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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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bedeutete etwas. Sie ve r stand nicht alles. Doch sie wusste: Das Diner diente dazu, das Tor noch weiter zu schwächen. Das war nichts Gutes.
    »Ja, Cathy, du kennst meine Geheimnisse und ich kenne de i ne. Ich muss zugeben, dass ich mich von dem Tausch einige r maßen betrogen fühle. Ich meine, mal ehrlich, das Schlimmste, was du je getan hast, war nicht zuzugeben, dass du einen Bas e ball in Mr. Weinbergs Fenster geworfen hast.«
    Er kicherte.
    »Warte. Ich sehe noch etwas. Ah, du hast mal ein Kät z chen überfahren und ein paar Süßigkeiten geklaut und außerdem, ja, ja, hast du auch manchmal bei Mathearbeiten geschummelt. Schreckliche Sünden, in der Tat. Die Schuldgefühle müssen dich förmlich zerreißen.«
    Die furchtbaren Taten, die Gil Wilson auf seiner Suche nach dunkler Macht begangen hatte, schwammen direkt unter ihren eigenen Erinnerungen. Um sie zurückzudrä n gen, konzentrierte sie sich auf die weniger entsetzlichen Erinnerungen, die in sie eindrangen.
    Am stärksten war die Nacht, in der das Schicksal oder die Vorsehung oder vielleicht einfach purer Zufall Gils Chancen auf Göttlichkeit fast zerstört hatte. Es war nach einem einfachen Ritual, dem letzten Konsekrationsritus seines Tempels. Nac h dem er ihn mit einem Opfer seines eigenen Blutes geweiht hatte, erhob er sich auf wackeligen Beinen. Angeschlagen von dem Zauber, übersah er eine Ketchupflasche, die auf dem Boden lag.
    Sie geriet zwischen seine Füße und er stolperte. Das Messer kam zwischen ihm und den Fliesen zur Ruhe. Es versenkte sich in sein Herz.
    Die alten Götter, erzürnt über sein Versagen, rafften g e nug Macht zusammen, um herauszugreifen und ihn in ihre Hölle zu zerren, wo sie ihn in Ewigkeit peinigen konnten. Sie erwischten jedoch nur seine Hülle. Sein Geist en t schlüpfte knapp ihrem Griff. Aber als Geist hatte Gil nicht mehr die Kraft, sich den Weg zu bahnen.
    Er hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, als er schlie ß lich über Tammy stolperte. Er spürte das Talent in ihr und bereitete sie darauf vor, zu vollenden, was er ang e fangen hatte. Wenn sie das Tor öffnete, würden die alten Götter wissen, wer für ihre Erweckung wirklich veran t wortlich war, und ihn ang e messen belohnen.
    Er hatte sie unterrichtet, ihr Geheimnisse beigebracht, die nur er kannte. Sie hatte ihn zum Dank in dieses G e fängnis gesperrt. Wo er wieder einmal fühlen konnte, wie sein Schicksal an ihm vorbeizog. Doch das Schicksal hielt es für angebracht, ihm noch eine Chance zu geben. Indem er Tammy überredet hatte, einen weiteren Geist in die Kugel zu bannen, hatte er sie auch dazu gebracht, ihm seine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen.
    »Das ist richtig«, stimmte er zu. »Gemeinsam sind wir stark. Stark genug, um aus diesem Gefängnis zu entko m men.«
    »Nein.«
    Seine Stimme wurde eisig. »Was?«
    »Nein!«, wiederholte sie, fester als vorher. »Ich werde dir nicht helfen. Du gehörst hierher. Ich werde dich nicht herau s lassen!«
    »Würdest du dann mit mir hier bleiben? Für immer?«
    Sie wollte nicht. Seine Seele war wie Säure, die anfing, ihren Geist zu zersetzen. Aber sie begriff, dass er viel zu gefährlich war, um auch nur als Geist auf die Welt losg e lassen zu werden. Selbst wenn diese Entscheidung sie selbst vollkommen zerst ö ren sollte.
    »Wie freundlich«, spuckte Gil wie durch zusammeng e biss e ne Zähne aus. »Du besitzt eine edle Seele, Mädchen, aber man weist mich nicht zurück.«
    Sie zog sich noch tiefer in sich selbst zurück und rief sich, um ihn zu ignorieren, schöne Erinnerungen ins G e dächtnis. Baseballspiele mit ihrem Vater. Ihr Lieblingslied. Ihr Schula b schluss. Earl.
    »Dein untoter Bewunderer. Du magst ihn ziemlich, oder?« Gils Stimme sickerte in ihr Bewusstsein. »Du liebst ihn sogar. Etwas unreif, wenn du meine Meinung hören willst. Du kennst ihn noch nicht mal eine Woche.«
    »Halt den Mund!« Sie wünschte, sie hätte Hände, um ihre immateriellen Ohren zuzuhalten. »Lass ihn aus der Sache heraus!«
    »Du wirst ihn niemals wiedersehen, wenn du in diesem Ball hier weggesperrt bleibst, Cathy.«
    »Das ist mir egal!«
    »Nein, das ist es nicht.« Er grub und drängte sich tiefer in ihre Erinnerungen. »Cathy, du kleines Flittchen! Dich dem erstbesten Vampir an den Hals zu werfen, der dahe r kommt! Ich bin enttäuscht von dir!«
    Sie wollte sich nicht erinnern, aber er zwang sie dazu.
    »Du wirst seine Berührungen nie wieder spüren. Du wirst nie wieder irgendwas spüren. Nur du und ich

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