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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Leben zu erwecken.
    »Sei nicht so eine Memme«, grummelte sie.
    Er beugte sich vornüber und presste sich seine taube Hand an die Brust. Er starrte zu Boden, unfähig, ihr in die Augen zu sehen. Chad verstand so gut wie nichts von der schwarzen Magie, an der sie sich versuchten. Sie sagte ihm einfach, was er tun sollte – und er tat es. Es hatte mit nacktem Singen angefa n gen, was ihm sehr gut gefallen hatte, obwohl es auch bedeutete, lange Folgen zungenbr e cherischer Silben auswendig zu lernen. Und es wurde immer seltsamer und unheimlicher. Was ihn nicht zu sehr störte, solange er und Tammy Zeit zusammen verbringen konnten. Auch wenn Sex viel damit zu tun hatte, so war das nicht der einzige Grund. Er mochte sie. Oder zumindest hatte er das einmal.
    Er tat es noch, musste er sich eingestehen. Auch wenn sie ihm jeden Tag mehr Angst machte, weil die Dunkelheit in ihrer Seele mit ihren übernatürlichen Kräften wuchs. Sie konnte das gut, diese Dunkelheit unter einer Schulmä d chenfassade verbe r gen. Aber entweder war die Dunkelheit dabei, sie zu überwält i gen , oder er verstand es einfach nur besser, sie zu erkennen. Was es auch war, er wusste nicht, wie lange er so tun konnte, als würde er sie nicht sehen.
    Und dann kam noch dieses ganze Ende-der-Welt-Dilemma hinzu. Er war kein großer Fan der Welt – und die Stelle, dass man ein lebender Gott wurde, klang ziemlich cool. Aber er hatte seine Zweifel.
    »Was ist, wenn es nicht funktioniert?«
    »Es wird funktionieren.«
    »Aber du hast gesagt, dass dieser rituelle Kram, den wir m a chen werden, diese bösen Dämonen auf die Erde holen wird.«
    »Alte Götter«, korrigierte sie ihn. »Nicht Dämonen.«
    »Egal. Diese alten Götter kommen also auf die Erde und werden so dankbar sein, dass sie uns all diese Macht geben werden, nur weil wir sie befreit haben.«
    »Das ist richtig.« Sie setzte ein höhnisches, herablasse n des Grinsen auf.
    »Aber du hast gesagt, sie werden auch die Welt zerst ö ren.«
    Sie rieb sich die Augen. Sie hatte es satt, ihm das ständig zu erklären. »Sie werden sie neu schaffen, die Verdorbe n heit der Menschheit zunichte machen und sie nach ihrem Bild formen.«
    Chad bemühte sich, einen Unterschied zu finden. »Kein V e gas mehr?«
    »Kein Vegas mehr.«
    »Und diese alten Götter-Typen, die sind böse, stimmts?«
    »Gut und böse sind menschliche Zwänge. Die alten Gö t ter stehen jenseits von Moral.«
    »Äh … genau. Also, ich glaube, was ich versuche zu fragen, ist: Wenn diese Gott-Typen so mächtig und ohne Zwänge sind, wie sollen wir dann wissen, dass sie ihren Teil des Geschäfts auch einlösen werden?«
    »Das werden sie.«
    »Aber warum bist du da so sicher?«
    Ihre Stimme verfiel in heiseres Flüstern. »Weil ich es weiß.«
    Chad fühlte sich kaum beruhigt.
    Tammy spürte seine Zweifel. Und sie hatte wenig G e duld mit Ungläubigen. Ihre gekürzte Ausgabe des Necr o nomicon enthielt ein kurzes Kapitel über Sektenerhaltung. Es zeigte eine einfache und effektive Methode auf, wie man mit skeptischen Anhängern umging .
    »Es ist unvermeidlich, dass jede Sekte gelegentlich von Jüngern anfechtbaren Glaubens belagert wird. Diese verl o renen Kinder sollten behutsam in die unerschütterliche Loyalität zurückgeführt werden. Wenn das nicht funkti o niert, zeigt die Erfahrung, dass ein loyaler Anhänger einem toten Anhänger vorzuziehen ist, ein toter Anhänger aber einem skeptischen. Ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb. Eine verlorene Seele bei einem Opferritual zu benu t zen, besonders bei einem, das den ganzen Kult miteinb e zieht, kann nicht nur den letzten Tropfen Nutzen aus einem ausrangierten Mitglied quetschen, sondern auch dazu dienen, Einheit in deiner glücklichen Familie zu bewirken – und verhindern, dass weitere Skeptiker auftreten.«
    Das war ein guter Rat, aber sie konnte es sich nicht lei s ten, Chad zu opfern. Noch nicht. Er war ihr einziger A n hänger. Und obwohl sie es ungern zugegeben hätte, mochte sie ihn inzw i schen irgendwie. Es war manchmal ganz nützlich, ihn um sich zu haben, also sparte sie sich seinen Tod für einen besonderen Anlass auf.
    Sie hatte nur eine Möglichkeit, schluckte ihre Abscheu h i nunter und setzte das sanfte Lächeln auf, das in solchen A u genblicken Wunder wirkte.
    »Komm her, Baby.«
    Sie klopfte neben sich aufs Bett. Er zögerte. Sie schlug ihre Beine übereinander und löste sie wieder, um ihm auf die Sprünge zu helfen. Als das nicht funktionierte, fuhr sie

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