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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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dass er nicht noch einen Fick vor dem Ende haben konnte.

EINUNDDREISSIG
    Das Diner brauchte nicht viel Hilfe bei seiner heiligen Aufgabe. Es hatte nun schon seit Jahren die übernatürl i chen Energien des Tores aufgesaugt. Das ganze widern a türliche Potenzial musste schließlich irgendwo hingehen. Übernatürliche Scheiße zog mehr übernatürliche Scheiße an, und diese Hauptader des Übernatürlichen hatte nicht gerade geringe Auswirkungen auf Rockwood. Unter dem Einfluss des Tores hatte die kleine Stadt eine veritable unsichtbare Seuche von jenseitigen Plagen erli t ten. Nicht, dass die Seuche so unsichtbar gewesen wäre. Nur blieb sie durch übernatürlichen Einfluss größtenteils unbemerkt.
    Selbst jetzt konnte der Machtanstieg gut mit diesem ländl i chen Stück Wüste umgehen. Die Sonne war noch nicht einmal untergegangen, und schon senkte sich die Dunkelheit herab. Es würde eine sternenlose Nacht werden. Die Bevölkerung von Rockwood würde in ihren Häusern bleiben, von einer unerklä r lichen dunklen Vorahnung heimgesucht. Der Werwolf, der normalerweise gute vi e rundzwanzig Stunden tot bleiben würde, wenn man von der Zeit und der Art und Weise seines Ablebens ausging, erholte sich schon wieder recht gut. Sein eingeschl a gener Schädel wuchs von selbst zusammen, so dass er innerhalb von ein paar Stunden wieder auf den Beinen sein würde. Genau rechtzeitig, um die alten Götter mit ihrem Opfer zu versorgen.
    In der Zwischenzeit bereitete Tammy vor, was noch an Kle i nigkeiten zu tun war. Der ewige Fleck auf dem Boden, Gil Wilsons unseliges letztes Opfer, brodelte und dampfte. Sie stippte ihre Finger in die blutrote Pfütze und benutzte die dun k len Mächte darin, um ihre Runen zu malen. Sie stellte ein paar Kerzen an den Schlüsselpunkten der Macht auf. Sie las die Beschwörungen durch, die sie schon vor langer Zeit auswendig gelernt hatte. Und sie wartete auf die Stunde der Öffnung.
    Irgendwann tauchte der Geist von Gil Wilson auf.
    »Wie bist du rausgekommen?«, fragte sie.
    »Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass du mich für immer gefangen halten kannst, oder?«
    Das hatte sie zwar gehofft, doch sie war nicht im G e ringsten überrascht. Gil Wilson war kein gewöhnliches Gespenst. Im Moment hatte sie aber keine Zeit, sich mit ihm zu befassen.
    »Hier fehlt noch eine kleine Linie.« Er deutete auf eine halb fertige Rune.
    »Ich weiß«, schnappte sie.
    »Und diese Kerze da drüben müsste ein paar Zentimeter we i ter links stehen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Dies hier ist mein Entwurf, Mädchen. Du bist nur ein Hä n depaar, das beendet, was ich angefangen habe. Stell die Kerze richtig hin.«
    Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Donner grollte in der Ferne. »Sie muss nicht richtig hingestellt werden.«
    Gil Wilson missfiel seine Lage. Tammy hatte die verb o tenen Künste gut gelernt, aber sie war immer noch eine Anfängerin. Ihr Grad an magischen Kräften verblasste neben denen, die er besessen hatte, als er am Leben gew e sen war, aber tot zu sein brachte ihn ins Hintertreffen. Obwohl er Wege kannte, wie man sogar aus der ektopla s mischen Sphäre heraus töten konnte, konnte er es nicht tun. Nicht, wenn seine Vorhaben so kurz vor der Erfüllung standen.
    »Na gut. Lass die Kerze. Sie ändert sowieso nicht viel.«
    Und das würde sie tatsächlich nicht. Nur ein kleiner Schluckauf in der interdimensionalen Matrix. Dennoch ärgerte ihn schon der Gedanke daran. Jedes Jüngste G e richt, das etwas auf sich hielt, war es wert, dass man es richtig machte. Als sie nicht hinsah, schob er sich hinüber und gab der verirrten Kerze einen geisterhaften Schubs in die richtige Richtung. Tammy streckte ihn dafür mit einem Geisterblitz nieder. Sein Körper fiel zu einer Lache aus geschwärztem Ektoplasma zusammen.
    Sie richtete die Kerze in aller Ruhe wieder aus. »Ich weiß, was ich tue. Und jetzt geh und setz dich in eine Ecke, bevor ich dich über dein ganzes geliebtes Diner verspri t ze.«
    Er gab nach und glitschte in eine Sitzecke.
    Die Sonne ging unter und erdrückende Schwärze rollte wie schwarzer Nebel heran. Es war fast, als wäre die ganze Schö p fung verschwunden. Als würde man, wenn man aus Gil's All Night Diner heraustrat, ins Vergessen fallen. Das einzige Licht stammte vom Mond. Die glühende Sichel warf hartes, blendendes Licht herab, das wie ein Schei n werfer auf das Diner schien. Im Aufgehen wurde sie heller und voller. Und größer. Als käme sie der Erde näher und näher,

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