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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ein bisschen Wasser? Wir könnten uns rasch einen Tee machen.« Die anderen gaben ihm ihre Feldflaschen.
    Dougie Skelland hatte bereits seine Stiefel ausgezogen und einen Glimmstängel zwischen den Lippen. Dougie war ein Veteran der Feldzüge in Afrika und im Nahen Osten. Nach einer Ruhepause zu Hause, in der er sich von der Malaria erholt hatte, war er zu einer neuen Einheit versetzt worden. Seine wettergegerbte Haut war dunkel – der Schmutz, der sich tief darin
festgesetzt hatte, schien nicht mehr herauszugehen, so intensiv er sich auch wusch –, und seine Augen waren schmal von zu viel Wind und Sonne, so dass er etwas Orientalisches an sich hatte. Sie waren allesamt Außenseiter in einem neuen Bataillon, das aus Überlebenden anderer, längst zerschlagener Einheiten zusammengeschweißt war: Gary, der Veteran von Dünkirchen, Willis, ein Flüchtling aus einem Kriegsgefangenenlager, und Dougie, der mit Montgomery gekämpft hatte. Dougie schien es egal zu sein, wohin er geschickt wurde; er war nur betrübt, dass er bei El Alamein nicht dabei gewesen war, das die Kommentatoren allesamt als ersten großen Sieg des Krieges bezeichneten. Aber er konnte sich schneller als jeder andere, den Gary je getroffen hatte, die Stiefel ausziehen und einen Glimmstängel in den Mundwinkel klemmen.
    »Die Wachposten am Zaun sind alle Amerikaner«, sagte Dougie jetzt. »Seht ihr das?« Er hatte einen leichten, singenden schottischen Tonfall. »Sicherheitsmaßnahme wegen des W-Tags, wisst ihr. Die Yanks trauen keinem.«
    »Na und?«, meinte Willis. »In amerikanischen Lagern kriegt man das Beste, das hab ich jedenfalls gehört. Ein riesengroßes NAAFI. 6 «
    »PX«, brummte Gary. »Bei denen heißt es PX.«

    »Hörsaalgroße Instruktionsräume. Warme Duschen. Kinos!«
    »Du bist wirklich ein Wichser, was, Farjeon?«, knurrte Dougie.
    »Klar, bin ich«, sagte Willis fröhlich. »Aber es ist ein großes Lager. Da hoffe ich, ehrlich gesagt, dass heute Nacht ein bisschen mehr abgeht als die ewige Nudelwürgerei. Wie ich höre, sind manche der Polen für ein Päckchen Kippen zu allem bereit.« Er zwinkerte Gary zu. »Genau wie im Stalag.«
    Dougie schaute angewidert drein.
    Gary schüttelte den Kopf. »Lass dir von dem nicht auf den Nerven rumtrampeln, Dougie. Der will dich mit dieser Scheiße bloß verarschen.«
    »Das Problem ist«, sagte Dougie kalt, »ich weiß nicht, ob du ’n verdammter Arschficker bist oder nicht, Farjeon. Ich hab gesehen, wie du diese Yankie-Nutten in Aldershot angemacht hast. Was willste mit ’ner Mieze, wenn du ’n Tuntenficker bist?«
    »Er macht’s mit Männlein und Weiblein«, sagte Gary.
    »Also, davon hab ich noch nie was gehört«, meinte Dougie.
    Willis grinste. »Gibt’s in Edinburgh keine Leute wie mich, Dougie? Ich bin ein Herzensbrecher. Und Schließmuskelzerreißer.«
    »Für dich ist das alles bloß ein Spiel, stimmt’s, Willis?«, warf Gary ein.
    »Solche wie den hab ich schon gesehen«, sagte Dougie. »Können jemanden im Kampf Mann gegen Mann killen und sich ’nen Spaß draus machen. Arschlöcher
wie der leben im Kampf nicht lange. Ist jedenfalls meine Erfahrung.«
    Willis lachte ihn aus. »Werd mich dran erinnern, wenn ich ›Auld Lang Syne‹ singe und dir Erde auf dein kaltes totes Gesicht schaufle, Dougie. Gebt mir eure Becher.«
    Danny Adams streckte den Kopf zum Zelt herein. »’n Abend, Ladys. Ihr macht’s euch gemütlich, wie ich sehe.« Gary kannte Adams seit dem Stalag, aus dem der ehemalige Rangälteste 1942 zusammen mit Willis geflohen war; er hatte noch denselben breiten Liverpooler Akzent wie eh und je.
    »Könnte schlimmer sein, Sarge, könnte schlimmer sein«, sagte Willis.
    »Schnauze, Betty Grable. Okay, zwei Sachen, die ihr wissen müsst. Das ist ein geschlossenes Lager. Das heißt, auch wenn General Brooke persönlich versuchen sollte, von hier zu verschwinden, würde ihm die US Army den Arsch wegballern. Sicherheit. Kapiert?«
    »Verstanden«, sagte Gary.
    »Zweitens. Eure endgültigen Operationsanweisungen kriegt ihr in Zelt F.« Er machte eine unbestimmte Handbewegung in Richtung des Golfplatzes. »Ihr werdet’s schon finden, folgt einfach den anderen Mädels. Achtzehn Uhr, und wenn ihr zu spät kommt, ballere ich euch den Arsch weg. Ach, und um einundzwanzig Uhr kommt der Kaplan vorbei. Noch Fragen?«
    »Ja«, sagte Willis. »Kommen Sie schon, Sarge. Wie sieht der Plan aus? Jetzt, wo wir alle hinter Stacheldraht sitzen …«

    Adams warf ihm einen Blick zu.

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