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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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herabgesogen durch den bevor s tehenden Kollaps des Weltraums. Das Licht fiel durch die Fenster, es bog und krümmte sich auf eine Art, die der Physik trotzte, und beschien abscheuliche Gesichter, die durch den dünner werdenden dimensionalen Schleier schimmerten.
    Die Stunden zogen sich hin. Tammy wurde ungeduldig. Die alten Götter wurden ungeduldig. Sie füllten ihre G e danken mit scheußlichem Knurren und Kreischen. Als aber die Zeit der Beschwörungen, halb acht, schließlich näher kam, wurden sie leiser, damit sie sich konzentrieren kon n te.
    Sie rief Chad herein, machte noch ein paar letzte Kon t rollen und begann.
    Sie reichte ihrem Jünger ein großes Messer. »Wenn der Mond voll und der Himmel rot ist, musst du das hier in Dukes Herz stoßen.«
    »Ich?« Er hielt das Messer in zwei ungeschickten Hä n den weit von sich. »Aber ich habe noch nie, ähmm, naja, warum kannst du es nicht machen?«
    »Weil du es tun musst.«
    »Aber … «
    »Aber was?« Sie legte beide Hände an seinen Hals und drückte mit zarten, nie und nimmer starken Fingern zu. »Hast du gedacht, du könntest die Gunst der alten Götter verdienen, ohne Blut zu vergießen?«
    »Äh … naja.«
    »Hast du gedacht, du könntest zur Göttlichkeit aufste i gen, ohne dich selbst vorher zu beweisen?« Sie kicherte. »Du du m mer Vollidiot. So was wie einen Freifahrtschein gibt es dabei nicht.«
    »Aber … «
    Sie zog ihn näher zu sich heran. Ihr Atem roch nach Fäulnis.
    »Du wirst ihn töten, Chad. Das ist eine große Veran t wortung. Das letzte Opfer. Ich weiß, du wirst mich nicht enttäuschen.«
    »Nein, Mistress Lilith«, keuchte er.
    »Guter Junge.«
    Sie ließ ihn los und begann leise murmelnd mit der B e schwörung der Wiedergeborenen Dunkelheit.
    Das Messer zitterte in Chads Händen. Sein Blick wa n derte von der Klinge zum Mond, und dann zu Dukes Leiche. Etwas Unheimliches sprudelte in seinem Gehirn auf. Es war der Chor der Hölle – und er lieferte sich ihm aus. Er verschluckte sein Bewusstsein und seine Zweifel und überließ ihn benommener Gleichgültigkeit. Der Mond stieg empor. Schatten glitten über sein Gesicht, während er wuchs.
    Tammy sang ihre Beschwörung, immer lauter werdend.
    » … und das Opfer soll dargebracht werden von einem, der nicht weiß, was er tut, und das Blut soll die Fesseln der Zeit fortwaschen. Das Tor soll weit aufschwingen und Frush'ee'a g hov der Geringere soll der Erste sein. Und er soll sein Auge öffnen und die Welt betrachten. Im Betrac h ten soll er die ve r wünschten Wächter des Lichts beseitigen. Und die alten Götter werden auf die Erde treten und der Pesthauch der Menschheit soll hinweggewischt werden.«
    Ihre Stimme hallte tief und lang wider. Gestalten wa n den sich unter dem Boden wie missgebildete Haie, die direkt unter der Oberfläche schwimmen. Chad hielt das Messer über seinen Kopf und blickte den Mond an.
    »Da-bas Ze-beit-a-bal-te-ber de-bes Li-bichts wi-bird he-beu-te-be e-ben-de-ben. Frush'ee'aghov, i-bich bi-bie-te-be di-bir di-bie-se-be Ko-bost-pro-bo-be-be Blu-but, da-bass du-bu di-bie We-belt da-ba-ra-bauf vo-bor-be-be-re-bei-te-ben mö-bö-ge-best, de-bei-ne-be Brü-bü-de-ber zu-bu e-bem-pfa-ban-ge-ben.«
    Chads Muskeln spannten sich, um den Todesstoß ausz u fü h ren.
    Duke zuckte. Sein Kopf war praktisch geheilt, aber Chad wagte nicht zuzustoßen, bevor das Zeichen gegeben wurde.
    Tammy sang weiter. Ihre Herren stimmten ein und fül l ten das Diner mit tausend unmenschlichen Stimmen. Die Erde selbst grollte unter ihnen.
    Ein roter Schleier kroch über das verzerrte Gesicht des Mo n des.
    *
    Cathy schob sich durch die dunkle Suppe der letzten Nacht. Je näher sie dem Diner kam, auf umso mehr Widerstand traf ihr Ektoplasma. Als wüssten die alten Götter von ihren Absichten und versuchten, sie fern zu halten. Sie kämpfte sich vorwärts, selbst als sie rein gar nichts mehr sehen konnte. Sie nahm an, dass die Richtung stimmen musste, solange das Fortkommen schwerer wurde. Gerade als sie dachte, es würde zu dicht we r den, um weiter in Richtung des Diners vorzustoßen, brach sie durch.
    Das Diner pulsierte und pochte. Hunderte bestialische Gei s ter wanden sich durch die Betonwände und sammelten sich in einer grauen Wolke aus schreienden, verzerrten Grimassen.
    Sie bekämpfte den Drang, kreischend in die Nacht h i nausz u rennen, und spähte durch das breite Vorderfenster. Ein Messer in der Hand, stand Chad über Dukes Leiche gebeugt. Tammy sang. Gil Wilson schaute zu.

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