Dinner fuer drei Roman
doch, würde ich dich dafür grün und blau schlagen.«
»Lügner. Du sagst immer, dass du mich verprügelst, aber dann machst du es doch nicht.«
Eric kniff die Augen zu. Er erinnerte sich daran, wie er Jason gutmütig in den Schwitzkasten genommen und ihm einen Klaps gegeben hatte. Vorsichtig wie immer, um ihm ja nicht wehzutun, sondern nur, um ihn etwas abzuhärten. Seine Stiefmutter Elaine, Jasons Mutter, hatte ihn viel zu sehr verhätschelt, weshalb er stets in Sorge um den Kleinen gewesen war. Jason war die Art Kind gewesen, das von anderen ständig gehänselt wurde, und im Gegensatz zu Eric wussten andere Kinder nicht, wann sie aufhören mussten. Manchmal hätte Eric sie am liebsten windelweich geprügelt, weil sie Jason ärgerten, doch hatte er es nicht getan, denn dadurch hätte er alles nur noch schlimmer gemacht.
»Also gut, du Nervensäge. Aber wenn ich dich heute Abend mitnehme, musst du mir versprechen, dass du mich in den nächsten zwei Monaten kein einziges Mal mehr nervst.«
»Versprochen, Eric. Versprochen.«
Also hatte er ihn mitgenommen. Er hatte Jason auf den Beifahrersitz des Porsche 911 seines Vaters klettern lassen, den er,
da er erst fünfzehn war, niemals hätte nehmen dürfen. Einen Wagen, der für einen unerfahrenen Fahrer wie ihn einfach zu schnell gewesen war.
Er war aus der Ausfahrt ihres vornehmen Hauses in einem Vorort von Philadelphia hinausgeschossen - ein sorgloser Fünfzehnjähriger, der nur ein bisschen Spaß haben wollte. Sein Vater war über Nacht geschäftlich in Manhattan gewesen, und seine Stiefmutter hatte mit ihren Freunden Bridge gespielt. Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, dass einer der beiden ihm vielleicht auf die Schliche käme, keine Gedanken über den einsetzenden Regen. Er hatte sich keine Gedanken über das Sterben gemacht. Mit fünfzehn starb man nicht.
Doch sein nervtötender kleiner Bruder war aus einem anderen, einem weicheren Holz geschnitzt.
In einer Kurve auf der Straße entlang des Schuylkill River hatte Eric die Kontrolle über den Wagen verloren, sodass der Porsche sich mehrmals um die eigene Achse gedreht hatte und schließlich gegen einen Betonpfeiler geprallt war. Eric - zu cool, um einen Gurt zu tragen - war im Augenblick des Aufpralls hinausgeschleudert worden, aber der brave Jason hatte in der Falle gesessen. Er war schnell gestorben, doch nicht schnell genug - erst nachdem Eric seinen Aufschrei vernommen hatte.
Tränen rannen ihm aus den Augenwinkeln und liefen in seine Ohren. Jase, es tut mir Leid. Ich wünschte, ich wäre stattdessen gestorben, Jase. Ich wünschte, ich wäre gestorben und nicht du.
Liz Castleberrys Kostümprobe hatte länger gedauert als geplant. Deshalb sah sie, als sie aus der Garderobe in den Flur trat, auf ihre Uhr und stieß prompt mit jemandem zusammen.
»Oh, Verzeihung. Tut mir Leid. Ich ᅳ« Ihre Stimme verebbte, als sie den Kopf hob und den Mann sah, der ihr gegenüberstand.
»Lizzie?«
Seine raue, gedehnte Stimme umhüllte sie und zog sie unweigerlich in die Vergangenheit zurück. Hollywood war nicht so klein, wie viele dachten, deshalb hatten sie einander seit mehr als siebzehn Jahren nicht mehr gesehen. Als sie ihn anblickte, hatte sie das Gefühl, auf einen Schlag ins Jahr 1962 zurückkatapultiert zu werden, in dem sie mit ihrem hübschen Gesicht und ihrem Vassar-Abschlusszeugnis nach Hollywood gekommen war. »Hallo, Randy«, entschlüpfte es ihr unwillkürlich.
Er lachte leise auf. »Es ist lange her, seit mich jemand in Hollywood so genannt hat. Keiner der anderen kann sich mehr an diesen Spitznamen erinnern.«
Sie sahen einander an. Es war nicht mehr viel übrig von dem Randolph Dashwell Coogan jener Tage, jenem wilden, jungen Rodeoreiter aus Oklahoma, der als Stuntman gearbeitet hatte und für eine wohlerzogene junge Frau aus Connecticut gefährlich attraktiv gewesen war. Sein drahtiges, blond-braunes Haar war kürzer als zu jener Zeit, und auch wenn er immer noch groß und hager war, hatte die Zeit deutliche Spuren in seinem Gesicht hinterlassen.
Sie musterten einander skeptisch, doch nach einem kurzen Augenblick erhellte sich seine Miene. »Du siehst wunderbar aus, Liz. Deine grünen Augen sind so schön wie immer. Ich habe mich wirklich gefreut, als Ross sagte, du würdest die Eleanor spielen. Es wird bestimmt großartig, nach all den Jahren wieder zusammenzuarbeiten.«
Sie zog eine ihrer hübsch geschwungenen Brauen in die Höhe. »Hast du dasselbe Skript wie ich
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