Dinner fuer drei Roman
auch das zweite Brötchen gegessen hatte, schob sie ihm die Schale zu.
Sie aß meist nicht viel, sodass ihr ein Brötchen zum Kaffee ausreichte, während er sich bereits über sein viertes hermachte.
»Gut«, wiederholte er.
Es erfüllte sie mit Stolz, dass er ihr Essen mochte. Sie war vielleicht nicht hübsch und konnte mit Männern weder flirten noch vernünftig reden, aber jedenfalls verstand sie es, wie man sie mit Essen zufrieden stellte.
Er aß neun Scheiben Schinken und ein halbes Dutzend süßer Brötchen, ehe er sie grinsend ansah und erklärte: »Du bist wirklich eine gute Köchin, Kleine.«
»Sie sollten erst mal mein Grillhähnchen probieren. Außen goldbraun und knusprig und innen saftig und ᅳ«
»Hör auf! Hast du schon mal was von Cholesterin gehört, Honey?«
»Sicher. Das ist das Zeug, mit dem Lisa sich die Haare färbt.«
»Ich glaube, das Zeug heißt Clairol.«
»Da habe ich mich wohl vertan.« Sie bedachte ihn mit einem unschuldigen Lächeln.
Während des Essens hatte sie über etwas nachgedacht, was er zuvor gesagt hatte, doch nun kam sie zu dem Schluss, dass sie das Problem nur lösen konnte, indem sie darüber sprach. »Nennen Sie mir einen Menschen, den ich mag, und der einen schwachen Charakter hat.«
»Wie bitte?«
»Sie haben vorhin gesagt, ich würde mich von starken Menschen ab- und charakterschwachen Gestalten zuwenden. Geben Sie mir ein Beispiel.«
»Das habe ich gesagt?«
»Ja, haben Sie. Wen haben Sie damit gemeint?«
»Tja …« Er rührte in seinem Kaffee. »Wie wäre es beispielsweise mit Eric Dillon?«
»Ich habe mich Eric Dillon niemals zu gewandt. In Wahrheit verabscheue ich diesen Widerling sogar.«
»Klar.«
»Er ist unhöflich und eingebildet.«
»Völlig richtig.«
»Aber gleichzeigig ist er äußerst talentiert.« Woher nur kam das schwachsinnige Verlangen, ihn zu verteidigen?
»Ebenfalls richtig.«
»Ich müsste verrückt sein, Eric Dillon zu mögen. Nie im Leben würde ein Typ wie er jemanden wie mich - eine zu kurz geratene Landpomeranze mit einem viel zu großen Fischmaul - auch nur zweimal ansehen.«
»Was hast du nur immer mit deinem Mund?«
»Sehen Sie ihn sich doch nur mal näher an.« Sie schürzte die Lippen.
Amüsiert musterte er ihren Mund. »Honey, es gibt jede Menge Männer, die einen Mund wie deinen absolut sexy finden
würden. Nur, dass er sich möglicherweise ein bisschen viel bewegt.«
Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Versuchen Sie, mir einen anderen als Eric Dillon zu nennen. Zufällig weiß ich, dass Ihnen das ganz sicher nicht gelingt, weil ich die Menschen nämlich auf den ersten Blick durchschaue. Und ich hege eine große Bewunderung für Stärke.«
»Ach ja?«
»Ach ja!«
»Weshalb bist du bei deiner hervorragenden Urteilskraft dann derart fest entschlossen, eine Beziehung zu jemandem wie mir zu unterhalten?«
Es war deutlich, dass diese Bemerkung ursprünglich als Scherz gemeint gewesen war, doch plötzlich wurde seine Miene verschlossen, und die Wärme, die zwischen ihnen entstanden war, wich einer neuerlichen Distanziertheit.
Er schob seinen Kaffeebecher beiseite und stand auf. »Ich denke, es ist an der Zeit für dich zu gehen. Ich habe heute Nachmittag noch einiges zu tun.«
Sie erhob sich ebenfalls und folgte ihm durch die Küche und das gemütliche, mit Ledermöbeln und gerahmten Plakaten seiner alten Filme ausgestattete Wohnzimmer in Richtung Tür. Seine Stiefel klapperten auf den Terrakotta-Fliesen, und plötzlich hing eine unangenehme Spannung in der Luft.
Sie würde es nicht ertragen, wenn dieser wunderbare Tag ein solches Ende nähme. Also legte sie vorsichtig die Hand auf seinen Arm. »Sie sind so ziemlich der stärkste Mensch, den ich kenne, Dash. Das meine ich wirklich ernst«, sagte sie mit so sanfter Stimme, dass sie sie beinahe nicht als ihre eigene wiedererkannte.
Er sah sie müde an. »Ich erinnere mich daran, dass du mich einmal einen elenden alten Säufer genannt hast.«
Eine Woge der Scham spülte über sie hinweg. »Dafür entschuldige ich mich. Während des letzten Jahres war es so, als hätten Dämonen Besitz von meinem Mund ergriffen.«
»Du bist der Wahrheit selten näher gekommen.«
»Sagen Sie das nicht. Dann fühle ich mich nur noch schlechter.«
Er stemmte eine Hand in die Hüfte und starrte einen Moment lang zu Boden, ehe er sie wieder ansah. »Honey, ich bin Alkoholiker. Jeder Tag ist für mich ein neuer Kampf, und oft bin ich mir nicht so sicher, ob es dieser
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