Diner des Grauens
finsteren Leere, aus der dieses Ding stam m te. Augen und Zungen und blutende Körperöffnungen bedec k ten die Tentakel ohne ein bestimmtes Schema außer Chaos. Blasen wuchsen und zerplatzten, und ein dicker, gelber Saft quoll heraus.
Loretta arbeitete sich zur Küchentür vor, die kaum einen M e ter entfernt war. Sie tauchte und schlängelte sich durch die unförmigen Gliedmaßen. Eines kam ihr unangenehm nahe, bis sie es mit einem Hieb ihres Beils zurückschlug. Sie wusste nicht, was sie auf der anderen Seite der Tür zu erwarten hatte. Halb erwartete sie ein riesiges Auge oder einen wirbelnden Strudel von Nichts.
Stattdessen traf sie Duke. Napoleon stand neben ihm, auch wenn sie den Geisterhund nicht sah.
»Was ist los?«, fragte er.
»Es ist in der Küche!«
»Was ist in der Küche?«
Sie rang nach Worten. Nur eine einzige Beschreibung kam ihr in den Sinn. »Irgendein Ding!«
Napoleon hopste vor der Tür herum und bellte bösartig. Z u mindest so bösartig, wie ein Terrier bellen konnte.
Duke zog sie behutsam zur Seite und öffnete die Tür.
Da war gar nichts. Nichts als die Küche, ein paar offene Schränke, ein zerbrochener Mixer und ein leicht schiefer Küh l schrank.
»Es war aber hier. Hier drunter. Und da. Im Boden. Überall!«
Duke und Loretta durchsuchten den Raum von oben bis u n ten. Kein einziges Tentakel oder Höllenportal war zu finden.
»Ich habs gesehen«, sagte sie.
»Ich glaube dir, aber was auch immer es war, es ist jetzt nicht hier.«
»Aber wo könnte es hingekommen sein?«
Duke zuckte die Achseln. Er wusste es auch nicht.
Die Tür zur Vorratskammer öffnete sich langsam und Earl erschien, mit verschlafenem, trägen Blick. Es war mitten am Tag. Er hätte schlafen sollen. Es war schon höllisch viel nötig, um die Untoten vor Sonnenuntergang zu wecken.
»Wir stecken ernsthaft in der Scheiße, Duke.«
Earl brach zusammen und fiel der Länge nach über die Th e ke. Duke sah nach ihm, aber er schlief schon wieder.
»Ist alles in Ordnung mit ihm?«, fragte Loretta.
Duke warf sich den dünnen Vampir über die Schulter und brachte ihn zurück in seinen Koffer.
»Was hat er gemeint?«
»Wir werden warten müssen, bis er wieder aufwacht, um ihn fragen zu können«, antwortete Duke. »Aber ich kann dir eines sagen. Es werden keine guten Neuigkeiten sein.«
In der Zwischenzeit entdeckte Napoleon in der Küche ein übrig gebliebenes Tentakel hinter dem Kühlschrank. Das g e schwollene lila Auge an seiner Spitze und der Hund begannen einen kurzen Wettkampf im Starren. Napoleon knurrte. Das Ding hinter dem Kühlschrank löste sich in einen Schatten auf und verschwand zurück ins kosmische Kellergeschoss.
Mit einem kraftvollen Jaulen trottete der Terrier zurück an Dukes Seite.
VIERUNDZWANZIG
Als die Dämmerung heranrollte, kletterte Earl aus seinem Koffer, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und stürzte sie in zwei Komma vier Sekunden herunter.
»Es ist böse.«
Er goss sich noch eine ein, die er in zwei Komma eins S e kunden in sich hineinschüttete.
»So was in der Art hab ich mir schon gedacht, Earl«, sagte Duke.
Earl beobachtete den wirbelnden Kaffee in der Kanne. »Du kapierst es nicht, Duke. Ich rede nicht von der guten, alten, garstigen Art von böse. Ich rede über das Böse mit einem großen › B ‹ . Etwas, das so widerlich und unheimlich ist, dass es nicht einmal Worte gibt, um es zu beschreiben.«
»Sehr, sehr böse«, schlug Duke vor.
Earl knallte seine leere Kaffeetasse auf die Theke . Sie zersprang in zwei Teile. »Verdammt, du dämlicher Hure n sohn! Du hörst mir nicht zu!« Er schnappte sich eine neue, unversehrte Tasse und die Kaffeekanne und setzte sich zu Duke und Loretta an den Tisch. »Sie hats wenigstens gesehen. Sie weiß, wovon ich rede.«
Loretta nickte. »Er hat Recht.«
»Sehr, sehr angepisst, wirklich knallhart böse«, sagte Duke. »Ich hab das kapiert.«
»Nein, hast du nicht«, seufzte Earl. »Du weißt, wie das bei mir ist, Duke. Wenn ich schlafe, schaltet mein Hirn mit meinem Körper zusammen ab, aber ein Teil davon arbeitet trotzdem weiter.« Er wandte sich Loretta zu. »So ähnlich wie ein übern a türlicher Radar. Nur haben die meisten Dinge, sogar die wir k lich bösen Dinge, nicht genug Kraft, um empfangen zu werden. Wenn ich doch etwas empfange, wird es immer verdammt ernst.«
»Wie was zum Beispiel?«, fragte sie.
»Naja, da war vor einer Weile dieses Erdbeben in Mex i ko. Strahlte genug psychisches Leid ab, dass ich für
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