Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin
eine gute und den Fortschritt befördernde Einrichtung, denn sie führt dazu, dass jeder sich auf das konzentrieren kann, was ihm am meisten liegt, anstatt seine Zeit mit Kartoffelanbau und dem Schnitzen von Holzpantinen zuzubringen.
«Nur wenn ich mich selbst drum kümmere, wird es richtig gemacht.»
Im bereits erwähnten Buch «Procrastination and Task Avoidance» wird der Fall des 4 9-jährigen Roger zitiert,der sich an eine psychiatrische Klinik wendet – nicht aus Leidensdruck, sondern weil seine Familie findet, er brauche Hilfe. Roger schiebt unerledigte Aufgaben aus 14 Jahren vor sich her, darunter ungeöffnete Post aus zehn Jahren, die niemand anderer anrühren darf, weil, so Roger, «es dann nicht ordentlich gemacht wird». Zweifellos ist man für viele Aufgaben selbst am besten qualifiziert. Aber die Alternative zum Outsourcing ist nun mal unter LOBOs meistens, dass gar nichts passiert.
«Ich habe schlechte Erfahrungen mit Outsourcing.»
Beim unbezahlten Tauschen von Arbeit und oft genug auch bei bezahlten Aufträgen sind die Helfer nicht immer so schnell, wie man es gern hätte. Anstatt sich darüber ein Magengeschwür herbeizuärgern, sollte man bedenken, dass es auch für andere eine weise Entscheidung ist, wenig zeitkritische Aufgaben nicht sofort anzugehen. Man kann nicht für sich selbst eine Slackerphilosophie in Anspruch nehmen und dann nörgeln, wenn andere Menschen es an protestantischem Übereifer fehlen lassen. Außerdem ist man fast immer selbst schuld, weil man die Aufgabe nicht klar genug umrissen oder keine knappe und eindeutige Deadline gesetzt hat. Wenn man ungeduldig reagiert, liegt das oft daran, dass man unter Stress steht, und diesen Stress hat wiederum niemand anders zu verantworten als man selbst. Es macht zwar mehr Spaß, ihn an anderen auszulassen, lenkt aber von den eigentlichen Ursachen des Problems ab.
«Ich müsste erst mal jemanden finden, der mir das abnimmt!»
Das ist ausnahmsweise kein vorgeschobenes Argument, sondern ein echtes Catch-2 2-Problem : Je desorganisierter man ist, desto dringender braucht man Hilfe, und desto schwieriger ist es, Hilfe zu finden. Zum Glück eignetsich diese Aufgabe gut für ein Tausch- oder Gefälligkeitsabkommen: Jemand anderer wird nicht viel Mühe mit der Lösung dieses Problems haben, und gleichzeitig ist ihm die Dankbarkeit des ursprünglichen Probleminhabers gewiss. Bitten Sie einen Freund darum, für Sie eine Putzfrau/einen Steuerberater/ein Rundum-sorglos-Dienstleistungsunternehmen zu finden und gleich einen Termin für ein erstes Treffen zu vereinbaren. Die Terminvereinbarung ist wichtig, denn wenn man Ihnen einfach nur eine Telefonnummer heraussucht, werden Sie drei Jahre brauchen, um sich zum Anrufen aufzuraffen. Revanchieren Sie sich irgendwie. Fertig.
«Dass ich meine Arbeit geregelt kriege, liegt nur daran, dass ich mit meinen Musikschülern einfach Termine ausmache, an denen sie dann bei mir an der Haustür klingeln. Und weil es mir peinlich ist, im Schlafanzug dazustehen, schaffe ich es aus diesem Grund, zwischen 10 und 11 Uhr angezogen und gezähneputzt zu sein. Auf Deadlines reagiert mein übermächtiger innerer Prokrastinator inzwischen nicht mehr, das ist ganz schlecht. Außer wenn ich irgendwo spielen muss. Da treibt mich die nackte Angst, dass ich mich völlig unvorbereitet auf irgendeinem Podium zum Obst mache.
Nachdem ich mich jahrelang nicht aufraffen konnte, den Zahnarzt anzurufen, um mal wenigstens nach dem Rechten sehen zu lassen, und nachdem das folgenreich war, bin ich jetzt mit dem Zahnarzt so verblieben: Einmal im Jahr schickt er mir einfach eine Postkarte mit einem Termin seiner Wahl. Den muss ich dann wahrnehmen, oder mindestens anrufen, damit er verlegt wird.
Damit überhaupt was passiert, schließe ich mit anderen Verträge ab, in welchen sie sich verpflichten, mich zu Handlungenzu zwingen. Natürlich sind Leute wie ich oft Doppelbegabungen, das heißt, man hat eine Ader fürs Messianische. Es ist dann unbedingt darauf zu achten, dass der innere Messie dem Prokrastinator niemals begegnet, denn zusammen haben sie sofort die absolute Mehrheit im inneren Parlament, und man selbst frisst hinfort in einem abgelegenen Kellerloch ein schimmliges Gnadenbrot.
In einer längst vergangenen Zeit hatte ich mal eine Putzfrau bzw. Haushalts-Erste-Hilfe. Diese wundertätige Frau verfügte über ordnende Kräfte, und sie liebte die Herausforderung. Natürlich war sie ausgebucht. So blieb mein Werben um sie
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