Dinnerparty
und grantig. Abends war er schlimmer. Mit lallender Zunge sprach er Komplimente aus und versuchte, sie zu berühren. Außerdem war sie außerstande, den Fuß zu heben. Da würde dieses Blut kleben. Wie würde sie das Blut nur wieder los? Sollte sie einbeinig zurück in ihre Wohnung hüpfen und es in ihrer Dusche abwaschen? Sie zitterte mittlerweile am ganzen Körper. Selten war sie sich so dumm und hilflos vorgekommen. Aber jemand musste etwas tun. Ihr blieb nichts anderes übrig, als um Hilfe zu schreien.
*
Lasse Anderson saß noch immer in seinem Büro am Schreibtisch. Er war überarbeitet und schrecklich müde. Trotzdem verspürte er große Erleichterung. Die Gäste für die nächste Produktion der ›Dinnerparty‹ standen endlich fest. Leider handelte es sich um echte C-Promis. Es war eben schwierig, wieder so eine prominente Runde zusammenzustellen. Die geplante Sendung hätte, wenn man sie hätte ausstrahlen dürfen, einen Zuschauerrekord versprochen. Laura Crown mit Marcello Mari, Sascha Richter und dem großen Rubens an einer Tafel zu beobachten, hätte den Zuschauern gefallen. Aber daraus würde ja nun nichts mehr werden. Lasse beschloss, dass er sich eine Nase Koks verdient hatte. Immerhin arbeitete er wie ein Irrer. Da konnte er sich ab und zu den illegalen Luxus leisten. Wieder ein bisschen wacher, beschloss er, noch einen Blick auf die sterbende Laura zu werfen. Die Szene war so unbeschreiblich cool. Wie die sexy Laura so dasteht und in den darauffolgenden Sekunden plötzlich zusammenbricht. Und dabei reißt sie die Decke vom Tisch und damit das ganze Geschirr. In diesem irren Geklapper von Gläsern und Tellern war sie einfach verendet. Gebannt starrte er auf den Bildschirm. Das Band lief weiter. Die Kamera schwenkte nach rechts und links. Lasse blickte angestrengt auf den Monitor. Der Kameramann musste die Situation richtig eingeschätzt haben. Hier war etwas Schlimmes passiert. Die schöne Laura brauchte Hilfe. Lasse sah sich den unkontrollierten Schwenk noch mal in Zeitlupe an. Man erkannte die unscharfen bestürzten Gesichter. Aber eines der Gesichter? Lasse lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er musste sich geirrt haben. Er spielte die Szene nochmals Bild für Bild ab. Nein, er hatte sich nicht getäuscht. Einer in der Runde konnte sich sein Grinsen kaum noch verkneifen.
*
Marcello Mari ertappte sich selbst dabei, wie er Sophie anstarrte. Mann, war das ein Weib! Sexy. Er winkte den Kellner heran. »Bringen Sie doch bitte noch eine Flasche von diesem wunderbaren Chardonnay.« Dann wandte er sich wieder Sophie zu. »Sie trinken doch Weißwein?«
»Ich bin mit dem Wagen da.«
»Na, ein oder zwei Gläschen dürfen Sie doch.«
Er sah ihr dabei zu, wie sie ihren Planer aus der Tasche nahm und einen teuren Kugelschreiber aufdrehte.
»Bevor wir mit dem Interview beginnen, wollte ich nur noch einmal erklären, wie großartig ich Sie fand. Sie wissen schon, an dem Abend. Sie haben als Einzige etwas getan. Wir Männer haben doch nur hilflos dagesessen.«
Sie lächelte ein bisschen. »Wissen Sie, ich habe mich in der Situation unendlich hilflos gefühlt. Und letztendlich habe ich ja auch nichts mehr für sie tun können«, erklärte sie einfach.
Der Kellner brachte die Flasche Wein und zwei Gläser. Mari roch am Korken und probierte den edlen Tropfen wie ein Mann von Welt.
»Ich glaube, niemand konnte ihr mehr helfen, aber du hast es zumindest versucht.«
Der Kellner schenkte ein. Mari erhob das Glas. »Meine Liebe. Auf dein Wohl!«
Sophie blickte ihn erstaunt an.
»Habe ich Sie jetzt geduzt? Sorry, alte Gewohnheit. Am Filmset duzen wir uns immer alle. Und nach dem, was wir zwei gemeinsam hinter uns haben …«
»Das ist schon in Ordnung.«
Glück gehabt. »Bitte nenn mich Marcello. Darf ich Sophie sagen?«
Sie nickte nur gelangweilt, stellte er unzufrieden fest. Es würde ein hartes Stück Arbeit sein, sie von seinen Qualitäten zu überzeugen. Marcello lehnte sich zurück und lächelte. »Ich finde es im Übrigen wunderbar, dass die ›Stars & Style‹ eine Geschichte mit mir machen will. Wir könnten die Fotos vielleicht auf meinem Segelboot machen.« Er sah sich schon auf den Hochglanzseiten. Braun gebrannt, weißes Hemd, lächelnd und unverschämt gut aussehend.
»Herr Mari, es handelt sich, wie bereits erwähnt, um ein erstes Vorgespräch.«
Vorgespräch? Er war doch kein Hampelmann mit unendlich viel Zeit für Probeinterviews.
»Hatten wir uns nicht gerade
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