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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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die Arbeit hängen. Typisch.
    Mr. Winterbottom mischte noch einmal die Tarotkarten und bat James abzuheben. Er schüttelte die Hände aus.
    »Reinigt von schlechter Energie«, erklärte er.
    James verstand nicht, warum ausgerechnet ihm die Karten gelegt werden sollten. Doch Mr. Winterbottom hatte darauf bestanden. Miss Sophie beobachtete die Prozedur von ihrem Ohrensessel aus. Gelangweilt streifte sie sich weiße Handschuhe über. Wie diese Lady Macbeth, dachte er. Hatte die nicht immer mit irgendwelchem Blut an den Händen zu kämpfen?
    James zupfte an seinen Fingernägeln und warf einen Seitenblick hinüber zu diesem Oggerty. Nicht nur Miss Sophie beobachtete ihn, auch dieser Constabler war vor ein paar Minuten eingetrudelt und saß sich den Hintern breit. Hatte an der Tür vorgegeben, im Auftrag von Miss Sophie Untersuchungen anzustellen. Lächerlich. Die hatten im Yard anscheinend nichts zu tun.
    Was sollte der ganze Zauber? Alles wegen dieses in Öl hingeschmierten Urahnen von Miss Sophie, der ihm aus Versehen heruntergefallen war? Und dann dieser hässliche Porzellanhund. Eine Zumutung für jeden guten Geschmack. Froh konnte sie sein, dass er ihre Augen nicht mehr beleidigte. Mr. Winterbottom drehte eine Karte um.
    »So, so, da haben wir den Turm im Zentrum. Nun ja, ein wenig verschlossen, aber das gehört wohl zum psychologischen Inventar eines britischen Butlers.«

    Mr. Winterbottom warf James einen wohlwollenden Blick zu. Er mischte noch einmal die Karten und zog einen schwarzen Ritter aus dem Kartendeck. Mit in Falten gezogener Stirn murmelte er Unverständliches, das in James’ Ohren ein wenig bedrohlich klang.
    Wieder wurde gemischt, und Mr. Winterbottom zog eine weitere Karte. James trommelte auf die Tischkante. Angeblich hatte jede einzelne dieser bunten Pappdinger etwas mit seinem »Persönlichkeitspsychogramm« zu tun. Typisch, wenn sie nicht weiterwussten, kamen sie mit Fremdwörtern. »Jetzt drehen Sie die Karte«, sagte Mr. Winterbottom. Unwillig schnippte James die Karte um. Zum Vorschein kam ein Gerippe, das mit hocherhobener Faust eine Sense von sich streckte. James riss den Arm zurück. Mr. Winterbottom stieß einen scharfen Pfiff aus.
    »Der Tod«, sagte er. »Keine Sorge, James, diese Karte bedeutet in der Regel nicht den eigenen Tod, auch wenn der uns sicher einiges zu sagen hat. Interessant, sehr interessant.«
    Miss Sophie schnäuzte leise in ihr Taschentuch.
    »Nun«, sagte Mr. Winterbottom, »wir dürfen das getrost als eine Nachricht aus dem Jenseits ansehen. Nur, was hat sie uns zu sagen?«
    James zog die Hände vom Tisch. Suchend blickte er sich um. Irgendetwas Kaltes hatte seinen Nacken berührt. Er musste hier weg. Sollten sie ihr Affentheater doch allein weiterspielen. Ihm war einfach nicht nach Kartenumdrehen.
    »James, keine Sorge, da will uns jemand etwas mitteilen. Und Sie sind das ideale Medium.«
    »Ich?«
    »Nun, nach den Karten und meiner Wünschelrute steckt mehr hinter Ihrer Butlerbrust, als man auf den ersten Blick vermutet. Da gibt es neben der diensteifrigen, aufopfernden Seele auch einen äußerst sensiblen, ja, ich möchte fast sagen, äußerst feinsinnigen Zug.«
    Miss Sophie räusperte sich vernehmlich, doch Winterbottom fuhr fort:
    »Ein feinstofflicher Kanal...«
    Miss Sophie hielt es nicht länger auf ihrem Stuhl.
    »Mr. Winterbottom, ich glaube, meine Migräne ist gerade wieder im Anzug. Ich werde mich in mein verdunkeltes Schlafzimmer zurückziehen.«
    Mr. Winterbottom küsste die ihm entgegengestreckte Hand. »Aber sicher, Miss Sophie, ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
    Als sie den Salon verlassen hatte, wandte sich Mr. Winterbottom wieder James zu. Oggerty registrierte jede Bewegung dieses Okkultismusexperten. Klar hatte der einige Tricks drauf, aber vielleicht steckte doch mehr dahinter. In Situationen wie dieser hieß es, wachsam zu sein.
    Winterbottom blätterte in einem alten Buch, das er aus einem kleinen Köfferchen gezogen hatte.
    »Wo waren wir stehen geblieben, ach ja, neben dieser pflichtbewussten Seele gibt es da einen edlen, vornehmen Charakter in Ihnen, einen Ritter, der...«
    James rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Das war wieder einmal typisch. Da attestierte man ihm tief in seinem Innern verborgen einen edlen Charakter, und Miss Sophie lag in ihrem Schlafzimmer. Taub gegen alle Regungen wahrhaftiger Gefühle, ja, mit Blindheit geschlagen, was ihn und seine vornehmsten Charakterzüge betraf! Eine Schande.
    »Und dieser

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