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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gegen sechs Uhr abends, wurden die Gefangenen dann zu einem weiteren Appell herausgerufen und nahmen Aufstellung hinter ihren Rangältesten.
    Gary versuchte, Willis Farjeon aus dem Weg zu gehen, aber der RAF-Mann arbeitete sich zu ihm vor,
während die Männer sich formierten. »Abend, Dünkirchen-Springinsfeld.«
    »Was ist hier los, Willis?«
    »Keine Ahnung, alter Knabe.«
    »Und wo ist Hans Gheldman?«
    »Ah. Meinst du nicht ›Ben‹? Oh, mach nicht so ein erschrockenes Gesicht. Er hat mir seine Geheimnisse schon vor langer Zeit offenbart. Wir standen uns nah, weißt du. Tja, sie haben ihn erwischt, so viel steht fest. Er ist Jude, oder? Dieser süße kleine beschnittene Schniedel ist ziemlich verräterisch.«
    »Ich weiß nicht, warum die SS ausgerechnet nach ihm gesucht hat.«
    »Schon komisch, was?« Willis seufzte. »Tja, er wird mir fehlen.«
    »Ich sollte dir den verdammten Kopf abreißen«, zischte Gary.
    Willis zwinkerte. »Tu, was du nicht lassen kannst. Aber ich habe ihm nichts zuleide getan, weißt du. Na ja, ich hab ihn ein bisschen rumgeschubst. So bin ich nun mal. Aber er hat sich’s gefallen lassen, denn so ist er nun mal. Du kennst ihn doch bestimmt gut genug, um das zu wissen. Der unterwürfige Typ, unser Ben! Wir haben beide bekommen, was wir wollten, denke ich. Aber das spielt alles gar keine Rolle. Es hat nicht die geringsten Auswirkungen auf seine Beziehung zu dir gehabt.«
    Gary runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    Willis musterte ihn. »Ach, komm schon. Du bist derjenige, den er wirklich liebt, der arme Ben. Das weißt du doch!«

    Gary war so schockiert, dass ihm die Worte fehlten.
    Die Rangältesten ließen sie strammstehen. Sie machten kehrt und marschierten aus dem Lager, vielleicht zweihundert Männer, die meisten der Stalag-Insassen.
    Sie nahmen den Weg, den Gary und sein Kommando jeden Tag nach Richborough und zur Baustelle des Monuments gefahren wurden. Heute jedoch gingen sie die wenigen Kilometer zu Fuß. An der Spitze und am Ende der Kolonne fuhren Lastwagen, in denen bewaffnete Soldaten saßen, die die Männer im Auge behielten. Außerdem wurden sie von weiteren Wachen begleitet, die neben ihnen hergingen, Wehrmachtsangehörige und SS-Leute, einige mit Hunden.
    Der Abend dunkelte, und die Wachen hatten Fackeln. Der Himmel war bewölkt, die Luft jedoch frisch und trocken, und Gary glaubte, das Meer riechen zu können.
    »Wie wär’s mit einem Lied, Jungs?«, rief Joe Stubbs.
    »Lass gut sein, Stubbsy.«
    »›The Huns were hanged, one by one, parleyvous …‹«
    Die Deutschen in Garys Nähe schauten nervös drein.
    »Das reicht, Stubbs«, sagte Danny Adams.
    »Ach, kommen Sie, Sir. ›The Huns were hanged, one by one/Every bloody mother’s son/inky stinky Hitler too …‹«
    Ein SS-Offizier kam im Laufschritt herbei. Die marschierenden
Männer blieben verwirrt stehen; es gab laute Rufe. Mit einer behandschuhten Hand packte der SS-Mann Stubbs an den Haaren, zerrte ihn aus der Kolonne und zwang ihn auf die Knie. Er presste die Mündung seiner Luger an Stubbs’ Schläfe.
    Danny Adams war sofort da. Er versuchte, sich zwischen Stubbs und den Deutschen zu drängen. »Don’t shoot! Nicht schießen! «
    Der SS-Mann funkelte Adams zornig an. Dann hob er seine Luger und ließ den Kolben auf Stubbs’ Schädeldecke niedersausen. Es gab ein Knacken, als breche die Schale eines gekochten Eis auf. Stubbs sackte vornüber zu Boden. Zwei Wachposten der Wehrmacht, reguläre Soldaten aus dem Lager, eilten herbei, hoben ihn auf und trugen ihn zu einem der Lastwagen.
    Adams sah den SS-Mann an. Sein Gesicht war finster. »Nach dem Krieg, Standartenführer Trojan. Nach dem verdammten Krieg .«
    Der SS-Mann grinste nur. Er wischte den Kolben der Luger im Gras ab und steckte sie wieder ins Halfter. »Mag schon sein. Aber heute – keine Fisimatenten mehr.«
    Adams wandte sich an seine Männer. »Bringen wir diese Angelegenheit einfach hinter uns, ohne weitere Dramen. Formiert euch. Stillgestanden! …«
    Schockiert, wütend und in gedrückter Stimmung marschierten die Männer weiter in die Nacht.
    Gary hörte das Gemurmel der Menge, noch ehe sie nach Richborough kamen. Das Areal im Innern der alten römischen Verteidigungsanlage war in helles
Scheinwerferlicht getaucht; im Schatten tuckerten Generatoren vor sich hin. Irgendwo im grellen Lichtschein spielte eine Kapelle einen sentimentalen deutschen Walzer.
    Die Gefangenen wurden zusammen mit ihrer Eskorte in eine Ecke des Geländes

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