Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
Vom Netzwerk:
Besucher bestimmten Küchenstuhl an der Wand zu mir heran und setzte mich neben sie. »Du konntest wieder nichts essen, stimmt’s?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich esse morgen früh. Versprochen.«
    »Hast du deine Tabletten schon genommen?«
    »Noch nicht. Ich will erst ein bestimmtes Gedicht finden.«
    Ich zog ein Onesie-bekleidetes Knie unters Kinn. »Irgendetwas so Bedeutungsschwangeres wie ›Crossing the bar‹?«
    »Ich konnte Tennyson noch nie ausstehen«, erwiderte sie schwach. »Schlimm, das zugeben zu müssen. Nein, ›Das Walross und der Zimmermann‹. Mein Großvater hat es mir vorgelesen, als ich klein war.«
    »Ich erinnere mich, dass du es auch Matt und mir vorgelesen hast.«
    »Ja.«
    »Danke«, sagte ich. »Wir verdanken dir so viel Schönes.«
    »Ich wollte immer schöne Erinnerungen für euch Kinder schaffen. Die Dinge sind viel magischer, wenn man sie entdeckt, solange man noch klein ist.«
    Wir hatten imaginäre Woozles gejagt und Lebkuchenhäuser gebaut und Mimosen berührt und dann zugesehen, wie sich die Staubblätter blitzschnell schlossen, hatten Grashalme in kleine Löcher in der Erde gesteckt und gewartet, bis sie zitterten, bevor wir behutsam ein kleines, ungehaltenes Insekt herauszogen.
    »Das ist dir gelungen.« Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. »Tante Rose, du hast gesagt, du willst nicht, dass wir uns … so an dich erinnern. Aber das werden wir nicht – wir werden uns daran erinnern, wie wir Fallen gegraben und Kuchenteigschüsseln ausgeleckt haben – und an Gin Tonic ohne Tonic.«
    »Gut.« Sie schloss die Augen.
    »Nimm erst deine Tabletten«, bat ich. »Sind die Kissen in Ordnung?«
    »Ja.«
    Sie schluckte die Tabletten, und ich lehnte mich zurück, um zu warten, bis sie eingeschlafen war.
    »Geh zu Bett, Josephine«, flüsterte sie ein paar Minuten später.
    »Gleich. Tante Rose?«
    »Mhm?«
    »Matt liebt mich auch.«
    Sie drehte schläfrig den Kopf auf dem Kissen. »Natürlich tut er das. Schon seit Jahren. Dumme Kinder.«

Kapitel 29
    A M NÄCHSTEN TAG saß ich während Ambers Mittagspause hinter dem vorderen Schreibtisch in einem wohligen Gemütszustand, an dem auch das Wetter nichts ändern konnte. Das Zischen der durch die Pfützen fahrenden Autoreifen war so ein vertrautes, angenehmes Geräusch, und das Schild von Heather Anne nebenan schwang freundlich knarrend an seinen rostigen Haken. Rose hatte zum Frühstück fast einen ganzen Becher Joghurt hinuntergebracht, und heute Nachmittag würde die Gemeindeschwester vorbeischauen, eine gute Freundin von ihr. Noch nicht einmal der unselige Umstand, dass Amber auf dem Weg nach draußen Nagellackentferner über die Schublade mit dem Schreibpapier verschüttet hatte, konnte meinem Tag den Glanz nehmen.
    Ich blickte auf die Uhr an der Wand – zehn nach zwölf. Nachdem ich einen Moment überlegt hatte, griff ich zum Telefon.
    Matt meldete sich nach dem dritten Klingeln. »Hallo?« Ich konnte das Rattern der Füttermaschine hinter dem Traktor hören, das langsamer wurde, als er sie abschaltete, um besser hören zu können.
    »Hey«, sagte ich. »Ich bin’s.«
    Seine Stimme wurde sofort erfreulich herzlicher. »Hey. Was gibt’s?«
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob wohl die Chance besteht, dass du heute Zeit für eine Mittagspause hast.«
    »Nur vier Kälber heute Morgen«, sagte er. »Und bislang noch keine Katastrophe, also ist es nicht unmöglich.«
    »Soll ich dir so um zehn nach eins herum eine Pastete bringen?«, fragte ich.
    »Zwei, bitte.«
    »Hackfleisch und Käse?«
    »Natürlich.«
    »Und ein Vanillecremetörtchen?«
    »Musst du wirklich fragen?«
    »Gut. Dann bis gleich.«
    Sowie Amber die Tür öffnete, sprang ich auf und stürmte aus dem Gebäude. In der Bäckerei musste ich endlose zwei Minuten warten, während die Frau vor mir vergeblich in ihrem Portemonnaie nach dem passenden Betrag suchte – ich konnte mich nur mühsam davon abhalten, »Karte! Hast du noch nie von Kartenzahlung gehört, du dumme Kuh!« zu rufen. Ich kaufte zwei Hackfleisch-Käse- und eine Kartoffelpastete, ein Cremetörtchen sowie eine Apfeltasche, gab vor, Clare nicht zu sehen, die auf der anderen Straßenseite ein kleines Kind in einem Buggy festschnallte, und sprang wieder ins Auto.
    Es war sechzehn Minuten nach eins, als ich bei Matt ankam. Er öffnete die Hintertür, als er mich über den Rasen laufen sah.
    »Hallo.« Ich reichte ihm die Lunchtüte und bekam mit einem Mal furchtbare Angst.
    »Hallo.« Er nahm meine

Weitere Kostenlose Bücher