Dinner fuer drei Roman

Krankenbett gelegen hatte. Am meisten war ihm jedoch die Dankbarkeit und Freude darüber, Erics ungeteilte Aufmerksamkeit zu genießen, zu Herzen gegangen. Er war den ganzen Nachmittag bei ihm geblieben und am Abend noch einmal zu ihm zurückgekehrt, wo er ihn mit kleinen Zaubertricks unterhalten hatte, bis er eingeschlafen war. Doch statt Freude über diese gute Tat zu empfinden, musste er an all die anderen Kinder denken, die er nicht hatte trösten, und an all das Elend, das er nicht hatte lindern können.
    Die kühle Feuchtigkeit des Morgens drang durch sein dünnes T-Shirt. Während er sich streckte, blickte er zu dem metallisch grauen Himmel hinauf. So viel dazu, dass in South Carolina stets die Sonne schien. Vielleicht sollte er zurück auf die I-95 und weiter nach Florida fahren. Seit einigen Tagen schon dachte er darüber nach, ob er nicht für ein paar Wochen zu den Clowns ins Winterquartier der Ringling Brothers in Venice fahren sollte. Vielleicht bekäme er dort die Gelegenheit, einmal vor gesunden Kindern aufzutreten, statt immer nur vor kranken. Einmal nicht mit leidenden Kindern zu tun zu haben wäre sicher durchaus reizvoll.
    Er kletterte zurück in seinen Wagen. Er hatte seit zwei Tagen nicht mehr geduscht und sollte sich dringend wieder einmal
in einem Motel einquartieren. Früher war er stets auf peinliche Sauberkeit bedacht gewesen, doch seit dem Verlust seiner Kinder hatte dies ebenso wenig Bedeutung wie eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf.
    Eine halbe Stunde später spürte er einen Ruck im Lenkrad, was nur bedeuten konnte, dass der Reifen platt war. Er fuhr an den Rand der zweispurigen Straße und stieg fluchend aus. In dem erneuten leichten Nieselregen hätte er wahrscheinlich das zersplitterte Holzschild übersehen, das an einer Palme lehnte, doch als der rutschige Reifen seinen Händen entglitt und den Graben hinabrollte, fiel sein Blick auf das Schild mit der verblichenen Aufschrift.
    SILVER LAKE VERGNÜGUNGSPARK
    Heimstatt der legendären Berg-und-Tal-Bahn
Black Thunder
Spaß und Spannung für die ganze Familie
    Zwanzig Meilen geradeaus,
dann links und drei Meilen auf der Route 62
    Silver Lake Vergnügungspark . Irgendwie sagte ihm dieser Name etwas, obwohl er sich nicht erinnern konnte, was. Erst als er die letzte Schraube an dem neuen Reifen festgezogen hatte, fiel es ihm wieder ein. War das nicht der Park, von dem Honey so oft gesprochen hatte? Er erinnerte sich daran, wie sie das gesamte Drehteam mit Geschichten über ihre Kindheit in einem Freizeitpark in South Carolina unterhalten hatte. Sie hatte von einem Schiff erzählt, das auf dem Grund des Sees lag, und von einer angeblich im ganzen Land berühmten Berg-und-Tal-Bahn. Er war sich beinahe sicher, dass der Name dieses Orts Silver-Lake-Vergnügungspark gewesen war.
    Er drückte die Radkappe mit den Handballen fest und starrte nachdenklich auf das Schild, während er sich fragte, ob dieser Park wohl noch immer existierte. Dem Zustand des
Schildes zufolge war es zumindest fraglich. Andererseits - alles war möglich, weshalb also sah er nicht einfach nach?
    Vielleicht war der Silver-Lake-Vergnügungspark ja tatsächlich noch immer geöffnet. Und vielleicht wurde dort zufällig ein Clown gebraucht.

24
    »Honey, es regnet!«, rief Chantal. »Hör sofort auf zu arbeiten.«
    Honey saß hoch oben auf einem der Hügel von Black Thunder und blickte auf die winzige Gestalt ihrer Cousine hinunter, die unter einem roten Regenschirm hervor zu ihr aufsah.
    »Ich komme in ein paar Minuten runter«, schrie sie zurück. »Wo ist Gordon? Ich habe ihm gesagt, dass er sofort zurückkommen soll.«
    »Er fühlt sich nicht gut«, schrie Chantal. »Er macht eine kurze Pause.«
    »Es ist mir egal, ob er sterbenskrank ist. Du sagst ihm auf der Stelle, dass er wieder zu mir raufkommen soll.«
    »Heute ist Sonntag! Am Tag des Herrn sollte man nicht arbeiten.«
    »Seit wann interessiert ihr beide euch dafür, ob der Tag des Herrn ist oder nicht? Ihr habt doch auch an allen anderen Tagen keine Lust zu arbeiten.«
    Chantal wandte sich schnaubend ab, doch das war Honey vollkommen egal. Für Gordon und Chantal war das süße Leben endgültig vorbei. Sie trieb einen weiteren Nagel in den Laufsteg, den sie auf dem Gipfel des ersten Hügels baute. Sie hasste Regen, und sie hasste Sonntage, weil sie die Restaurierungsarbeit an der Berg-und-Tal-Bahn unterbrachen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, würden die Mitglieder des Bautrupps
sieben Tage in der Woche