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Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Titel: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Kathrin / Lobo Passig
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Beispiel Ämtergänge.
«Ich will nicht, dass jemand Wildfremdes seine Nase in meine Privatsphäre steckt.»
Ein gebräuchlicher Einwand vor allem gegen Putzhilfen. Ist die Privatsphäre erst mal halbwegs aufgeräumt, wird es allerdings gleich weniger peinlich, jemanden in die Wohnung zu lassen. Was ist Ihnen wichtiger: unberührte Privatsphäre oder Befreiung von anstrengenden und wirkungslosen Ordnungsvorsätzen? Wenn es an privaten Körperteilen plötzlich komisch juckt, zeigt man sie doch auch einem Arzt.
«So, wie meine Wohnung jetzt aussieht, kann ich niemandem zumuten, bei mir zu putzen.»
Es gibt zwei Möglichkeiten: Wer so argumentiert, leidet entweder unter verzerrter Unordnungswahrnehmung, so wie Magersüchtige unter einem verzerrten Körperbild leiden, und in Wirklichkeit ist die Wohnung in gar keinem schlimmen Zustand. Oder aber er hat ein echtes Messieproblem (zur Diagnose siehe Kapitel «Der Kampf gegen die Dinge»). In diesem Fall ist er zunächst auf die Hilfe ähnlich aufräumbehinderter und deshalb mitfühlender Menschen angewiesen. So jemanden findet man im Freundeskreis oder in einer Messie-Selbsthilfegruppe. Achtung:
Zuerst
den Putzfrauen-Starttermin vereinbaren,
dann
kurz vorher die Aufräumaktion starten, sonst war alles umsonst.
«Na gut, aber dann muss ich ja in Zukunft jedes Mal aufräumen, bevor geputzt wird!»
Nein, müssen Sie nicht. Die Putzhilfe braucht dann eben länger und wird Ihnen diese Zeit in Rechnung stellen.Außerdem können andere Menschen sich sinnvollere Ordnungssysteme ausdenken als man selbst, weil sie nicht von der Idee «Das war schon immer so» vorbelastet sind. Putzhilfen, die für neue Ordnung sorgen, sind etwas seltener, aber es gibt sie. Eventuell finden Sie es auch hilfreich, vom nahenden Putztermin zum Aufräumen gezwungen zu werden. Wir können das nicht rundherum gutheißen, aber: jeder, wie er will.
«Meine Wohnung ist winzig, und ich habe gar keinen stressigen Job, der mir die Zeit zum Aufräumen raubt. Die Putzhilfe lacht mich doch aus!»
Hinter diesem Einwand steckt die Scham darüber, bestimmte Aufgaben, die für andere Menschen relativ einfach sind, nicht selbst bewältigen zu können. Lesen Sie dieses Buch bis zum Ende durch. Wenn das nichts an Ihren albernen Schamgefühlen ändert, fangen Sie noch mal von vorne an. Ihre Putzhilfe wird nicht mehr über Sie lachen als über jeden anderen zahlenden Kunden. Sobald Sie lernen, sich nicht mehr für solchen Unfug zu schämen, verläuft übrigens auch der Rest Ihres Lebens erfreulicher. Betrachten Sie die Putzscham als therapeutisch wertvoll und freuen Sie sich über den Preisunterschied zwischen Putzstunde und Psychotherapiestunde.
«Putzhilfen müssen versichert und angemeldet werden, das bedeutet noch mehr Papierkram, um den ich mich kümmern muss.»
Das ist leider wahr. Hier tritt der Staat die Wünsche seiner Bürger nach Vereinfachung mit Füßen. Theoretisch ist zwar nicht viel zu tun, wenn alles seine Richtigkeit haben soll: Die Putzhilfe muss bei der Landesunfallkasse versichert werden, was wenig kostet und online erledigt werden kann. Und es müssen Formulare ausgefüllt werden, die bei www.minijob-zentrale.de herunterzuladensind. Insgesamt verteuert sich dadurch alles um etwa 15   Prozent, dafür kann die Haushaltshilfe von der Steuer abgesetzt werden. In der Praxis hält diese Regelung jeden normalen Menschen von gesetzestreuem Verhalten ab. Sie brauchen also entweder jemanden, der sich für Sie um den Papierkram kümmert – wozu wir ohnehin raten   –, oder Sie beschäftigen Ihre Putzhilfe schwarz wie Millionen andere Deutsche. Vielleicht lernt der Staat dadurch ja irgendwann, dass es so nicht geht. (Für die Schweiz und Österreich gilt sinngemäß dasselbe.)
«Warum soll ich jemanden für etwas bezahlen, das ich selbst umsonst erledigen könnte?»
Man kann viele Aufgaben selbst umsonst oder billiger erledigen. Vier Gründe sprechen trotzdem dagegen: Erstens
wird
man die Arbeit vermutlich nicht oder nur mit großer Verzögerung anpacken. Zweitens muss man sich dazu mühsam überwinden und vergeudet damit Energie, die anderswo besser eingesetzt wäre. Drittens folgt aus der Tatsache, dass man eine Aufgabe erledigen
kann
, noch lange nicht, dass man seine begrenzte Arbeits- und Lebenszeit mit ihr verbringen
will
. Und viertens kann man sich, während jemand anders sich um eine ungeliebte Aufgabe kümmert, selbst Tätigkeiten hingeben, für die man genau der Richtige ist. Arbeitsteilung ist

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