Diner des Grauens
Spalt weit und Bill und Mary verbrachten eine Minute damit, sich gegenseitig anz u schreien, bis er sich bereit erklärte nachzuschauen. Während sie das taten, ging Duke die Gänge entlang, um ein paar weiße Kerzen und eine Dose blaue Sprühfarbe zu holen. Tammy lief ihm hinterher . »Und was machst du mit dem ganzen Zeug?«, fragte sie.
»Ist für ein magisches Ritual.«
»Echt? Wie ein Liebeszauber oder so was?«
»Weiß nicht.«
Tammys Mutter rief nach ihr, sehr zu Dukes Erleicht e rung. Er hatte sich immer über Earl lustig gemacht, wenn er sich über die Aufmerksamkeiten knackiger, junger Mädchen beschwert hatte. Jetzt verstand er endlich Earls Zwangslage. Der me n schliche Teil von Dukes Seele wollte Tammy nicht ausnutzen. Die rasende Bestie, die direkt unter der Oberfläche lauerte, kannte keine solchen Vorb e halte. Sie betrachtete Tammy als eine potentielle und nur zu willige Sexualpartnerin. Das Tier ließ pornographische Bilder in seinem Bewusstsein aufblitzen. Er drängte sie zurück.
»Reicht das, Junge?«
»Häh?«
Mary schüttelte eine Plastiktüte mit ein paar Gramm Rabe n augen. »Reicht das? Mehr haben wir nicht.«
»Äh. Ja. Wird schon gehen.«
»Sonst noch was?«
»Haben Sie Tollkirsche?«
Bill, der jetzt neben Mary stand, war ein kleiner, unte r setzter Mann, der aussah, als hätte man seine Haut minde s tens vie r hundert Jahre unter der Wüstensonne gegerbt. »Glaub nicht, dass wir das haben.«
Mary stieß ihm einen Ellbogen in die Rippen. »Warum gehst du nicht einfach und schaust nach?«
»Weil ich ziemlich sicher bin, dass wir keine haben.«
»Na gut, und warum schaust du dann nicht zur Siche r heit?«
Er warf ihr einen eisigen Blick zu. Sie schoss einen noch e i sigeren zurück. Bill schrumpfte zusammen und schlurfte grummelnd zurück ins Hinterzimmer.
Während Duke und Mary auf seine Rückkehr warteten, machten sich Tammy und ihre Mutter an ihre Einkäufe. Duke versuchte, nicht hinzusehen, wenn sich Tammy hinunterbeugte, um Rohrreiniger aus dem Regal zu holen oder sich auf den Zehenspitzen stehend streckte, um an die Dosen auf den ganz hohen Regalen zu gelangen. Doch er konnte nicht anders. Die Bestie wurde stärker, wenn der Mond zunahm. Er bezweifelte, dass er Tammy am Ende des Monats noch widerstehen konnte. Hoffentlich war sie bis dahin von ihm gelangweilt. Oder die Sache mit dem Diner war beendet und er konnte Rockwood und die Ve r suchung hinter sich lassen.
Wenn nicht …
Nun, wenn nicht, dann war es nur eine Frage der Zeit.
Tammy erwischte ihn dabei, wie er sie anstarrte. Sie l ä chelte auf eine Art, die gleichzeitig voller mädchenhafter Unschuld und verführerischer Reize war. Mary erwischte ihn auch und schüttelte höchst missbilligend den Kopf. Bill war zu sehr damit beschäftigt, selbst zu starren, um jemand anderen dabei zu erwischen.
Er wandte den Blick gerade lange genug von Tammys Jeans ab, um eine Papiertüte auf die Ladentheke zu werfen. »Tollki r sche. Noch was, das du brauchst, Junge?«
»Nein. Das ist alles.«
Duke grub tief in seinen beinahe leeren Taschen und b e zah l te. Earls Freundin zu befreien fraß ihre beschränkten Reserven auf. Duke hoffte, dass sie es wenigstens wert war. Cathy würde unweigerlich herausfinden, was Earl für ein Arschloch war. Wenn sie die positiven Eigenschaften hinter seiner Lawine von Charakterfehlern sehen konnte, hatten sie vielleicht eine Cha n ce. Wenn sie es nicht tat – und Duke glaubte nicht, dass sie es täte – würde sie abha u en. Earl würde es nur schwer verkraften. Der arme Kerl war total in das Mädchen verknallt. Wenn das Ganze den Bach runterging, würde er in den nächsten Monaten uner t räglich sein. Darauf freute sich Duke nicht sonderlich.
Auf dem Parkplatz hielt Marshall Kopps Streifenwagen n e ben ihm. Der Sheriff kurbelte die Scheibe herunter und streckte den Kopf heraus. »Morgen, Duke!«
»Sheriff.«
»Wie läufts im Diner?«
»Wird schlimmer.«
»Das hab ich befürchtet. In letzter Zeit hatte ich auch zie m lich viel zu tun. Drüben im Wohnwagenpark hats geile Kröten geregnet und gestern Nacht hab ich Curtis Mayfield gefunden, rannte völlig mit grünem Matsch bedeckt herum und schwafelte was von Entführungen durch Aliens. Und der kreischende Yucca im Lover's Grove hat aufgehört zu schreien und ang e fangen zu lachen. Das ist nie ein gutes Zeichen. Irgendwas braut sich zusammen. Irgendwas Übles.« Der Kopf des Sheriffs tauchte für einen Moment in den Streifenwagen
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