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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Napoleons Knurren ging in ein aufge b rachtes Stakkatobellen über. Loretta konnte ihn weder sehen noch hören, aber sie bemerkte die Nervosität in Earls Blick.
    »Was? Hast du was gehört?«
    Napoleon beugte die Vorderpfoten. Sein Schwanz hing durch. Vorsichtig streckte er den Kopf und die Hälfte seines immateriellen Körpers durch die Tür. Er bellte einmal, zog sich schnell zurück und versteckte sich dann winselnd hinter Duke.
    Der machte einen Schritt nach vorn und griff nach der Tü r klinke.
    »Öffne sie nicht«, sagte Earl.
    »Ich muss.«
    »Nein, musst du nicht. Lass einfach, was auch immer da drin ist, in Frieden.«
    »Was?«, fragte Loretta. »Was ist da drin?«
    »Etwas Böses, wette ich.«
    »Gibt nur einen Weg, das rauszuf in den.« Duke drehte den Griff und weicher, weißer Frost glitt durch den Tü r spalt.
    Earl warf seine dünne Gestalt dagegen und knallte sie zu. »Verdammt, Duke! Warum müssen wir das überhaupt tun? Wer hat gesagt, dass wir es herausfinden wollen? Ich will nicht! Und du, Loretta?«
    »Gib mir nur eine Sekunde.« Sie holte ihre Schrotflinte und zielte auf die Tür. »In Ordnung, ich bin so weit.«
    Earl warf die Arme in die Luft. »O Scheiße! Na gut! Mach das gottverdammte Ding auf. Aber sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe, wenn dir irgendein schreckl i ches krakenartiges verdammtes Ding aus einer anderen Dimension den Arsch aufreißt!«
    Kopfschüttelnd trat er beiseite.
    »Nie hört irgendwer auf mich.«
    »Auf Drei«, sagte Duke.
    Loretta entsicherte ihre Flinte.
    Napoleon bellte halbherzig, obwohl er zurückwich.
    »Eins.«
    »Er kann es einfach nicht in Ruhe lassen«, murmelte Earl vor sich hin. »Er kann dieses schreckliche Höllenvieh einfach nicht im Kühlhaus lassen.«
    »Zwei.«
    »O nein! Gott bewahre! Ist ja viel besser, wenn wir uns hier die Augen fressen und die Seelen herausreißen la s sen!«
    »Drei.«
    Duke stieß die Tür weit auf. Der seltsam dichte Nebel ergoss sich in knöcheltiefen Schleiern über den Küchenb o den. Das Ding in der Kühlkammer tat einen schwerfälligen Schritt nach vorn. Die menschengroße Gestalt war nicht mehr als schleimige Haut, über Knochen drapiert. Seine Augen quollen an langen Stielen aus den Höhlen und fegten durch den Raum.
    Loretta senkte ihr Gewehr um ein paar Zentimeter. »Gil?«
    Gil Wilson öffnete den Mund, als wolle er sprechen. E i ne gelbe Paste tropfte träge von seinen Lippen.
    »Erschieß es!«, schrie Earl.
    »Aber es ist Gil! Ich kann doch nicht einfach … «
    Gil stöhnte und streckte seine Arme in Richtung Duke aus. Der Werwolf wich zurück. Wenn Earl es nicht besser gewusst hätte, hätte er gedacht, der Werwolf habe Angst. Doch es gab nichts, was Duke erschrecken konnte.
    »Es ist nicht Gil! Es ist nur irgendwas in Gils Körper!«
    »Aber … «
    Gil verdrehte sich buchstäblich in Earls Richtung. Der Kö r per verrutschte und drehte sich auf eine Art, die bei einem Wesen aus Knochen und Gelenken nicht möglich gewesen wäre. Seine Haut blähte sich auf, als lauerten andere Gebilde unmittelbar unter ihrer Oberfläche darauf, sich loszureißen. Es war widerlich.
    »Erschieß das verdammte Ding!«
    Sie feuerte beide Läufe ab. Der Körper löste sich auf. Das meiste davon verschwand wie eine zerplatzte Blase. Die Gliedmaßen und der Kopf fielen auf den Boden. Der Nebel wälzte sich zurück in den Tiefkühlraum, angesaugt von einem unsichtbaren Loch in der Rückwand. Die ei n zelnen Stücke fingen unter gequältem Quieken an zu schmelzen.
    Duke, Earl und Loretta sammelten sich vorsichtig um die Tür und beobachteten, wie das, was von Gil übrig war, ins Nichts versickerte.
    »Was ist nur mit ihm passiert?«, fragte sie.
    Duke kniete sich hin, fasste die Stücke aber nicht an. »Bist du sicher, dass das Gil Wilson war, Loretta?«
    Sie nickte. »Ziemlich sicher. Ist aber schwer zu sagen nach diesem Auftritt.« Die Arme und Beine waren weg, der fleisc h lose Schädel aber war noch da. Sie stupste ihn mit dem G e wehrlauf an. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Ich meine, ich bin schon hundert Mal in diesem Kühlraum gew e sen. Er kann sich doch nicht die ganze Zeit hier drin versteckt haben! Also wo in Gottes Namen war er?«
    »In der Hölle«, antwortete Earl. »Er war in der Hölle. Z u mindest sein Körper. Und irgendwas hat versucht, ihn als Fortbewegungsmittel nach draußen zu benutzen.«
    Die Augen platzten wieder aus den Höhlen. Acht spi n nena r tige Beine schoben sich unter dem Schädel

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