Dinner fuer drei Roman
Berichten zufolge hatten Eric und ihre Mutter sie während dieser Pressekonferenz seelisch unterstützt. Die Journalisten hatten die Vorwürfe, die Lilly gegen Eric erhoben hatte, mit keinem Wort erwähnt, und so ging Honey davon aus, dass sie das Resultat von Lillys eigenen traumatischen Erlebnissen gewesen waren und Eric wieder mit seinen Töchtern vereint war.
In ihren Augen brannten Tränen, als sie die schmutzigen Papiere auf dem Klemmbrett durchsah. »Ich hoffe, dass Eric keine weiteren derartigen Projekte für mich auserkoren hat.«
»Äh … wir verhandeln noch.« Arthur blickte äußerst interessiert auf seine Rolex. »Es ist schon ziemlich spät, und ich muss meinen Flug kriegen.«
»Ist er - Sie sagten, er sei verletzt gewesen.«
»Wie ich bereits sagte, Honey, es geht ihm schon lange wieder gut. Es war nichts Ernstes.« Er wedelte mit den Karussell-Papieren und drückte ihr einen hastigen Kuss auf die Wange. »Ich gebe den Vertrag auf dem Weg nach draußen ab. Passen Sie gut auf sich auf. Und schuften Sie nicht so viel wegen der Feierlichkeiten am Wochenende.«
Er musterte sie stirnrunzelnd, und ihr war klar, dass er mit ihrem Aussehen nicht zufrieden war. Wieder einmal gelang es ihr nicht, Schlaf zu finden. Sie war ständig angespannt, und die einzigen Lichtblicke in ihrem Leben stellten die regelmäßigen Besuche bei den Kindern im Krankenhaus dar. Sie schwankte zwischen Erschöpfung und einer beinahe manischen Aggressivität, die ihr das Gefühl gab, als würde sie jeden Augenblick endgültig aus der Haut fahren. Doch nur durch harte Arbeit gelang es ihr, die Gedanken an Eric zu verdrängen.
»Ich komme schon zurecht.« Sie winkte Arthur zum Abschied
nach und führte ein weiteres Telefongespräch, ehe sie hinaus in den Park ging.
Sie hatte beschlossen, die Wiedereröffnung von Black Thunder am Samstag, also in drei Tagen, im Rahmen einer großen Feier zu begehen. Da sie bereits hoch verschuldet war, spielten ein paar Tausend Dollar mehr ohnehin keine Rolle mehr. Das Sozialamt hatte ihr eine Liste mit fünfundsiebzig bedürftigen Familien gegeben, die sie alle zu einem fröhlichen Nachmittag im Park eingeladen hatte. Die Feier würde nicht allzu aufwändig werden, dafür war alles gratis: das Essen, ein paar wenige Fahrgeschäfte für die kleineren Kinder, ein paar Spielbuden und natürlich Black Thunder selbst.
Auf dem Weg zur Achterbahn spürte sie ihre Erschöpfung, die ebenso von der Anspannung wie von der körperlichen Anstrengung der letzten Wochen herzurühren schien. Heute war Mittwoch. Wenn alles gut ging, sollte am Nachmittag die erste Testfahrt stattfinden, sodass ihnen nur noch wenige Tage blieben, um mögliche Probleme zu beheben, ehe am Samstag die Familien zur offiziellen Wiedereröffnung der Achterbahn erschienen. Ihr Flug nach Kalifornien war für zwei Wochen später geplant.
Es waren nur noch wenige der Arbeiter da, und ohne das schrille Kreischen der Kettensägen und das dumpfe Dröhnen der Hämmer war es auf der Baustelle beinahe unnatürlich ruhig. Neben einem Stapel mit abfuhrbereiten alten Brettern blieb sie stehen und blickte auf das überdimensionale Kunstwerk, das über dem Eingang der Achterbahn hing.
Es war einfach fantastisch, sogar noch besser als das Gemälde über dem Eingang der alten Geisterbahn, und es zeigte die Achterbahn in ihrer ganzen Länge, wie sie sich wie ein wilder Mustang vor einem mit düsteren Wolken verhangenen und von grellen Blitzen durchzuckten Gewitterhimmel aufzubäumen schien. Das in Purpur, Schwarz und düsterem Grau gehaltene Gemälde verströmte dieselbe unkontrollierbare Energie wie das Fahrgeschäft selbst. Es war auf einem riesigen Lastwagen
aus Winston-Salem in North Carolina im Park angeliefert worden, und in der unteren rechten Ecke fand sich die Signatur des Künstlers - Gordon T. Delaweese. Auch in Bezug auf Gordons Talent als Maler hatte sie sich eindeutig geirrt.
Sie erinnerte sich an ihr letztes Gespräch mit Chantal, einen endlosen Monolog, in dessen Verlauf ihre Cousine all die Wunder der Kosmetikerinnenschule beschrieben hatte, an der sie sich zur Friseurin ausbilden ließ. Honey rieb sich die müden Augen. Wie oft hatte Dash zu ihr gesagt, dass sie endlich aufhören sollte zu versuchen, über die Leben anderer Leute zu bestimmen?
Sandy Compton, der Projektleiter, trat auf sie zu. »Honey, wir sind so weit. Wir können die Wagen mit den Sandsäcken beladen und den Zug auf die erste Probefahrt schicken.«
Seine Worte
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