Dinner fuer drei Roman
Musik erschien.
Er hasste es zu tanzen, doch er hangelte sich von einer Brautjungfer zur nächsten, aus Furcht, die Sirene würde ihn endgültig besiegen, sobald er stehen blieb. Der Abend zog sich schmerzlich in die Länge, bis endlich Braut und Bräutigam das Fest verließen und sich die Schar der Gäste aufzulösen begann. Der verführerische Duft des Alkohols füllte seine Lungen - der Geruch nach Wein, Brandy und Whiskey überdeckte den Duft des Essens und der Blumen ganz und gar.
Nur ein einziger Drink, wisperte die Sirene. Einer tut nicht weh.
Als die Band den letzten Song anstimmte, war die Stimme der Sirene so laut geworden, dass er sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Wenn er die Tanzfläche verließ, wäre er verloren.
»Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, uns zu unterhalten, Daddy. Komm, setzen wir uns in eine Ecke.«
Er fuhr zusammen, als Meredith wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte. »Wir - wir haben noch gar nicht miteinander getanzt, Merry. Der Abend ist beinahe vorüber, und ich habe noch nicht mit meinem Lieblingsmädchen getanzt«, sagte er mit schleppender Stimme.
Sie warf ihm einen seltsamen Blick zu. »Die Band packt schon zusammen. Außerdem habe ich dir vorhin schon gesagt, dass ich nichts vom Tanzen halte, Daddy.«
»Das hatte ich vergessen.«
Er hatte keine Wahl. Er musste ihr an einen der leeren Tische abseits der Tanzfläche folgen, auf denen leere Weingläser und Schwenker mit bernsteinfarbenen Getränkeresten zurückgeblieben waren, die sich vor seinen Augen vervielfachten, bis er das Gefühl hatte, als formiere sich eine ganze Armee von Gläsern zum Anmarsch auf ihn.
Sie nahm neben ihm Platz und zog sich züchtig den Rock über die Knie. »Bleib heute Abend hier, Daddy. Du kannst mein Zimmer haben. Bitte. Ich habe dich seit deiner Ankunft kaum gesehen.«
Er strich mit den Fingerspitzen über ein Glas, dessen Boden mit kostbarem, wenn auch verwässertem Alkohol bedeckt war. »Ich - ich glaube, das ist keine gute Idee. Deine Mutter und ich verstehen uns nicht besonders gut.«
»Ich verspreche dir, dass ich sie von dir fern halte.«
»Nicht heute Abend.«
Nimm mich in die Hand, Geliebter. Nur ein kleiner Schluck, und du wirst sie vergessen.
»Es ist wegen Honey, nicht wahr? Für sie hast du immer jede Menge Zeit, für mich hingegen nicht. Du denkst, sie ist
perfekt - das genaue Ebenbild von dir. Sie redet so wie du, und sie trinkt sogar wie du. Zu schade, dass nicht sie deine Tochter ist.« Ein Anflug von Härte lag in ihrer Stimme.
Das Glas verbrannte ihm die Finger. »Sei nicht kindisch. Das Ganze hat mit Honey nicht das Geringste zu tun.«
»Dann verbring morgen den Vormittag mit mir.«
Plötzlich war die Welt reduziert auf die schimmernde Flüssigkeit in dem Glas vor ihm und auf das schmerzliche Verlangen, das gegen seine Schädeldecke trommelte. »Ich würde gerne ein bisschen Zeit mit dir verbringen, Merry. Nur will ich in dieser Zeit nicht beten.«
Ihre Stimme brach. »Du musst dich endlich mit Gott arrangieren, Daddy, wenn du dir das ewige Leben sichern willst. Ich bete jeden Tag für dich. Ich bin ehrlich in Sorge, Daddy. Ich möchte nämlich nicht, dass du in der Hölle landest.«
»Die Hölle ist etwas Relatives«, erwiderte er harsch.
Jetzt hab’ ich dich erwischt!
Seine Finger umklammerten das Glas, das sich wunderbar in seiner Hand anfühlte. Er konnte nichts dagegen tun. Er hob den Kopf, bereit, den Schwenker zum Mund zu führen, als er Honey auf der anderen Seite des inzwischen beinahe menschenleeren Saals erblickte.
Sie stand zusammen mit einem jungen Mann am Fenster, der sie mit den Augen zu verschlingen schien. Seine wunderschöne kleine Honey mit dem frechen Mundwerk und dem großen Herzen tat nichts, um von ihm wegzukommen, sondern schob sich sogar noch dichter an ihn heran.
Meredith begann zu beten.
Er sprang von seinem Stuhl auf, wobei er das Glas umstieß.
»Daddy!«
Ohne sich noch einmal nach seiner Tochter umzudrehen, durchquerte er den Raum. Die Wände um ihn herum begannen sich zu drehen. Unter seiner Jacke klebte sein Hemd schweißnass an seiner Brust.
Komm zurück, schluchzte die Sirene. Geh nicht zu ihr! Ich
bin diejenige, die dich niemals verlässt! Ich bin die Einzige, die immer für dich da ist!
Er blieb vor Honey stehen und riss sie, ohne ein Wort zu sagen, aus den Armen des schleimigen Bastards, der versuchte, sie vor aller Augen zu verschlingen.
Ihr entfuhr ein leises Keuchen, doch es war ihm egal, ob er
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