Dinner for one, Murder for two
Einwand zu reagieren. »Schlimm genug, dass Rowdy tot ist. Was, wenn jemand einen Menschen getroffen hätte? Mich zum Beispiel? Oder einen Spaziergänger?«
Der Regisseur nahm sein Schnupftabaksfläschchen und genehmigte sich betont ungerührt eine Prise. »Warum mischen Sie sich in Dinge, die Sie nichts angehen? Wer sind Sie überhaupt, Sie Unruhestifterin? Ein Fan von Sir Michael, was? Ich finde Menschen lächerlich, die sich Stars aufdrängen, um ihnen nahe zu sein.«
Phoebes Gesicht wurde kalkweiß und erstarrte zu einer Maske. Mit zwei Schritten war sie bei von Kestring und schüttete ihm mit einer raschen Bewegung den Inhalt ihres Glases ins Gesicht. »Zur Desinfizierung, Sie … Sie … Regisseur !«
Von Kestring schrie laut auf, als der hochprozentige Alkohol über die frischen Kratzer auf seiner Wange floss. Er sprang auf, packte Phoebe Smith-Bates grob am Arm und schüttelte sie.
»Was erlauben Sie sich, von Kestring? Lassen Sie Phoebe auf der Stelle los!« Sir Michael kam angestürmt und zerrte den Regisseur an der Schulter zurück, während alle anderen der überraschenden Eskalation entsetzt zusahen. Carlos Kwiatkowski umkreiste die Streitenden und fotografierte jede Bewegung wie ein Kriegsberichterstatter unter Adrenalin.
Phoebe Smith-Bates massierte ihren Arm und fauchte Sir Michael an: »Ihr Regisseure seid doch alle gleich! Verdammte Despoten, die ohne Rücksicht über ihre Schauspieler hinwegtrampeln, einer wie der andere! Du kannst dir deine geheuchelte Empörung sparen, Michael. Deinen Schutz brauche ich nicht.« Sie goss sich einen neuen Whisky ein und kippte ihn in einem Zug hinunter.
»Haben sich alle wieder beruhigt?«, fragte Rebecca Davis gelassen und sah sich um. Die Schauspieler auf den Stühlen nickten, und Sir Michael kehrte zu seinem Platz in der Runde zurück.
Pippa setzte sich zitternd neben Barbara-Ellen, die sofort ihre Hand nahm und beruhigend streichelte. Pippa konnte noch immer nicht fassen, was sich gerade in Sekundenschnelle vor ihren Augen abgespielt hatte; zu schnell, als dass jemand hatte eingreifen können. Außer Sir Michael natürlich, aber Phoebe hatte abweisend auf seine Hilfe reagiert.
Warum ist sie ihm gegenüber derart ablehnend?, dachte Pippa und sah sich nach Sir Michael um, der blass und mit zusammengepressten Lippen finster vor sich hin starrte. Und wieso hat sie ihn mit von Kestring auf eine Stufe gestellt?
Rebecca Davis blickte wieder auf den Block. »Wer von Ihnen ist Johannes Berkel?«
»Unser Assistent und der Rosencrantz des Ensembles. Er liegt oben in seinem Zimmer«, antwortete Barbara-Ellen, »er hat eine Beruhigungsspritze bekommen und schläft jetzt. Er steht unter Schock, weil er das arme Tier erschossen hat.« Sie warf ihrem Gatten einen eisigen Blick zu. »Und weil mein Mann ihn mit der Waffe bedroht hat.«
»Das habe ich nicht getan!«, schrie von Kestring.
»Tatsächlich? Sehen wir uns doch einfach die Fotos von Carlos an«, gab Barbara-Ellen ungerührt zurück.
Rebecca Davis wurde aufmerksam. »Es gibt Fotos?«
Kwiatkowski stand auf. »Ja. Carlos Kwiatkowski. Ich bin Journalist und dokumentiere die Probenarbeit.«
»Interessant. Die Fotos würde ich gerne sehen. Jetzt.«
»Natürlich.« Kwiatkowski nickte. »Ich hole meinen Laptop und brenne Ihnen eine CD.«
»Ich protestiere!« Von Kestring gab nicht auf. »Ich gebe hier die Bilder zur Veröffentlichung frei – und niemand sonst!«
»Keine Sorge. Die Bilder dienen allein der Wahrheitsfindung«, sagte Rebecca Davis beschwichtigend, »ich werde mich persönlich darum kümmern, dass sie nicht in der Sun erscheinen.«
Im Kamin in Phoebes Wohnzimmer prasselte ein wärmendes Feuer. Pippa, Phoebe und Debbie saßen in tiefen Sesseln, die Stereoanlage spielte leise Folkmusik, die Duncan Pippa zum Trost geschenkt hatte. Alle drei hatten Cider vor sich, und auf der Anrichte stand reichlich Nachschub.
Die drei Frauen hatten schon mehrmals auf Rowdy angestoßen, und sogar Peter Paw bekam zur Beruhigung ein Schälchen Sahne. Er hatte Pippa ins benachbarte Cottage begleitet und lag zusammengerollt auf Phoebes Schoß.
»Hast du schon mit Hetty gesprochen?«, fragte Phoebe, nachdem sie lange geschwiegen hatten.
»Noch nicht«, erwiderte Pippa.
»Soll ich das übernehmen, Dear? Ich verstehe, wenn es zu schwierig für dich ist.«
»Das ist mehr als lieb von dir. Aber darum geht es nicht«, sagte Pippa, »jedenfalls nicht nur. Ich weiß, dass Grandma heute eine Verabredung hat, und die
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