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Dinner for One auf der Titanic

Dinner for One auf der Titanic

Titel: Dinner for One auf der Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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unmissverständliche Worte mit ihm wechseln wollen. Die Maschine war schließlich ohne sein Zutun angelaufen. Je mehr Zeit verging, desto sicherer war er, wer da im Schutze der Dunkelheit in die Kombüse gehuscht und den Schalter umgelegt hatte.
    Und jetzt war er es wieder, an dem die ganze Arbeit hängen blieb. Und alles nur, damit diese verdammte Katze zufriedengestellt wurde und sich nicht an dem Bild verging, auf das Miss Sophie so scharf war. Wenn Frauen sich etwas in den Kopf setzten!
    James schulterte die Speckseite. Ging es nun den Gang links entlang oder die Treppe hinab? Auf diesem Schiff brauchte man einen Kompass oder besser noch einen Plan, um sich zurechtzufinden. Kein Zweifel, er hatte sich verlaufen.
    James öffnete eine Tür und stand im Treppenhaus. Von oben schien Tageslicht durch eine Kuppel. Ein Kristallleuchter hing über der Treppe, deren geschnitzter Handlauf sich hinaufwand. In einer Nische auf der Höhe des Treppenabsatzes wurde eine Uhr von zwei Engelsfiguren gehalten. Die Stufen waren mit einem schweren Teppich bedeckt.
    James setzte die Speckseite ab. Das Ganze hier war das Territorium jener Passagiere, die es geschafft hatten, das Refugium der ersten Klasse. Schon bald würde auch er ganz selbstverständlich hier hinauf- und heruntersteigen. Ganz, wie es ihm beliebte.
    James verbarg die Speckseite hinter einem samtenen Sessel. Der junge Leonardo di Carrera stieg die Treppe herunter. Auf dem Absatz wartete seine Freundin mit den roten Haaren.
    »Hallo, Kate«, sagte er. Trotz seiner eleganten Kleidung hatte James den jungen Mann, der sein Ticket in der Hafenkneipe gewonnen hatte, gleich wiedererkannt. Wusste der Teufel, warum der jetzt im feinen Zwirn durch die erste Klasse stolzierte und sich eine so teure Braut leisten konnte. Auf diesem Schiff ging es drunter und drüber.
    James schulterte die Speckseite und machte sich auf den Weg. Das Gewirr der Gänge und Treppen würde er nie begreifen. Er öffnete eine Tür und stand im Gymnastikraum des Schiffes. Eine Dame hatte sich ein Handtuch um den Hals gelegt und strampelte auf einem Fahrrad, das trotz all ihrer Bemühungen keinen Zentimeter von der Stelle kam. Ein Mann in einer Trainingshose saß in einer Art Ruderboot und zog an den Riemen. Schweiß perlte über seine Stirn.
    Seltsame Marotten pflegten einige Leute in ihrer Freizeit. Wenn sie sich unbedingt betätigen wollten, warum legten sie nicht mal mit Hand an und halfen ihren Bediensteten? Auch James hätte gegen ein wenig Hilfe beim Tragen nichts einzuwenden gehabt. Aber die stemmten lieber Hanteln, als auch nur einen Teller hochzuheben.
    »Entschuldigen Sie die Störung, aber dies wird dringend in der Küche benötigt.«
    James verschwand durch eine zweite Tür und eilte über die Privatpromenade der Salon-Suiten. Argwöhnisch musterte er die Rettungsboote. Fehlte noch, dass der Geist dieses Bombenbauers hier herumspukte und womöglich als lebende Kartoffel erschien. Mit schwarzen Augenhöhlen. Automatisch ausgestochen.
    Nach einigen Minuten hatte James endlich die richtige Treppe gefunden und stieg hinab in den Frachtraum. Er legte seine Ohren an die gewaltige Kiste. Aus dem Inneren drang das ruhige Schnarchen des Tigers.
    Vorsichtig löste er ein Brett und presste die Speckseite hindurch. Mit einem dumpfen Klatschen landete sie auf dem Kistenboden. Als Butler war er in die Dienste von Miss Sophie getreten und jetzt spielte er den Raubtierdompteur. Das gehörte ganz sicher nicht zu den Aufgaben eines britischen Butlers, aber Miss Sophie hatte nun einmal darauf bestanden.
    Andererseits konnte er sie durchaus verstehen. War das Bild tatsächlich so wertvoll, dann ...Sie hatte ihm versprochen, dass er seine Treue nicht bereuen würde. Was immer das auch bedeuten mochte. Angeblinzelt hatte sie ihn.
    Manchmal wirkte sie so entsetzlich zerbrechlich. Und im nächsten Augenblick ...
    »Allem kann ich widerstehen, lieber James, nur der Versuchung nicht.«
    James fuhr herum. Ein Streichholz wurde angerissen, und James erkannte den lächelnden Smooth Gentle. Er steckte einen Zigarillo in Brand.
    »Ich liebe Geheimnisse, mein lieber James. Nun? Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und auch tatsächlich den Mund halten.«
    »Ein Missverständnis, Sir.«
    »Wissen Sie, manchmal überkommt mich mitten in der Nacht ein ganz unglaublicher Heißhunger, und da suche ich mir die nächstbeste Küche, oh, Pardon, Kombüse nennt man das hier wohl ...«
    Gab es noch einen Zeugen?
    »Doch jeder

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