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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Ganz einfach. Im Westen sind wir, die britische Zweite Armee und die kanadische Dritte unter General Brooke. Im Osten sind die amerikanische Erste und Dritte unter Hodge. Wir umgehen das Hochland, ziehen südlich am Weald vorbei und treffen uns irgendwo in der Nähe von Hastings  – wir kommen von Westen, die Yanks von Osten. Eine Zangenbewegung, klar? Da die Nazis dann von den Häfen abgeschnitten sind und schon von der amerikanischen und britischen Luftwaffe sowie von der Navy unter Beschuss genommen werden, geht’s bloß noch ums Aufwischen. Wer als Erster in Hastings ist, stellt das Bier kalt.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass es die Yanks sind«, sagte Willis.
    »Vergessen Sie nicht, Ihre Malaria-Pillen zu nehmen, Skelland. Und kommt nicht zu spät zur Einsatzbesprechung.« Er verschwand aus dem Zelt.
    »Ja, Mutti«, sagte Dougie.
    »Was für eine aufregende Zeit uns bevorsteht«, meinte Willis trocken.
    »Kursk«, sagte Dougie Skelland nachdenklich. »Da müsste man sein, wenn man’s gern ein bisschen dramatisch hätte. Eine Million Männer auf jeder Seite, ein einziges Schlachtfeld, größer als Wales. Dieser Krieg wird im Osten entschieden, nicht durch diese Westentaschen-Operation.«
    »Dann seien wir mal froh, dass wir das Onkel Joe überlassen können«, schloss Willis und zog sich mit angestrengtem Grunzen die Stiefel aus.

VII
    4. Juli
    Nur wenige der Männer in den Splittergräben hatten in dieser Nacht Schlaf gefunden. Man erkannte es an den leisen Stimmen im Dunkeln.
    Als der Tagesanbruch nahte, hockte Ernst mit Heinz Kieser und Carl Fischer zusammen. Heinz rauchte wie besessen; er klemmte sich die Zigaretten zwischen die Stümpfe seiner abgerissenen Finger und schirmte die Glut mit seiner gesunden Hand ab. Sie waren nicht weit südöstlich des Ersten Ziels, in einem Wäldchen bei einem Ort namens Shamley Green, auf gerader Linie zwischen Guildford und Horsham. Eine sanfte Brise ließ die Zweige der Bäume über ihnen rascheln. Alles war dunkel, nicht einmal ein kurzes Aufblitzen einer Taschenlampe gab ihre Position preis.
    Obwohl es eine Sommernacht war und sie genug Zeit gehabt hatten, ihre Gräben mit etwas Holz und Wellblech auszukleiden, fror Ernst, und er war dankbar für die Wärme der anderen Männer in seiner Nähe. So war es Nacht für Nacht gewesen, während sie auf den Vorstoß der Alliierten warteten.
    Gegen fünf Uhr kamen zwei Meldegänger mit Eintopf
und Suppe. Die Feldküchen lagen so weit hinter den Linien, dass der Eintopf immer klumpig und kalt war, wenn er ausgeteilt wurde. Die Männer aßen ihr hartes Kommissbrot dazu, und das Klirren der Blechlöffel in den Schüsseln bildete einen Kontrapunkt zu ihren leisen Gesprächen.
    »Hört sie euch an«, sagte Fischer leise. »Die Männer. Sie machen sich Sorgen, das merkt man. Sie wissen, dass sie schlafen müssen. Wer weiß schon, wann einer von uns wieder schlafen wird, wenn die Amerikaner kommen?«
    »Ob «, knurrte Heinz. »Ob einer von uns wieder schlafen wird.«
    »Und sie werden nervös, wenn der Schlaf nicht kommt. In gewissem Sinn macht die ganze Inaktivität, das ganze Warten alles bloß schwerer.«
    Das war Fischer mit seiner typischen Weichheit, was die Stimmung seiner Männer betraf. Aber Ernst wusste, dass es stimmte. Man konnte nur so und so viele Gräben ausheben, so und so viele Telefonkabel verlegen, nur so und so oft seine Lederstiefel und seinen Gürtel polieren.
    Er schaute nach Nordwesten, wo die Armeen der Alliierten in dieser Nacht schlummern mussten, nur ein paar Kilometer entfernt. Die Stimmung hätte sich nicht stärker von jener bei der Invasion 1940 unterscheiden können, seinem letzten Fronteinsatz. Nach der Stalingrad-Katastrophe und den wachsenden Verlusten im Osten waren in den vergangenen Monaten kontinuierlich Männer und Kriegsmaterial aus der
Garnison in Albion abgezogen worden. Wer war jetzt noch übrig, um den Tommies und den Amis entgegenzutreten? Etappenhengste wie er, die einen Großteil des Krieges am Schreibtisch in Hastings verbracht hatten, zweitklassige Soldaten wie Fischer, die mit ihrer Weichheit und Gefühlsduseligkeit jede Chance auf Beförderung verspielt hatten, und an Körper und Seele beschädigte Ostfront-Veteranen wie Heinz. Dazu ein paar aus Polen und der Tschechoslowakei herübergeschaffte Kriegsgefangenenbataillone sowie alle Wehrpflichtigen aus der lokalen Bevölkerung, die die SS hatte auftreiben können – größtenteils Mitglieder der HJ, wie es hieß. Leute aus

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