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Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Titel: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Kathrin / Lobo Passig
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ungefähr fünf Stunden braucht. Stellt euch einen Wecker auf fünf Stunden später. Jetzt schließt ihr die Tür und zieht eure Hosen aus. Ihr habt mich schon richtig verstanden, Hosen runter. In schweren Fällen auch das Hemd. Steckt sie in eine Plastiktüte und knotet die Tüte zu. Legt die Tüte weg (je weiter weg, desto besser). Auf die Art könnt ihr nicht mal eben schnell das Zimmer verlassen, ohne komisch angeguckt zu werden: Wenn euch der plötzliche Drang überkommt, aufzuspringen und fernzusehen oder einen Freund anzurufen, dauert es gute fünf Minuten, bis ihr euch angezogen habt; genug Zeit, um noch mal darüber nachzudenken und sichwieder hinzusetzen. Nach ein paar Monaten gewöhnt ihr euch dran, im Arbeitszimmer zu bleiben, bis der Wecker klingelt. Ab jetzt könnt ihr die Hosen anbehalten.»
    Generell lässt sich die Kraft der Trägheit gut zu einer Art Prokrastinations-Judo nutzen. Wenn man eine arbeitsverhindernde Beschäftigung künstlich erschwert, verschiebt sich das Reaktionsgleichgewicht, und mit etwas Glück widmet man sich aus schierer Faulheit der Tätigkeit, der man sonst aus dem Weg gegangen wäre. Steht das Bett direkt neben dem Schreibtisch, wird man nach einer halben Stunde Arbeit das erste Nickerchen ins Auge fassen. Bewegt man sich zur Arbeit aber an die Uni, ins Büro oder ein weit entferntes Café, erscheint der Weg zum Schlafplatz plötzlich viel mühsamer als alles andere.
    Lassen sich Versuchungen weder aus dem Blickfeld schaffen noch anderweitig zähmen, bleibt nur, es langsam angehen zu lassen: Wer sich eine bestimmte Verhaltensweise an- oder abgewöhnen will, tut gut daran, sich möglichst wenig auf einmal vorzunehmen. Der Plan, ab morgen immer früh aufzustehen, kalt zu duschen, die Ernährung umzustellen, regelmäßig zu joggen und jeden Tag an der Diplomarbeit zu schreiben, überfordert auch die beste Impulskontrolle.
    Eine kleine Handvoll neuerer Studien deutet darauf hin, dass Impulskontrolle sich nicht nur wie ein Muskel erschöpft, sondern eventuell auch wie ein Muskel trainieren lässt. Versuchsteilnehmer, die in ein Sportprogramm oder ein Trainingsprogramm zum Umgang mit Geld gesteckt werden, berichten von Verhaltensänderungen auf ganz anderen Gebieten. Zumindest im Untersuchungszeitraum rauchen und trinken die Versuchspersonen weniger, ernähren sichgesünder und spülen öfter das Geschirr ab. Wer nicht das Glück hat, von Verhaltensforschern in ein kontrolliertes Experiment einbezogen zu werden, kann trotzdem versuchen, seine Impulskontrolle zu verbessern, indem er sie regelmäßig für einfache, spielerische Aufgaben heranzieht. In einem Experiment wurden die Teilnehmer angehalten, zwei Wochen lang zum Zähneputzen, Umrühren, Mausbenutzen und Türenöffnen die ungeübtere Hand einzusetzen oder bestimmte Wörter nicht mehr zu verwenden. Daraufhin erzielten sie zumindest in handelsüblichen Impulskontrolltests bessere Ergebnisse als zuvor. Wie dieser Trainingserfolg zustande kommt und wie lange er anhält, ist bisher nicht untersucht worden.
    Natürlich ist die menschliche Zivilisation zum guten Teil auf der Erweiterung der Impulskontrolle aufgebaut. Trotzdem kann die Selbstregulation auch zivilisatorisch grob fehlgehen, besonders wenn sie im Verbund mit der Selbstdisziplin daherkommt und zum Beispiel dazu führt, dass man nicht dem Verlangen nachgibt, aus dem Schützengraben zu verschwinden. Die Bewertung und gegebenenfalls Feinjustierung seiner eigenen Impulskontrolle kann jeder LOBO anhand einer einfachen Frage vornehmen: Ist der momentane Impuls tatsächlich gut für mich und nicht allzu schädlich für die anderen? Denn obwohl Kant ein wenig streng mit sich und der Welt umgegangen sein mag, bleibt sein Kategorischer Imperativ wegweisend, jedenfalls in der LOB O-Variante als Einigermaßen Kategorischer Imperativ.

Vitamin R
    Vom Koks des gesetzestreuen Bürgers
    «Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass man Energiegetränke zu sich nimmt, damit man weniger schläft. Weniger schlafen ist eine idiotische Idee, weniger schlafen kann man später, wenn man nichts Besseres mehr zu tun hat. Es geht vielmehr darum, genau dann wach zu sein, wenn es gerade nötig ist, zum Beispiel nachts um vier, und dann auch nicht nur so mittel verschlafen, sondern richtig wach. Man reinigt sich schließlich auch nicht mit Seife, um sich weniger waschen zu müssen, sondern damit man sauber wird.»
    (Aleks Scholz, riesenmaschine.de)
    Da beide Autoren dieses Buchs Ritalin

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