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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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Bootshaus.«
    »Am Kellersee? Ich brauche eine genaue Wegbeschreibung. Da gibt es jede Menge Bootshäuser.«
    »Willst du denn gar nicht wissen, wen ich gefunden habe?«
    »Wen? Du meinst, du kennst den Toten?«
    »Wir kennen ihn alle!« Sophie wartete ein paar Sekunden, bevor sie weitersprach. »Victor Rubens. Wie es aussieht, hat er sich selbst das Hirn aus dem Kopf gefeuert.«
     
    *
     
     
    Stefan warf das Mobiltelefon auf sein Badelaken und starrte ein paar Sekunden aufs Meer. Er musste diese Neuigkeit erst einmal verdauen. Victor Rubens war wahrscheinlich tot. Sophie hatte von Selbstmord gesprochen. ›Das Hirn aus dem Kopf gefeuert‹, das waren ihre Worte gewesen. Ausgerechnet Rubens. Gerade hatte er sich mit den Kollegen darauf geeinigt, dem reichen Filmproduzenten mal genauer auf den Zahn zu fühlen. Vor sieben Jahren hatte man Rubens nichts nachweisen können. Es gab keine brauchbaren Indizien und zudem hatte Rubens ein Heer von Anwälten angeheuert, die schon im Vorfeld jede Kleinigkeit auseinanderpflückten. Es war nie zu einer Anklage gekommen. In dubio pro reo. Im Zweifel für den Angeklagten. Trotzdem blieb die Tatsache, dass Rubens in der besagten Nacht eine ganze Weile nicht bei seinen Gästen gewesen war. Ein Zeuge hatte ausgesagt, er habe Rubens in den Garten des Anwesens laufen sehen. Das allein war kein Verbrechen. Bei der Maskenbildnerin konnte ein Unfalltod nicht ausgeschlossen werden. Sie war stark angetrunken gewesen und hätte auch unglücklich gefallen sein können. Das aber hätte die Risse in ihrem Abendkleid nicht erklärt. Damals war Rubens vielleicht beteiligt gewesen und im aktuellen Fall tauchte er wieder auf. Stefan drückte sich müde die Finger auf die Augenlider, um sich besser konzentrieren zu können. Wenn sie es überhaupt mit einem Fall zu tun hatten. Eigenartig war die Sache schon. Erst starb die Gastgeberin und nun war der erste Gast tot. Fast wie bei Agatha Christie. Stefan stöhnte und fuhr sich durch das Haar. Es gab nicht die geringste Veranlassung, ein Mordkomplott zu vermuten. Natürlich gab es diese Drohbriefe, aber kein eindeutiges Anzeichen einer unnatürlichen Todesursache im Fall Laura Krone. Und nun hatte Rubens sich erschossen. Und natürlich war es Sophie, die ihn fand. Stefan riss sich zusammen. Sie mussten möglichst schnell an den Fundort der Leiche. Er nahm sein Handy und wählte Schölzels Nummer.
    »Ingo, wir haben eine Leiche. Wahrscheinlich Victor Rubens. Trommel alles zusammen. Spurensicherung, Rechtsmediziner und Fotograf. Ich will die Nummer wasserdicht haben.«
    Nachdem er Schölzel die Adresse und alle weiteren Informationen durchgegeben hatte, weckte er Tina, die neben Finn eingenickt war. »Süße? Wir müssen los.«
    Tina rieb sich die Augen und nickte. In kürzester Zeit hatten sie alles zusammengepackt. Antonia und Paul stiegen ohne Murren in den Wagen. Sie freuten sich auf ihr Planschbecken und die versprochene große Portion Eis.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich bei Tina, als er sie zu Hause abgesetzt hatte.
    Tina lächelte. »Was genau? Wir hatten es doch schön. Mach dir keine Sorgen. Die Kinder sind müde. Um acht habe ich alle im Bett und dann mach ich mir einen netten Abend. Hat Sophie dich angerufen?«
    Stefan schnappte nach Luft.
    »Das heißt wohl ›ja‹. Tu ihr nichts! Sie will doch nur helfen.«
    Stefan verbot sich jeden weiteren Kommentar und fuhr von der Auffahrt.
    Die ganze Sache wurde immer merkwürdiger. Er spürte dieses unbehagliche Kribbeln im Nacken, das ihn neuerdings öfter überfiel, wenn er das Gefühl hatte, dass bedeutend mehr hinter etwas steckte, als es zunächst den Anschein hatte.

25
     
    Sophie hockte neben dem Trampelpfad und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Sie musste einfach irgendetwas tun, um sich abzulenken. Immer mehr Fliegen schienen den toten Victor anzusteuern. Der blaue Dunst würde sie hoffentlich von ihr selbst fernhalten. Ihr wurde fast schlecht, als sie sich vorstellte, dass eine dicke Schmeißfliege in ihrem Gesicht landen würde, die vielleicht kurz zuvor noch über Victors Hirnmasse gelaufen war. Natürlich war das übertrieben, aber in dem ganzen Wahnsinn war es ja nicht verwunderlich, dass ihre Gedanken verrücktspielten. Sie wusste, dass die Schmeißfliege das erste Insekt war, das auf eine Leiche aufmerksam wurde. Bei diesem herrlichen Wetter waren die ersten Exemplare wahrscheinlich bereits nach wenigen Minuten aufgetaucht. Sie bevorzugten feuchte Körperstellen, um

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