Dinner fuer drei Roman
entdeckte er Coogan, wandte ihm eilig den Rücken zu und blickte auf den Ozean hinaus. Er ging seinem Kollegen nach Möglichkeit aus dem Weg - vielleicht, weil er das ungute Gefühl hatte, dass Dash ihn genau durchschaute. In Dashs Gegenwart überkam ihn regelmäßig das Gefühl der Unterlegenheit - ebenso wie früher bei seinem Vater. Er wollte lieber gar nicht erst darüber nachdenken, wie sehr er sich Dashs Anerkennung wünschte. Jedes Mal, wenn Dash ihn »Schönling« nannte, wurde ihm speiübel.
Die Wellen glitzerten im Licht der Sonne, und er überlegte, ob er schwimmen gehen sollte, doch es war ihm zu mühsam. Unmittelbar vor ihm stand ein Pärchen am Strand, das sich miteinander unterhielt. Sein Blick blieb an der Frau hängen. Er kniff die Augen gegen das grelle Licht zusammen und betrachtete ihre winzige, doch wohl proportionierte Gestalt mit den kleinen, runden Brüsten und den wohlgeformten Beinen. Aus der Ferne wirkte sie für seinen Geschmack etwas zu zerbrechlich, obwohl er nicht abstreiten konnte, dass sie durchaus verführerisch aussah. Vielleicht würde er sie sich mal aus der Nähe ansehen, wenn sie wieder auf die Terrasse kam. Er verschwendete keinen Gedanken daran, was er tun würde, sollte sie kein Interesse an ihm haben. Das passierte nie.
Der Mann neben ihr streckte die Hand aus und legte sie auf
ihren Arm. Sie warf ihre Locken nach hinten, ihre Ohrringe blitzten in der Sonne, und sie drehte lachend den Kopf.
Schockiert erkannte er, dass die Kleine Honey Booker war. Was war aus dem kleinen Rotzbengel mit den abgesäbelten Haaren und der pausenlos finsteren Miene geworden? In der letzten Saison war sie hin und wieder mit Lippenstift und Rock auf dem Set aufgetaucht, doch in einer Aufmachung wie dieser hatte er sie nie zuvor gesehen.
Als sie eine ausholende Bewegung Richtung Wasser machte, fuhr ihr der Wind unter ihren Rock und enthüllte ihre Schenkel. Sein Blick blieb einen Augenblick an dieser Stelle hängen, ehe er sich angewidert abwandte. Seltsamerweise erschien ihm seine instinktive Reaktion auf ihren Anblick irgendwie inzestuös. Egal, wie sehr sie sich verändert haben mochte, erinnerte Honey ihn doch immer noch an Jase.
»Habe ich Ihr Gesicht nicht kürzlich auf irgendeinem Fahndungsplakat gesehen?«, ertönte in seinem Rücken die volle, melodiöse Stimme einer Frau. Er drehte sich um, und Honey war schlagartig vergessen.
»Dabei werde ich völlig zu Unrecht verdächtigt«, erwiderte er.
Sie nahm einen Schluck Wein aus ihrem Glas und blickte ihn aus ihren weit auseinander stehenden hellgrauen Augen an. Eine lange silbrig blonde Haarsträhne wehte ihr ins Gesicht. Sie schob ihren kleinen Finger darunter und strich sie sich lässig aus der Stirn, während sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. »Weshalb nur kann ich das nicht glauben?«
»Ich schwöre, es ist die reine Wahrheit.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand Sie jemals als unschuldig bezeichnen würde.«
Er schützte Betroffenheit vor. »Ich bin der reinste Chorknabe. Wirklich.«
Sie lachte fröhlich auf, und er streckte seine Hand aus.
»Eric Dillon.«
Sie sah auf seine Hand. »Ich weiß.«
Und dann ging sie einfach weg.
Gleichermaßen fasziniert von ihrer Lässigkeit wie von ihrer Schönheit, starrte er ihr nach. Sie gesellte sich zu einer Gruppe Männer, die sich ihr augenblicklich zuwandten, und er hörte ihr melodisches Lachen. Die kleine Gruppe zerstreute sich, und er sah, wie einer der Männer ihr einen Shrimp auf einem Zahnstocher anbot, den sie unbekümmert abzog. Sie ließ den Shrimp sanft über ihre vollen Lippen gleiten, ehe sie so vorsichtig hineinbiss, als sei jeder Bissen ein einzigartiger Genuss.
Liz Castleberry tauchte hinter ihm auf. »Ich habe mich schon gefragt, wie lange es dauern würde, bis du und Lilly zueinander finden.«
»Ist das ihr Name?«
Liz nickte. »Sie ist Guy Isabellas Tochter.«
»Die Tochter dieses aufgeblasenen Kerls?« Eric schnaubte verächtlich. Guy Isabella war vielleicht ein Kinostar, aber deshalb noch lange kein Schauspieler.
»Sag so etwas nicht vor Lilly. Für sie ist er absolut perfekt. Nicht einmal die Tatsache, dass er ein alter Säufer ist, kann den Heiligenschein trüben, den er in ihren Augen hat.«
Aber Eric interessierte sich nicht für Lilly Isabellas Vater. Er zündete sich eine Zigarette an und beobachtete sie weiter. Sie war wirklich faszinierend. Vielleicht, weil sie nicht aussah, als ließe sie sich leicht verletzen.
Noch
Weitere Kostenlose Bücher