Dinner fuer drei Roman
Disneyland waren, wollte ich mit dem Space Mountain fahren, aber mein Daddy hat es mir wegen der Albträume verboten. Er war so gemein. Und dann mussten wir früher gehen, nur weil er meinte, ich würde mich schlecht benehmen.«
Honey musste sich ein amüsiertes Lächeln verkneifen. »Und hast du dich schlecht benommen?«
»Ich habe mein Eis zu Boden geworfen, aber es war keine Absicht, dass ich sein Hemd getroffen habe, und deshalb hätte er nicht gleich mit uns nach Hause fahren müssen.«
Es gelang Honey nicht, ihr Lächeln noch länger zu verbergen. Wie gut, dass sie nicht die Verantwortung für die Erziehung dieses niedlichen kleinen Satansbratens trug. Doch irgendetwas an ihr erinnerte sie an ein kleines Mädchen, das sich furchtlos den Herausforderungen des Lebens gestellt hatte.
Das Kind warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Das war gar nicht lustig.«
Sofort wurde Honeys Miene ernst. »Tut mir Leid. Du hast Recht. Es war ganz bestimmt nicht lustig, Disneyland verlassen zu müssen.«
»Daddy hat gesagt, dass ich nicht mit Black Thunder fahren darf. Ich habe deshalb sogar geheult, aber das hat nichts geändert. Er ist wirklich gemein.«
Kaum waren die Worte heraus, verzog sie das Gesicht zu einem breiten Grinsen, als sie jemanden hinter Honey erblickte.
»Daddy!« Mit wild fuchtelnden Armen stürzte sie an ihr vorbei.
Gerade, als sie sich umdrehen wollte, drang die unvergessliche Stimme an ihr Ohr.
»Himmel, Rach, ich war doch nur fünf Minuten weg. Pass mit deinem Ellbogen ein bisschen auf. Außerdem habe ich dich gebeten zu warten, während ich mit Becca auf der Toilette bin.«
Plötzlich schien Honeys Welt vollständig aus den Fugen zu geraten. Sie schwankte zwischen einem schmerzlichen Gefühl der Freude und einer alles erstickenden Furcht, während sie sich überdeutlich ihrer schmutzigen Hose und des zerzausten Haars bewusst wurde. Was tat er plötzlich hier? Weshalb hatte er sich nicht weiter von ihr fern gehalten, damit sie in Sicherheit war? Langsam drehte sie sich zu ihm um.
»Hallo, Honey.«
Sie kannte den Mann nicht, den sie vor sich stehen sah. Er war ein Fremder in teurer, eleganter Kleidung, eine Ikone, auf deren Kaminsims ein goldener Oscar stand und der die gesamte Welt zu Füßen lag. Die Augenklappe war verschwunden. Das lange Haar, an das sie sich noch so gut erinnern konnte, war einem zivilisierten Zweihundert-Dollar-Haarschnitt gewichen, der nicht ganz bis zu seinem Kragen reichte. Seine Kleidung verströmte den Geruch von Reichtum und europäischer Eleganz: Statt des weichen Flanells trug er ein Designerhemd, die verblichene Jeans war einer lässigen Hose aus teurem grauem Stoff gewichen. Er nahm seine exklusive Sonnenbrille ab und schob sie in die Tasche seines Hemdes, doch seine türkisfarbenen Filmstar-Augen enthüllten nichts von dem, was er empfand.
Sie versuchte, eine Verbindung zwischen diesem Filmstar, dem Clown, dem Bauarbeiter und vor allem dem Mann herzustellen, der ihr die Dämonen gezeigt hatte, die ihn verfolgten, doch es gelang ihr nicht.
Erst in dem Augenblick, als er auf seine Töchter hinabsah. All die Rollen fielen mit einem Mal lautlos von ihm ab, und sie wusste, dass der Mann, der hier vor ihr stand, derselbe war wie jener, dessen Seele ihr an einem Abend vier Monate zuvor oben auf dem Gipfel von Black Thunder offenbart worden war.
»Sieht aus, als hättest du Rachel bereits kennen gelernt«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Und das hier ist ihre Schwester Becca.«
Sie senkte ihren Blick auf das kleine Mädchen, dessen Hand vollkommen in seiner Pranke versank, doch bevor sie etwas sagen konnte, machte sich Rachel von ihrem Vater los und lief auf sie zu.
»Becca leidet unter dem Downsyndrom«, erklärte sie mit einem so lauten Flüstern, dass jeder sie hören konnte. »Sagen Sie bloß nichts Gemeines über sie. Dass sie nicht wie alle anderen
aussieht, heißt nämlich noch lange nicht, dass sie nicht genauso clever ist.«
Honey fand nur mit Mühe ihre Stimme. Es wäre völlig sinnlos, Rachel zu erklären, dass nicht der Anblick ihrer Schwester, sondern der ihres Vaters sie hatte verstummen lassen.
»Hallo, Becca«, brachte sie schließlich mit zitternder Stimme hervor. »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.«
»Hi«, antwortete Becca schüchtern.
Offenbar fand Honeys Benehmen Gnade vor Rachel, denn sie nickte zufrieden und kehrte zurück an die Seite ihres Vaters.
Honey schob die Hände in die Hosentaschen und wandte sich zum ersten
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