückenbauausrüstung der Royal Engineers, die geübt hatten, Fahrbahnen über die Betongräben der Winston-Linie zu legen. Panzer bewegten sich durch dieses Gewühl wie Elefanten an einem Wasserloch. Gary erkannte die Profile von Sherman- und Centaur-Panzern und sogar ein paar gedrungene sowjetische T-34; die Russen hatten darauf bestanden, einen Beitrag zu diesem entscheidenden Vorstoß im Westen zu leisten. All dies ging unter einem von Wolken getüpfelten Himmel vonstatten, durch den Jagdflugzeuge schossen, Spits, Hurricanes, Mustangs und ein paar sowjetische MIGs, die da waren, damit die deutsche Luftwaffe nicht etwa auf dumme Gedanken kam und die Truppenmassierungen zu stören versuchte. Es war ein Schauspiel, das alle Sinne bombardierte.
    Mit jeder Geheimhaltung, dem ganzen Herumkriechen im Dunkeln war jetzt Schluss. Gary, der sich inmitten all dessen völlig verloren vorkam, hatte das Gefühl, dass sich gewaltige Energien sammelten, als wäre eine ungeheure, gespannte Feder kurz davor, gelöst zu werden. Das Kriegsglück hatte sich gewendet. Die Deutschen waren in Afrika und bei Stalingrad
geschlagen worden, die Allierten gewannen den Atlantikkrieg gegen die U-Boote, und die Japaner wurden bei Midway aufgehalten. Nun hatten Roosevelt und Halifax eine Abmachung getroffen, sich zuerst Europa vorzuknöpfen, bevor sie sich der Beendigung des Pazifikkrieges widmeten. In diesem Juli eröffneten die Allierten tatsächlich vier Fronten gegen die Nazis. Im Mittelmeer war eine Invasionsstreitmacht auf dem Weg nach Sizilien, der Beginn einer Operation, die das Ziel verfolgte, Mussolinis Italien zum Kriegsaustritt zu bewegen. Britische und amerikanische Bomber begannen mit intensiven Luftangriffen auf das deutsche Heimatland; das erste große Ziel war Hamburg. Im Osten lieferten sich die Russen mit den Deutschen eine gigantische Panzerschlacht an ihrem Frontbogen bei Kursk.
    Und hier in Großbritannien konnte die Operation Walross beginnen. Gary wusste, dass es in der britischen Presse vernehmliches Murren darüber gegeben hatte, wie lange es nun schon dauerte, die Nazis aus England zu vertreiben. Aber es war ratsam, eine überwältigende Streitmacht zu versammeln, bevor man eine solche Operation in Erwägung zog. Hier und heute sah man das Resultat. Und es war ein erstaunlicher Gedanke, dass all dies nur ein Vorspiel zu dem Hauptereignis im nächsten oder übernächsten Jahr war, wenn England als Ausgangspunkt für die Invasion Europas dienen würde.
    Der Bereitstellungsraum A-C, nur ein paar Kilometer nördlich der großen Schnittwunde der Winston-Linie,
bestand aus zwei Lagern zu beiden Seiten der Quarry Street, der Hauptstraße, die von Guildford aus nach Süden und weiter nach Horsham führte. Die Lager waren von dreifachen Stacheldrahtzäunen umgeben, und die mit ihrem Gepäck und ihrer Ausrüstung beladenen Soldaten wurden durch Tore geführt, die von amerikanischen Posten bemannt waren. Die Pioniere hatten Pewley Green im Osten der Straße und einen Golfplatz im Westen besiedelt, und in der Ferne sah Gary Wasser glitzern; die Lager grenzten an den Fluss Wey. Unteroffiziere dirigierten die Soldaten durch eine Zeltstadt, die sich um zentrale Holzbauten drängte. Alles war grün und braun, Segeltuch, Khakiuniformen und Anstriche, die Farbe des englischen Bodens.
    Sie fanden das Rundzelt, das Gary sich mit Willis und Dougie Skelland teilen würde. Im Innern war das Gras mit Laufbrettern abgedeckt, und es gab einen Kanonenofen. Die drei legten ihre Sachen ab. »Gar nicht so schlecht«, sagte Willis Farjeon. Er inspizierte den Ofen. »Hat jemand noch

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