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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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als Kind auf einer Wiese herumtollt?«
    »Wundervoll, ja«, sagte Mary. »Aber stimmt es auch?«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Nazis es ernst nehmen. Sie haben deswegen sogar getötet.«
    Mary war schockiert. »Wer hat das getan?«
    »Kein Deutscher. Eine Britin namens Julia Fiveash. Mitglied der SS. Hat an der Invasion teilgenommen – auf Seiten der Deutschen.«
    »Ich weiß«, sagte Mary. »Ich bin ihr begegnet.«
    »Herrje, wirklich?« Mackie hörte zu, während sie ihm die Geschichte erzählte, wie sie in Battle auf Fiveash und deren Komplizen Josef Trojan gestoßen war. »Nun, das könnte nützlich sein. Eine ganz üble Kundin, diese junge Dame. Und jetzt«, sagte er, »glauben wir, dass die beiden in einem Nazi-Forschungszentrum in Richborough sind. Dorthin haben sie Ben gebracht. Er hat es geschafft, sich fast ein ganzes Jahr lang in einem Kriegsgefangenenlager zu verstecken, wie es scheint. Aber schließlich haben sie ihn aufgestöbert.«
    »Und deshalb meinen Sie, dass die Zeit drängt – deshalb haben Sie jetzt Kontakt zu mir aufgenommen.«

    »Ja. Denn wissen Sie, wenn die Nazis Ben haben, haben sie vielleicht alles, was sie brauchen, um ihren elenden Plan in die Tat umzusetzen – sofern überhaupt etwas daran ist.« Er stand auf, die Pfeife in der Hand. »Ich fühle mich ein bisschen ausgelaugt, Sie nicht auch? Ich glaube, ich könnte einen kleinen Spaziergang vertragen. Außerdem sollte ich Ihnen noch etwas von unserer hiesigen Arbeit zeigen …«
    Er führte sie zu einem Gebäude, das wie eine umgebaute Scheune aussah; es war aus Stein errichtet, und sie fragte sich, ob dies das Gebäude mit dem römischen Gott in der Wand war, aber Mackie erwähnte es nicht. Im Innern schien man die Scheune in eine Werkstatt umgewandelt zu haben; die Wände waren mit weiß getünchtem Holz vertäfelt, und Glühbirnen, die von der Decke hingen, spendeten helles Licht. Mary vermutete, dass die Festung ihren eigenen Generator besaß, denn keine Glühbirne, die am öffentlichen Stromnetz hing, leuchtete heutzutage derart hell. »Wir bemühen uns, diesen Raum sauber zu halten«, sagte Mackie leise. »All die kleinen Teile, wissen Sie …«
    Im Zentrum des Raumes stand ein Tisch mit einer ausgeklügelten mechanischen Apparatur darauf, einem rechteckigen, aus feinen, grün lackierten Metallstreifen zusammengeschraubten Konstrukt mit winzigen Rollen, Zahnrädern, Motoren und Schnüren – und zwei Scheiben in einer Ecke, die aus Mattglas zu bestehen schienen. Umfangreiche, fertig vorbereitete Diagramme lagen auf Zeichentischen, die wegen der guten Sicht direkt unter den Glühbirnen standen. Es sah
alles sehr kompliziert, aber auch spielzeugartig aus, eher wie ein Modell statt wie etwas von eigenständiger Bedeutung. Aber es wurde sehr ernst genommen, stellte Mary fest. An den Wänden reihten sich Borde mit Ersatzteilen und Regale mit winzigen Schraubenziehern und Schraubenschlüsseln.
    »Haben Sie eine Ahnung, was Sie da vor sich sehen?«, fragte Mackie
    Mary zuckte die Achseln. »Irgendein Spiel?«
    »Nicht ganz, aber beinahe. Wir leben in einer mathematischen Zeit, Mary – dies ist sogar ein mathematischer Krieg. Und wir brauchen neue mathematische Techniken, um mit all dem fertig zu werden. Es gibt eine Klasse von Analysen auf Grundlage von Differentialgleichungen, die …«
    »Bitte, Captain. Gödel und seine Unentscheidbarkeit reichen mir für einen Tag.«
    »Natürlich. Aber angenommen, Sie wollen die Flugbahn eines Geschosses berechnen, das von einem neuartigen Geschütz abgefeuert wird. So etwas braucht man für Schusstafeln, wie Sie sich vorstellen können. Nun kann man den Impuls des Treibmittels, den Winkel des Laufs, Schwerkraft, Luftwiderstand und so weiter auflisten. Aber um herauszufinden, wie das Geschoss fliegen wird, muss man all das Schritt für Schritt zusammensetzen, um die Flugbahn als Ganzes zu ermitteln.«
    »Und das macht dieses Ding, ja?«
    »Wir nennen es Differentialanalysator. Es ist eine Art mechanisches Gehirn, wenn man so will. Man kann seine Wünsche mit diesem Schreibstift eingeben
 – sehen Sie, man schiebt ihn per Hand an diesen Kurven hier entlang. Die Bewegung wird durch die Hebel und Zahnräder und so weiter auf die Glasscheiben übertragen; die Drehbewegung dieser Scheiben ist, grob gesagt, ein Modell der interessierenden Variablen  – ich meine der Zahlen, die die Flugbahn des Geschosses beschreiben, oder was auch immer.«
    »Na schön. Und wozu dient es

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