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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Wehrmachtssoldaten wurde erwartet, dass sie ihr Leben opferten, um die Flucht der SS zu decken. Fischer sagte: »Die SS nimmt die Gefangenen mit.«
    »Warum erschießen wir die Scheißkerle nicht gleich hier?«, fragte Heinz.
    »Den SS-Offizieren liegt daran, dass ordnungsgemäß verfahren wird.«

    »Quatsch«, sagte Heinz. »Denen liegt was an ihren eigenen Ärschen. Sie wollen kein weiteres Massengrab hinterlassen, wenn Tommy und die Amis nur noch einen halben Tag entfernt sind.«
    »Wie auch immer, so lauten unsere Befehle. Formiert euch.« Fischer ging umher, blies in seine Pfeife und rief seine Männer zusammen. »Formiert euch! Formiert euch!«
    Ernst blickte sich noch einmal nach Jack um. Aber die Gefangenen waren bereits auf einen Truppentransporter verfrachtet worden, der mit aufheulendem Motor nach Süden raste.

XI
    Gary erreichte den Stützpunkt erst gegen drei Uhr nachmittags. Er überspannte die Straße nach Battle, drei, vier Kilometer nördlich von Hastings, in der Nähe eines Weilers namens Telham.
    Es war ein gewaltiger Bunker, ein Betonblock, der kompromisslos mitten in die englische Landschaft gepflanzt worden war. Ein dreifacher Drahtzahn umgab ihn, und die kahle Erde zwischen dem Zaun und dem Bauwerk war zweifellos mit Minen und anderen Scheußlichkeiten gespickt. Die Deutschen bauten wirklich gut, das musste man ihnen lassen. Auf dem Dach hatten sie eine eindrucksvolle Flakstellung errichtet, aber die war bereits aus der Luft ausgeschaltet worden und nur noch ein Gewirr aus verbogenem Metall.
    Unmittelbar bei dem Betonklotz fand ein Feuergefecht statt. Verirrte Kugeln kamen angepfiffen, und hin und wieder hörte man das dumpfe Krachen eines Mörsers. Die Deutschen im Bunker schlugen sich offenbar immer noch tapfer. Aber Gary sah, dass ein Wolverine, ein großes mobiles Geschütz, vor dem Bunker in Stellung gebracht worden war. Es feuerte ein Geschoss nach dem anderen ab und schlug Krater in die Betonmauer. Hinter dem Wolverine stand ein stiller
Sherman mit kompakten Schultern. Er war wie ein riesiges, sprungbereites Tier, dachte Gary.
    Die Landschaft in der Umgebung war von den Trümmern des Kampfes übersät. Ausgebrannte Panzer, mobile Geschütze und Panzerfahrzeuge – Personenwagen und LKWs – säumten die Straße, auf der Gary und seine Kameraden näher kamen. Man hatte sie beiseitegeschoben, um den Weg frei zu machen. In einem Feld waren Leichen aufgeschichtet. Einigen hatte man Jacken übers Gesicht gelegt, anderen jedoch die Stiefel ausgezogen und Schulterstücke und andere Andenken abgenommen.
    Sie machten neben einem ausgebrannten Sherman-Panzer unweit des Bunkers halt. Während Danny Adams nach vorn kroch, um die Lage zu sondieren, kauerten sich Gary, Willis und der Rest ihres Zuges in den Schutz des Panzers.
    Sie tauschten Zigaretten; der Rauch vertrieb den Gestank von verbranntem Öl und Gummi aus Garys Nase. Willis machte ein kleines Nickerchen. Sie waren alle erschöpft, auch wenn das Hochgefühl des Vormarschs sie aufputschte.
    Adam kam zurückgekrochen. »In Ordnung, Leute, es sieht folgendermaßen aus. Wir haben den Bunker umzingelt, die Funkmasten runtergeschossen und die Telefonleitungen durchgeschnitten. Die Jerrys sind da drin isoliert, und allmählich müssen ihnen Munition und Brennstoff ausgehen. Aber sie kämpfen immer noch.« Er warf ein paar Striche auf ein Stück Papier. »Eigentlich sind das drei aneinandergebaute Landarbeiterhäuschen.
Die Nazis haben das Ensemble mit Beton verkleidet. Drinnen werdet ihr jede Menge kleiner Zimmer, Durchgänge und Kellerräume finden. Draußen läuft dieser dreifache Zaun ums Gelände, und die gesamte Fläche zwischen Bunker und Zaun ist vermint.«
    »Reizend«, sagte Willis.
    »Schnauze, Betty Grable. Für uns heißt das: Sobald diese Mauer nachgibt, sind wir einer der Stoßtrupps, die aufs Gelände vordringen.« Adams malte mit seinem Bleistift Pfeile aufs Papier. »Wir gehen hier rein, durch den Westzaun. Wir haben eine Pioniereinheit dabei, die den Draht durchschneidet, und dann arbeiten wir uns mit ein paar Bangalores durchs Minenfeld. Beim Bunker gehen wir rein, wenn wir können, und die Pioniere rücken mit ihren Hacken der Mauer zu Leibe. Währenddessen räumen weitere Pioniere in unserem Rücken eine Schneise für den Sherman dort frei. Gleichzeitig geht ein Kommando der Marineinfanterie von der Ostseite aus rein. Irgendwelche Fragen?«
    »Darf ich ins Stalag zurück?«, sagte Willis.
    »Nein.«
    Ein kehliges Grollen

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