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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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dem Teepreis in China zu tun?« Er ließ den Blick wieder über den Text schweifen.
    Ruf ins Gedächtnis dir die Wahrheiten, die wir für selbstverständlich halten –
    Ich sage dir, dass alle Menschen gleich und frei erschaffen sind, mit
    Rechten, unveräußerlich, vom Schöpfer ihnen zugeeignet;
    Etwa dem Recht auf Leben, Freiheit und aufs Glücksbestreben.
    O in die Zeit verwobnes Kind, versuch die Wurzel auszureißen!
    »Hmm. Verdammt, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor …«
    Sie lächelte. »Ein Amerikaner würde die Anspielung sofort erkennen.«
    »Ah. Mal sehen, ob ich’s noch weiß. ›Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten
ausgestattet sind; dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.‹ Die Unabhängigkeitserklärung.«
    »Genau.«
    »Guter Gott …« Dann schienen ihm abrupt die Implikationen bewusst zu werden, und er saß einen Moment lang schweigend da. »Ich glaube, jetzt gibt es neben Gödels Verbannung der Zeit noch etwas anderes, was mich nachts wach halten wird … Ein Mensch unserer Zeit hat das also ins vorrömische Britannien zurückgeschickt? Warum? Um in der Eisenzeit demokratische Werte einzuführen?«
    »Schon möglich. Aber die wichtige Frage ist nicht warum, sondern wer, Tom.«
    »Vielleicht Bens Freund Rory O’Malley.«
    »Ja. O’Malley war ein idealistischer Ire und ein großer Bewunderer der Vereinigten Staaten. Obendrein war er ein vom Glauben abgefallener Katholik. Er ist inmitten einer Menge konfessioneller Spannungen aufgewachsen. Bevor er nach Spanien gegangen ist, wo er Ben kennenlernte, hat er in den Vereinigten Staaten mit einer ganzen Reihe von Artikeln die unterdrückerische Natur der Kirche und die Schandtaten angegriffen, die im Namen der organisierten Religion verübt wurden.«
    »Hmm. War es nicht Konstantin, der das Christentum zur römischen Staatsreligion erhoben hat?«
    »Ja, in der Tat. Sie sehen, man kann eine lose Indizienkette aufstellen, derzufolge das Nectovelin-Dokument von O’Malley stammt, der die Etablierung der
Kirche durch Konstantin verhindern wollte. Er hat es sogar ins Jahr 4 vor Christus zurückgeschickt, ins Geburtsjahr Jesu Christi, um die Verbindung zum Christentum herzustellen.«
    »Aber O’Malley ist tot. Und falls es jemals eine Aufzeichnung darüber gegeben hat, dass er irgendwelche Materialien in die Vergangenheit zu übertragen versuchte, so ist auch sie verloren. Unsere Agenten haben alles unter die Lupe genommen, was O’Malley in Princeton hinterlassen hat. Wie alle Nazis ist Julia Fiveash nämlich überaus gründlich …« Mackie schnippte mit den Fingern. »Aber da ist ja auch noch Ben Kamen. Falls Rory ihn benutzt hat, müsste er wissen, was übermittelt worden ist.«
    »Ja«, sagte Mary. »Genau. Ben wusste, was in seinen Kopf gestopft worden war. Und als er dieser Spur folgte, ist er auf Geoffrey Cotesfords Nachforschungen gestoßen.«
    »So, so. Noch ein Grund mehr, uns diesen jungen Mann zu schnappen, wenn wir können.«
    »Ich wünschte wirklich, wir besäßen ein vollständigeres Exemplar der Prophezeiung«, sagte Mary. »Es könnte weitere Indizien enthalten. Zum Beispiel ein Akrostichon.«
    »Ein was?«
    »Ein Merkmal, das die Gelehrten der Antike und des Mittelalters ansprach. Man formuliert einen Text so, dass die ersten oder vielleicht auch letzten Buchstaben der Zeilen ein neues Wort oder einen neuen Satz ergeben. Aber dieses Dokument ist auch nicht
annähernd vollständig genug, um das erkennen zu können …«
    Er befingerte die Papiere. »Und was hat Ihr Freund Geoffrey noch ausgegraben?«
    »Einen Haufen Material. Ich bin noch dabei, es zu untersuchen. Vielleicht ist nicht alles von Belang. Aber das hier schon, glaube ich.« Sie legte ihm ein weiteres Dokument vor, eine andere Prophezeiung. Sie war in Altenglisch abgefasst, mit einer modernen Übersetzung. »Das Menologium der Seligen Isolde«, lautete der Titel. »Es ist einigermaßen vollständig.«
    Mackie las ein Stück.
    Dies sind die Großen Jahre / von Gottes Kometen
Majestätisch und schön / im Dach der Welt
Erhellt Schritt für Schritt er / den Weg zum Reich  …
    »Wer war diese Isolde?«
    »Offenbar eine Verwandte Nectovelins, Generationen nach ihm. Die familiäre Verbindung könnte von Bedeutung sein – eine vererbte Empfänglichkeit.«
    »Und was ist ein Menologium?«
    »Eine Art

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