Dinner fuer drei Roman
Stimme, die jeden Alkoholiker in seinem Inneren begleitete. Ich kann dafür sorgen, dass du dich besser fühlst. Ich kann dir die Schmerzen nehmen.
Wandas Worte rissen ihn jäh aus seinen Gedanken. Er sah auf sie hinab und bemerkte ihre zusammengeklebten Wimpern, die wie spitze Stacheln aussahen. »Ich verstehe einfach nicht, wie du sie mit hierher bringen und dadurch dein eigen Fleisch und Blut derart erniedrigen konntest. Alle tun so, als wäre Honey wirklich deine Tochter. Die arme Meredith ist deshalb schon den ganzen Abend völlig aufgelöst.«
Wanda rief einem der Gäste einen fröhlichen Gruß zu, ehe sie ihre Stimme erneut senkte. »Ich nehme an, ich muss noch dankbar sein, dass die Leute hier dich nicht so gut kennen wie ich. Ich kann sehen, was in dir vorgeht, und es macht mich krank. Wie schaffst du es nur, dir selbst noch ins Gesicht zu sehen? Ich habe genau gesehen, wie du sie anstarrst! Sie ist jünger als deine eigene Tochter«, zischte sie.
»Genau das ist der Punkt, an dem du falsch liegst«, erklärte er ihr schnaubend. »Es ist genauso, wie es aussieht. Ganz genauso. Ich habe das Mädchen praktisch aufgezogen, seit es nach Los Angeles gekommen ist.«
»Blödsinn!«, fauchte sie unter ihrem starren Lächeln. »Du bist so verdorben, dass es mir regelrecht vor dir graut.«
Das reichte. Er erblickte Edward, der mit der Braut im Arm in ihre Richtung tanzte, und blieb unmittelbar vor ihm stehen. »Der Abend ist schon fast vorbei, Edward, und ich habe bisher noch kein einziges Mal mit meiner Schwiegertochter getanzt.«
Wanda bedachte ihn mit einem zornigen Blick, doch es waren zu viele Menschen in der Nähe, um noch etwas zu sagen, deshalb tauschten die beiden Frauen lächelnd ihre Plätze. Joshs Braut Cynthia war eine hübsche, lebhafte Blondine mit blauen Augen und etwas zu großen Zähnen. Als er sie an seine Brust zog, schlug ihm der Geruch eines anderen Haarsprays ins Gesicht.
»Hat Josh Ihnen von seinem neuen Job erzählt, Vater Coogan?«, fragte sie, bevor sie anfingen zu tanzen.
Die Anrede ließ ihn entsetzt zusammenzucken. »Nun, ja. Er hat ihn erwähnt.« Die Spitze ihres Haarschmucks drohte ihm ein Auge auszustechen, und er wandte den Kopf ein wenig ab. Er hatte das Gefühl, als wäre er den ganzen Abend in der Gewalt von Frauen, die es mit irgendwelchen dolchartigen Spitzen und rasiermesserscharfen Kanten auf ihn abgesehen hatten. Honey schwebte, eingehüllt in eine weiche Wolke von Champagnerblasen, lachend und tanzend an ihnen vorbei.
Vergiss sie , flüsterte die Stimme. Lass mich dich beruhigen. Ich bin weich und geschmeidig, und ich schnüre dir ganz sicher nicht die Kehle zu.
»… Fagan Can ist ein bedeutendes Unternehmen, aber Sie kennen ja Josh. Manchmal braucht er einen kleinen Schubs, also habe ich vor dem Bewerbungsgespräch zu ihm gesagt: ›So, Josh, du gehst jetzt da rein, siehst den Männern in die Augen und lässt sie wissen, dass es dir ernst mit der Sache ist‹«, erklärte Cynthia mit einem schelmischen Zwinkern. »Und jetzt gibt ihm die Firma sogar ein Eck büro.«
»Das habe ich gehört.«
»Ein Büro mit …« Sie senkte ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, » zwei Fenstern.«
Der Tanz zog sich endlos in die Länge. Cynthia plapperte von Eckbüros, Porzellanmustern und Tennisstunden, ehe die Musik endlich verklang und sie fröhlich davonlief, um ihrem frisch gebackenen Ehemann glücklich um den Hals zu fallen. Josh sah sie prüfend an, um sicherzugehen, dass er sie nicht durch irgendetwas unwissentlich beleidigt oder verletzt hatte.
Glückwunsch, Junge, dachte Dash betrübt. Jetzt ist es dir tatsächlich gelungen, deine eigene Mutter zu heiraten.
Er brauchte einfach einen Drink.
Eine von Cynthias Brautjungfern kam an ihm vorbei, und er packte sie am Arm. Sie kicherte angesichts der Ehre, mit dem legendären Dash Coogan über die Tanzfläche zu schweben, doch er registrierte ihre Gegenwart kaum, denn die Stimme redete immer beharrlicher auf ihn ein, und er konnte spüren, wie all die Jahre der mühsam erkämpften Abstinenz von ihm abfielen.
Komm zu mir, mein Geliebter. Ich bin alles, was du brauchst. Ich werde schnurren wie ein Kätzchen und dafür sorgen, dass du Honey vergisst.
Honey wirbelte vorbei und warf ihm einen feindseligen Blick zu. Raues, trunkenes Gelächter erfüllte den Raum, und das Klirren der Eiswürfel in den Gläsern wurde mit einem Mal so laut und durchdringend, dass es bald wie eine unkontrollierte Untermalung der
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