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Dinner fuer drei Roman

Dinner fuer drei Roman

Titel: Dinner fuer drei Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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London zugebracht, und nun waren sie bereits seit mehreren Wochen in der Schweiz.
    Überall stellte sie neue Gouvernanten, neue Lehrer, neue Spezialisten ein, die er bezahlte. Die Detektive hatten sie allesamt befragt und ihm anschließend berichtet, dass Becca sichtlich Rückschritte machte und Rachel immer schwerer unter Kontrolle zu halten war. Lilly selbst stellte die einzige Konstante im Leben beider Kinder dar, und wenn er sie zwang, in den Untergrund zu gehen, würde er ihnen damit auch das noch wegnehmen.
    Trotzdem sehnte er sich derart schmerzlich nach den Mädchen, dass er manchmal versucht war, sich einfach ins nächste Flugzeug zu setzen, um sie wenigstens ein Mal wieder zu sehen. Im Verlauf der letzten sieben Monate hatte sich eine verzweifelte Leere in seinem Innern ausgebreitet, die weit schlimmer war als jeder noch so heiße Schmerz und sich anfühlte wie
ein lebendiger Tod. Eine Zeit lang war es ihm gelungen, seine Verzweiflung auf die Rolle zu übertragen, die er spielte, doch das Ende der Dreharbeiten hatte ihn nun auch dieses Verstecks beraubt.
    Außerdem hatte er allmählich die Fähigkeit verloren, etwas von der Schönheit der Welt zu erkennen, sodass er inzwischen nur noch die Grausamkeiten wahrzunehmen vermochte, die in ihr existierten. Er konnte weder fernsehen noch Zeitung lesen, weil er die Berichte über in Mülleimern zurückgelassene Babys, von deren kleinen blauen Körpern noch die Nabelschnur herabhing, von abgetrennten Köpfen in Pappkartons oder von jungen vergewaltigten Frauen einfach nicht mehr ertragen konnte. Er hatte die Fähigkeit verloren, seinen eigenen Schmerz vom Elend anderer zu trennen. Der gesamte Schmerz der Welt, jede einzelne Grausamkeit, lastete auf seinen Schultern, und er wusste, dass er irgendwann zerbrechen würde, wenn es ihm nicht gelang, sich gegen all das zu schützen.
    Also lief er davon, versteckte sich hinter der Maske eines Wesens, das er selbst erfunden hatte, einer Maske, die derart bedrohlich war, dass normale Menschen vor ihr zurückschreckten. Statt Radio zu hören, spielte er während der Fahrt Jazz-CDs ab, schlief lieber in seinem Wagen statt in Motelzimmern, in denen es lockende Fernsehapparate gab, und machte einen Bogen um Großstädte und Zeitungsstände. Er schützte sich auf die einzige ihm mögliche Weise, denn inzwischen war sein inneres Gleichgewicht so ins Wanken geraten, dass er fürchtete, selbst die kleinste Erschütterung würde ihn auf der Stelle zerbersten lassen.
    Er fuhr auf den Highway, und ein Sattelschlepper spritzte so viel Wasser gegen seinen Wagen, dass die Scheibenwischer mehrmals über die Windschutzscheibe gleiten mussten, bevor er wieder etwas sehen konnte. Trotzdem nahm er verschwommen ein blaues Schild mit einem weißen H wahr, das ihm zeigte, dass sich in der Nähe ein Krankenhaus befand. Genau danach
hatte er gesucht, nach jenem dünnen Faden, der ihm erlaubte, seine Seele zu retten und sich zugleich vor der Welt zu schützen.
    Er folgte den blau-weißen Schildern durch eine kleine Stadt, bis er schließlich am hinteren Ende des Parkplatzes vor einem kleinen, unauffälligen Backsteingebäude anhielt und über den Sitz in den hinteren Teil des Wagens kletterte. Die Rücksitze des Kombis waren ausgebaut worden, sodass ihm ausreichend Platz blieb, um auf seiner Gummimatte zu schlafen, die im Augenblick zusammengerollt neben dem teuren Lederkoffer mit seiner Kleidung lag. Er schob den Koffer zur Seite und zog stattdessen einen billigen Kunststoffkoffer zu sich heran.
    Eine Zeit lang tat er nichts. Dann jedoch klappte er mit einem leisen Murmeln, das entweder ein Fluch oder ein Gebet sein mochte, den Deckel des Koffers auf.
     
    »Wie verschafft man sich hier am besten Gehör?«
    Schwester Grayson blickte von der Krankenakte auf, in die sie vertieft gewesen war. Normalerweise erschütterte sie so schnell nichts, doch beim Anblick der Gestalt, die vor ihrem Schreibtisch stand und sie mit einem breiten Grinsen ansah, klappte ihr die Kinnlade herunter.
    Über einer zerzausten, leuchtend roten Perücke trug der Mann ein schwarzes Tuch, das an der Seite zusammengeknotet war. Das purpurrote Satinhemd steckte in einer weiten schwarzen Hose, auf der rote und purpurne Tupfen in der Größe von Untertassen aufgedruckt waren; eine übertrieben dicke Braue hob sich leuchtend von den weiß geschminkten Zügen ab, sein Mund war leuchtend rot, ebenso wie seine Nasenspitze, und sein linkes Auge war hinter einer purpurroten,

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