Dinner fuer drei Roman
schuften. Sie gehörten keiner Gewerkschaft an, also konnten sie auch Überstunden machen.
Ohne auf den Regen zu achten, nagelte sie weiter Teile des Laufstegs aneinander. Es ärgerte sie, dass sie zu schwach für die schweren Arbeiten wie die Instandsetzung der Fahrbahn war. Unter der Aufsicht des Achterbahn-Experten, den sie engagiert hatte, hatten die Arbeiter die ersten zwei Monate mit der Entfernung der alten Gleise und der Reparatur des Gerüstes zugebracht, das glücklicherweise größtenteils noch intakt gewesen war. Die Betonsockel waren erst in den Sechzigerjahren gegossen worden, was bedeutete, dass ihr auch eine Erneuerung des Fundaments erspart blieb. Sie waren besorgt wegen möglicher Risse in den Querbalken gewesen, den riesigen Planken, auf denen die Gleise verliefen, doch am Ende waren sie auf weniger Sprünge gestoßen als befürchtet.
Dennoch war die Erneuerung der Gleise ein aufwändiges und kostspieliges Unterfangen, sodass Honey das Geld regelrecht durch die Finger zu rinnen schien. Wie sollte sie nur die neue Antriebskette und den neuen Motor, ganz zu schweigen von der neuen Elektrik und automatischen Bremsen, finanzieren?
Der Regen fiel inzwischen dichter, und sie fand nur noch mit Mühe auf den Planken Halt. Widerstrebend schwang sie die Beine über den Rand und begann am Gerüst herabzuklettern, das bis zur Fertigstellung des Laufstegs als Leiter diente. Ihr Körper hatte sich zwar an die gefährliche Kletterei gewöhnt, dennoch forderten die letzten beiden Monate, in denen sie täglich bis zu vierzehn Stunden geschuftet hatte, ihren Tribut. Deshalb war sie trotz der festen Muskeln mager und erschöpft. Und ihre Hände, die sich erst im Verlauf der Wochen an den richtigen Umgang mit dem schweren Werkzeug gewöhnt hatten, waren nicht nur mit dicken Schwielen, sondern auch mit einer Reihe kleiner Wunden und frischer Narben übersät.
Als sie unten ankam, nahm sie ihren gelben Helm ab und
marschierte statt in Richtung ihres provisorischen Zuhauses zwischen den tropfnassen Bäumen hindurch ans andere Ende des Parks. Die Idee, Sophies Wohnwagen zu beziehen, hatte sie gleich bei der ersten Besichtigung verworfen. Das Dach war eingebrochen, eine der leuchtend blauen Wände war verbeult, und irgendwelche Plünderer hatten schon vor langer Zeit jeden auch nur halbwegs nützlichen Gegenstand aus dem Wohnwagen mitgenommen. Also hatte sie das Wrack abtransportieren und an derselben Stelle einen kleinen silberfarbenen Wohnwagen aufstellen lassen.
Sie ging in Richtung des Ochsenstalls, das verfallene Gebäude, in dem früher die ledigen männlichen Angestellten des Vergnügungsparks untergebracht gewesen waren und das nun Gordon und Chantal bezogen hatten. Sie war froh, dass der gesamte Park zwischen diesem Haus und ihrem Wohnwagen lag. Es war schon schlimm genug, den ganzen Tag zusammen mit anderen Menschen zu verbringen, doch abends musste sie allein sein, denn erst dann hatte sie das Gefühl, als könnte sie mit Dash in Verbindung treten. Obwohl ihr klar war, dass es nicht passieren konnte - nicht, solange sie nicht endlich mit Black Thunder fuhr.
Sie hatte ihr Haar mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz gebunden, aus dem sich einige Strähnen gelöst hatten und nass an ihren Wangen klebten. Wenn Liz sie so sehen könnte, würde sie bestimmt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Doch Liz und Kalifornien waren inzwischen Teil eines anderen Universums.
»Wer ist da?«, fragte Chantal, als Honey an die Tür klopfte.
Honey knirschte mit den Zähnen und öffnete die Tür. »Wer soll schon da sein? Wir sind die einzigen Leute hier im Park.«
Chantal sprang nervös von einem alten, mit orangefarbenem Kunstleder bezogenen Sofa auf, auf dem sie mit einer Zeitschrift herumgelungert hatte. Das Innere des Häuschens war in vier Räume unterteilt: ein Wohnzimmer, das Gordon
und Chantal mit Möbeln aus zweiter Hand bestückt hatten, das Schlafzimmer, in dem früher hölzerne Stockbetten gestanden hatten, die inzwischen durch ein altes schmiedeeisernes Doppelbett ersetzt worden waren, eine Küche und ein Badezimmer. Obgleich alles schäbig wirkte, hielt Chantal hier mehr Ordnung als in einem der Häuser, in denen sie gelebt hatten.
»Wo ist Gordon? Du hast mir doch gesagt, er sei krank.«
Chantal versuchte die Zeitschrift unter ein hässliches braunes Velourskissen zu schieben. »Ist er auch. Aber er ist trotzdem noch mal losgegangen, um beim Laster den Ölwechsel zu machen.«
»Ich wette, er
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