Dinner fuer drei Roman
Mal, wenn sie daran dachte, begann sie vor Empörung innerlich zu beben.
Da der Regisseur sein Gespräch mit dem Assistenten offenbar beendet hatte, trat sie auf ihn zu. »Mr. Swackhammer ᅳ«
»Bitte, Honey, nenn mich Jack. Schließlich sind wir hier alle eine große Familie.«
Doch das waren sie nicht. Das, was die aufregendste Zeit in ihrem Leben hätte werden sollen, wurde dadurch zerstört, dass Sophie sich strikt weigerte, den Park zu verlassen, um nach Kalifornien zu kommen, und dass sich stattdessen Gordon Delaweese ständig in dem neuen Apartment herumtrieb, das sie mit Chantal bezogen hatte. Da Chantal nur noch Augen für Gordon hatte und Sophie noch immer in South Carolina war, fühlte sich Honey mutterseelenallein, so als gehöre sie plötzlich zu niemandem und nirgendwo mehr hin.
Und die Arbeit an der Fernsehserie entsprach ebenfalls nicht dem, was sie erwartet hatte. Nachdem Dash Coogan bei ihrer ersten Begegnung so nett gewesen war, hatte er sich immer mehr verändert. Zu Anfang war er ihr gegenüber durchaus hilfsbereit gewesen, dann jedoch hatte er sich immer weiter zurückgezogen, je freundlicher sie war. Und inzwischen, wenn sie nicht gerade miteinander drehten, sprach er kaum noch mit ihr. Und Eric Dillon hatte sich in all den Wochen nur einmal mit der Frage an sie gewandt, ob Chantal nicht einmal zum Zusehen kommen wollte.
Der Regisseur blickte auf sein Klemmbrett, und Honey fiel wieder ein, weshalb sie zu ihm gegangen war. »Ich muss mit Ihnen über meinen Haarschnitt reden.«
»Schieß los.«
»Er ist einfach peinlich.«
»Was willst du damit sagen?«
»Er sieht aus, als hätte mir jemand einen Hundefressnapf auf den Kopf gesetzt und einfach drum herum geschnitten.« An den Seiten endeten die Haare ein Stück weit über ihren Ohren, während sie etwa fünf Zentimeter oberhalb des Nackens eine gerade Linie bildeten. Dagegen fiel ihr der Pony ständig in die Augen, wodurch das Ganze seltsam disharmonisch wirkte.
»Er ist super, Honey. Für deine Rolle geradezu perfekt.«
»Ich werde im Dezember siebzehn. Welches beinahe siebzehnjährige Mädchen würde jemals so herumlaufen?«
»Janie ist erst dreizehn. Du musst dich daran gewöhnen, wie eine Dreizehnjährige zu denken.«
»Das ist mein zweites Problem. Ich habe die Pressemitteilung gelesen, die Sie rausgegeben haben, und darin geben Sie mein wahres Alter ebenfalls mit dreizehn an.«
»Das war Ross’ Idee. Das Publikum mag es nicht, wenn ein Schauspieler oder eine Schauspielerin wesentlich älter ist als die Person, die er oder sie spielt. Du bist ziemlich klein, und niemand kennt dich. Ross will dich eine Zeit lang von der Presse fern halten, bis du dich in unserem Metier zurechtfindest, also kann es dir doch vollkommen egal sein, was über dich geschrieben wird, findest du nicht auch?«
Nein, das fand sie nicht.
»Jacko! Honey! Du machst deine Sache fantastisch, Süße. Einfach fantastisch.«
Einer der älteren Chargen des Fernsehsenders, ein nervös wirkender Mann von etwa Ende fünfzig, schob sich im Näherkommen eine weiße Pille in den Mund. Sie trat hastig einen Schritt zurück, um zu verhindern, dass er ihr nicht wie am Morgen väterlich unters Kinn griff.
»Ich glaube, mit dir haben wir einen echten Volltreffer gelandet«, erklärte er ihr viel zu herzlich. Selbst wenn sein Augenlid nicht verräterisch gezuckt hätte, wäre ihr klar gewesen, dass er nicht ein Wort von dem glaubte, was er erzählte. Alle beim Sender waren nervös, weil das neue Konzept der Dash Coogan Show weder exakt in die Gattung Komödie noch Drama fiel, und deshalb fürchteten sie, das Publikum würde durch die Mischung unter Umständen verwirrt werden.
Honey konnte die Aufregung nicht ganz verstehen. Die Serie war an einigen Stellen lustig, an anderen traurig und meistens ziemlich sentimental. Was war daran so schwer zu verstehen? Das amerikanische Volk mochte drauf und dran sein,
wieder einen Republikaner ins Weiße Haus zu wählen, doch das musste noch lange nicht bedeuten, dass es in allen Belangen dumm war.
Er bedachte sie mit einem Lächeln, das zwei Reihen zu großer und zu weißer Zähne sichtbar werden ließ. »Du bist der geborene Star, meine Liebe. Sie ist wirklich fantastisch, findest du nicht auch, Jacko?«
»Äh - danke, Mr. Evans.«
»Nenn mich doch Jeffrey, Süße. Und ich meine es ernst. Wirklich. Du wirst ein weiblicher Gary Coleman.«
Er begann von ihrem natürlichen Talent zu schwärmen und tat dabei beinahe, als sei sie
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