Dinner for One Killer for Five
gewesen seien.
»Dem Herrn war das alles furchtbar peinlich. Er hat ständig versucht, sie zu beschwichtigen.«
»Schade, dass Sie nicht wissen, um wen es sich handelt«, sagte Oggerty. Er klappte sein Notizbuch zu, doch der Kellner nickte heftig mit dem Kopf.
»Aber natürlich weiß ich das. Der Mann ist Stammgast.«
Er hieß Alexander Bunbury, und der Kellner kramte eine Visitenkarte mit seiner Adresse aus einer Schublade.
Oggerty kam sich vor wie in einem Märchen. Da hatte er in diesem Fall nur zwei und zwei zusammengezählt und auf einem silbernen Tablett einen Verdächtigen serviert bekommen. Der Chefinspektor würde Augen machen. Wo steckte er nur?
* * *
»Reisen haben immer etwas Mystisches, James. Auch unser Leben ist eine Reise. Wir fangen irgendwo an und hören irgendwo auf. Und mitten drin, das ist Reise.« Mr. Winterbottom nickte ihm milde zu. »Denken Sie an diesen Norweger, Roald Amundsen. Der steigt mit diesem Nobile in sein Luftschiff Norge, schwebt davon und steigt auf der anderen Seite wieder aus. Und mittendrin...«
»Ja, Sir?«
»Mittendrin zwischen Aufsteigen und Absteigen liegt der Nordpol. Einfach so.«
»Verstehe, Sir, aber ich habe die Gestalten deutlich gesehen und...«
»Was ist schon Wirklichkeit und was Schein? Wird nicht beides letztendlich nur in unseren Köpfen geschaffen? Unsere Köpfe sind das Eigenartige.«
»Verstehe, Sir.«
»Ein berühmter Philosoph hat es folgendermaßen erklärt: Solange wir die Spucke im Mund haben, ekelt sie uns nicht. Spucken wir sie aus und nehmen sie anschließend wieder zu uns, dann ist das schon eine unappetitliche Angelegenheit.«
James wusste nicht, was das mit seinen Erlebnissen zu tun haben sollte.
»In der Tat, Sir, äußerst ekelhaft. Sie haben in diesem Traum...«
»Wachtraum, James.«
»Sie waren als König Artus unterwegs.«
Mr. Winterbottom streckte sich und lächelte ihn an. Dann beugte er sich über die kleinen Pentagramme, die er auf Papierschnitzel gemalt hatte und nun mit Hilfe seines Pendels in der Wohnung verteilte.
»Soso, als König Artus«, murmelte er.
»Ich verstehe das nicht, Sir, waren Sie nun mit von der Partie oder...?«
»James, was für einen Eindruck hatten Sie?«
»Nun, Sir, Sie haben so leibhaftig vor mir auf dem Pferd gesessen wie jeder Mensch aus Fleisch und Blut.«
»Dann war ich wohl dabei«, sagte Mr. Winterbottom. Um seinen Mund spielte immer noch ein Lächeln.
»Sie haben eine wirklich außergewöhnliche Begabung, James.«
»Tatsächlich, Sir?«
»Oh, ja.«
Das Pendel, das Mr. Winterbottom über den Kamin gehalten hatte, begann heftig zu kreisen. Selbst Mr. Winterbottoms Arm begann zu wippen.
»Sorgen machen mir nur diese seltsamen wirren Kräfte. Ich komme mir vor wie in einer Sammelunterkunft ruheloser Seelen. Heftiges Stühle- und Bettenrücken.«
Winfrid Winterbottom wandte sich an den Butler.
»James, können Sie sich daran erinnern, dass im Umkreis von Rosen-Manor mit seinen Bewohnern oder Besuchern etwas Außergewöhnliches passiert ist?«
»Nun ja, wir haben ein paar zerschlagene Porzellanhunde...«
»Nein, das meine ich nicht.«
»Es gab da ein paar Todesfälle, ganz entfernt.«
Mr. Winterbottom nickte. »So, so, ein paar Todesfälle!« Seine Blicke durchbohrten ihn.
James band sich seine Schürze um.
»Ich werde mich jetzt um die Küche kümmern«, sagte er.
Er musste vorsichtig sein. Dieser Winfrid Winterbottom war zweifellos ein kluger Mann. Und das war gefährlich. Was, wenn diese durchgedrehten Geister ihm steckten, was in letzter Zeit passiert war? Schließlich war der Mann in der Lage, sich mit diesen Kräften in Verbindung zu setzen. Verstand am Ende deren Sprache!
Wenn er nur an diesen ekelhaften Sir Toby dachte, wurde ihm immer noch speiübel. Warum konnten die nicht endlich Ruhe geben? Sie hatten schließlich genug Unheil angerichtet und Sophie-Täubchen einen fürchterlichen Schrecken eingejagt. Und wer, bitte schön, hatte sie gebeten, hier zu erscheinen und für Unruhe zu sorgen? Wer?
* * *
Oggerty knipste seine Schreibtischlampe an. Hilflos sah er hinüber zum leeren Stuhl des Chefinspektors. Nein, die letzte Nacht hätte er lieber aus seinem Gedächtnis gestrichen. Im vierzehnten Pub hatte der Constabler endlich seinen Chef entdeckt. Sein Zustand war mit dem Wort »übel« noch harmlos umschrieben. Der Wirt war gerade dabei, ihn hinauszuwerfen. Wenn Oggerty es richtig verstanden hatte, dann hatte der Chef unflätige Äußerungen über die Frau des
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