Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Jahrhundert. Mehrmals werden ›Gottes Maschinen‹ und kommende Kriege erwähnt, und schließlich kommt das zentrale Gebot: ›All dies habe ich miterlebt/Und meine Mütter auch./Schickt den Täuberich nach Osten! Oh, schickt ihn nach Osten!‹«
    »Und Sie meinen, diese beiden Botschaften würden Ereignisketten in Gang setzen, die im Werdegang von Christoph Kolumbus zusammenlaufen. Und was dann?«
    »Sie müssen sich in Erinnerung rufen, dass Kolumbus nicht nur Forscher war, sondern auch militanter Christ. Er glaubte, er würde in westlicher Richtung nach Asien segeln. Er wollte neue Handelswege entdecken und dadurch reich werden. Aber er träumte auch davon, den Kampf mit dem Islam aufzunehmen, der damals in Europa auf dem Vormarsch war. Er hatte einen Brief des spanischen Königspaares an den mongolischen Khan dabei und hegte die Hoffnung, sie könnten sich zusammentun.«
    »Und den Islam in einer Zangenbewegung zerquetschen. Guter Plan. Pech für ihn, dass Amerika im Weg lag! Aber ich glaube, ich verstehe, worauf Sie damit
hinauswollen. Hätte er diese Superwaffen von unserem Freund Aethelmaer besessen …«
    »Hätte er vielleicht gar keine Notwendigkeit gesehen, die Mongolen ins Boot zu holen. Mit solchen Waffen hätte er seine Träume von der Fahrt nach Westen womöglich aufgegeben und sich stattdessen nach Osten gewandt, um den Islam direkt anzugreifen. In Europa wäre ein neues Zeitalter von mit anachronistischen Waffen angeheizten Kreuzfahrten und Gotteskriegen angebrochen, die horrende Zerstörungen mit sich gebracht hätten. Und obwohl mit Sicherheit andere nach Amerika gefahren wären, hätte sich daraus vielleicht nichts den heutigen Vereinigten Staaten Vergleichbares entwickelt.«
    »Also, Amerika abgetrieben – aber Europa dabei zerstört. Was hätten die Nazis davon?«
    Mary zuckte die Achseln. »Sie halten ebenso wenig vom Islam wie von der ›jüdisch-christlichen Verschwörung‹. Der übliche arische Unsinn. Es ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber sie wären möglicherweise ganz froh über die Auslöschung der mittelalterlichen Geschichte.«
    »Erstaunlich. Kompliziert. Dreist! Aber es hat nicht funktioniert, nicht wahr?«
    »Offenbar nicht«, sagte sie. »Andererseits … vielleicht sind diese Botschaften in unserer Gegenwart auch noch gar nicht zurückgeschickt worden .«
    »Aber wir finden Spuren von ihnen in Geoffreys Lebenserinnerungen.«
    »Nun ja, wir haben ja auch das Menologium gesehen,
bevor Trojan es zurückgeschickt hat. Ich behaupte nicht, dass ich das alles verstünde, Tom!«
    »Na schön. Ich werde meinen Informationsquellen Dampf machen und herauszufinden versuchen, was Trojan im Schilde führt – insbesondere, ob er an so etwas Ähnlichem wie diesen Botschaften arbeitet, die Sie in den Dokumenten entdeckt haben. Und dann müssen wir eine Entscheidung treffen, was wir wegen all dem unternehmen wollen.«
    Mary faltete ihre Notizen zusammen. »Ich würde sagen, das ist klar. Den Webstuhl zerstören, bevor er noch einmal benutzt werden kann.«
    »Ja, natürlich«, sagte er weise. »Deshalb habe ich Ihren Sohn, Gary, angefordert. Die Sicherheitsmaßnahmen um Richborough herum sind seit unserem Überfall im Jahr ’41 so scharf wie das Gebiss eines Säbelzahntigers. Aber die Operation Walross bietet uns eine erstklassige Chance. Wir könnten – vielleicht noch vor der Hauptfront der Gegeninvasion – ein kleines, gut ausgebildetes und hochmotiviertes Team reinschicken und zuschlagen, bevor sie überhaupt merken, dass wir da sind.« Er tippte sich mit dem Pfeifenstiel gegen die Zähne. »Aber wir müssen für alle Eventualitäten planen. Angenommen zum Beispiel, wir kommen zu spät, um zu verhindern, dass dieser Kodex zurückgeschickt wird. Was dann? Blockieren wir das Eadgyth-Material?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht recht. Keine Ahnung, was für einen Schaden die Kodex-Maschinen ohne das Eadgyth-Testament in der Geschichte anrichten
könnten. Vielleicht wäre es besser, in der Aufzeichnung eine minimale Veränderung vorzunehmen. Das Testament zu sabotieren, statt es zu vernichten. Es in den Befehl zu verwandeln, Kolumbus nach Westen statt nach Osten zu schicken.«
    »Im Krieg zahlt es sich immer aus, einen Plan B zu haben. Ich wüsste gern, ob Sie diese Möglichkeiten für mich durcharbeiten würden.«
    Sie überlegte. »Vielleicht könnte ich mir eine Warnung ausdenken, was auf einen zerstörerischen europäischen Krieg im fünfzehnten Jahrhundert

Weitere Kostenlose Bücher