Dinner for One auf der Titanic
mit uns dinieren und Miss Sophie, Oscar Smooth Gentle und Dr. Philatus Breastsucker kennenlernen. Und wenn wir Glück haben, lässt sich auch dieser Professor Freud blicken. Mit dem können Sie sicher trefflich berufliche Erfahrungen austauschen.«
»Aber, ich soll doch incognito ...«
»Ich werde Sie mit Ihrem früheren Beruf vorstellen.«
Finch-Meyers hob abwehrend die Hände.
»Das kommt nicht infrage.«
»Papperlapapp. Dafür muss man sich nicht schämen. Ist ja schließlich eine Berufung zu Höherem.«
Patsymoon Sterlingtree hätte Mr. Finch-Meyers am liebsten in die Arme geschlossen. Wie konnte der Kapitän das von ihm verlangen? Ja, was verlangte er eigentlich? Und dann dieser mysteriöse Beruf, den der Borddetektiv unbedingt verschweigen wollte. Sicher etwas Hinreißendes. Sie liebte starke Männer. Bei ihnen konnte man sich nicht nur anlehnen, man konnte ihnen auch vertrauen. Ein aufregendes Leben führte dieser Jessup Finch-Meyers obendrein, auch wenn er jetzt den Kapitän betroffen ansah.
Smith lachte.
»Nicht vergessen, mein Bester. Das Leben ist ein Spiel, aber uns obliegt nun einmal die Verantwortung für die Titanic und die 2334 Seelen an Bord, nicht wahr? Und Seelen sind nunmal Ihr Metier.«
* * *
James räumte die Suppenteller ab.
»Jetzt werden wir den Hauptgang in Angriff nehmen.«
»Sehr wohl, Miss Sophie.«
Kapitän Smith schlürfte einen Schluck Wein.
»Das klappt ja bestens, liebe Miss Sophie. Finden Sie nicht auch, Pater Finch-Meyers?«
Patsymoon Sterlingtree prustete die Suppe auf ihren Teller.
»Pater?«, fragte Miss Sophie. »Das verleiht unserer kleinen illustren Runde ja einen ganz neuen Glanz. Wo haben Sie denn Ihre Kutte?«
»Oh, ich würde mich freuen, wenn ich Ihren erlesenen Kreis bereichern könnte, aber ich fürchte ...«
»Nur nicht so bescheiden, Pater. Ein Mann mit spirituellem Herzen, das ist es, was an diesem Tisch gefehlt hat.«
»Mr. Oscar Smooth Gentle und Dr. Breastsucker haben Sie ja schon kennengelernt.«
Die beiden Herren nickten ihm zu.
»Fürst Andrej Balgakov lässt sich entschuldigen.«
»Entschuldigen?«, fragte Finch-Meyers.
Miss Sophie ordnete ihre Messer neu.
»Er wird mit einem seiner Hobbys beschäftigt sein.«
»Soso«, sagte Kapitän Smith.
»Hobbys«, brummte James.
Dieser Prinz Charming mit den ausgebleichten Wangen war da unten in der Hölle sicher gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
»James, wie meinen?«, fragte Miss Sophie.
»Oh, Miss Sophie, ich serviere dann die Medaillons de Bœuf.«
»Prächtige Idee, James. Ich komme um vor Hunger.«
Sie blitzte James an.
James holte den Servierwagen aus der Küche. Ja, er war sich ganz sicher. Auch sie war vor ein paar Stunden dort gewesen und hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit dieses Ungetüm von Maschine in Gang gesetzt.
Er hatte sich nur einmal unglücklich bewegt und schon war ... na gut, das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Schließlich war dieser Herr Fürst von Scholle und Acker selbst schuld. Niemand zwang die Titanic mal eben zurück auf den Kurs nach Southampton. Und nur, weil er ein wenig verliebt war. Wo kamen wir denn da hin?
Nein, von diesen reichen Schnöseln, die im Luxus der Erste-Klasse-Kabinen schwelgten und ihn für die Weltrevolution anwerben wollten, ließ er sich nicht hinters Licht führen. Er nicht. Er hatte eine blendende Zukunft vor sich, und die lag ein paar Tausend Seemeilen geradeaus. In Fahrtrichtung.
James dachte an seine Goldwäscherpfanne. An den Klondike. Und er dachte an Miss Sophie, die ihm mit ihrem Taschentuch seinen Schweiß von der Stirn tupfte, während er Goldbarren zu einer Pyramide stapelte.
Der Kapitän kaute, während er sprach.
»Hinten reinwerfen und vorne kommen sie geschält und rund wieder raus.
«Miss Sophie schluckte.
»Eine elektrische Kartoffelschälmaschine?«, fragte Oscar Smooth Gentle und musterte den Kapitän.
»Die Erste weltweit. Ein Wunderwerk der Technik. Wir sind ganz stolz darauf«, sagte der Kapitän. »Wie ich sagte: Hinten rein und vorne raus, das geht alles ganz automatisch. Ruck-Zuck.«
Miss Sophie fixierte ihre Rindsmedaillons. Sie schluckte.
»James, sind sie nicht ein bisschen blutig?«
»Englisch, Mylady. Wie gewünscht.«
Miss Sophie schluckte mit aller Kraft etwas herunter, das sich beharrlich weigerte, ihren Hals zu passieren.
»Handelt es sich bei dieser Kartoffelschäl- und Portioniermaschine um dieses große eckige Ding in der Küche, bei dem man auf der einen Seite
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