Dinnerparty
Vielleicht sollte er den Hund immer zum Joggen mitnehmen, selbst wenn seine Mutter wieder auf dem Damm war. Er könnte dann jeden Morgen mit Sophie und Ronja laufen und sie würden sich besser kennenlernen … Das Klingeln seines Handys holte ihn zurück in die Realität. Stefan!
»Robert, wo steckst du?«, bellte die Stimme seines Chefs aus dem kleinen Telefon.
»Ich wünsche dir auch einen guten Morgen. Ich bin gleich auf dem Weg. Wie war die Obduktion?«
»Ich bin noch bei Franck. Wir haben noch gar nicht richtig angefangen. Trotzdem gibt es bereits besorgniserregende Neuigkeiten.« Sperber machte eine kurze Pause. »Rubens wurde erschossen.«
»Was? Ich verstehe gerade nicht …«
»Lutz ist sich sicher und mich hat er mit seinen Argumenten überzeugt. Lutz wird natürlich auch nach Schmauchspuren auf Rubens’ Händen suchen, doch es ist leider ziemlich unwahrscheinlich, dass er welche finden wird. Ich erkläre dir alles später.«
»Wow.« Robert versuchte gerade, diese neuen Informationen einzuordnen, als Stefan ihn mit einer weiteren Neuigkeit überraschte.
»Und Sascha Richter ist anscheinend auch tot. Steht schon in der Zeitung.«
»Richter? Tot? Jetzt wird es aber langsam unheimlich.«
Am anderen Ende der Leitung wurde geschwiegen, doch Robert hörte Stefan atmen. Er sah ihn regelrecht vor sich. Wahrscheinlich stand er vor dem Gebäude des Rechtsmedizinischen Instituts und rauchte eine Zigarette. Die Schultern waren hochgezogen und sein Gesicht ein einziger mürrischer Ausdruck. Stefan war ein chronisch schlecht gelaunter Mensch, aber Robert hatte gelernt, dass seine schlechte Laune sich nicht wirklich gegen Kollegen richtete. Stefan nahm seinen Job nur sehr ernst. Und das durfte ja auch gar nicht anders sein. Sie klärten Verbrechen auf und versuchten, die Verantwortlichen zu finden, damit sie vor Gericht gestellt wurden. Es ging Robert nur auf die Nerven, wenn Stefan ihn wie seinen persönlichen Assistenten behandelte.
»Was jetzt?«, fragte er vorsichtig.
»Wir müssen mehr über die Todesumstände im Fall Sascha Richter erfahren. Ich möchte, dass du die nötigen Informationen von den Hamburger Kollegen einholst. Ich will alle Details. Diese Dinnerrunde ist ein einziger Albtraum.«
*
Sophie rannte sich die Lunge aus dem Hals. Hoffentlich war Robert noch am Elbstrand. Sie hatte versucht, ihn anzurufen, doch es war besetzt gewesen. Ronja hatte sie zu Hause gelassen, weil sie ohne Hund schneller war. Da stand er ja. Erleichtert drosselte sie ihr Tempo und lief auf ihn zu. Robert klappte gerade sein Telefon zu und sah sie überrascht an. Alexander begrüßte sie schwanzwedelnd.
»Du bist spät dran. Ich wollte gerade gehen. Guten Morgen.«
Sophie nickte nur. Vollkommen außer Atem stützte sie sich auf die Knie.
»Hast du es schon gehört?«, fragte sie keuchend.
»Die Sache mit Richter? Ja. Stefan hat mich gerade angerufen. Wo hast du Ronja gelassen?«
»Ronja?« Sie sah ihn fassungslos an »Das ist hier kein Frühsport. Ich muss mit dir sprechen. Ich habe versucht, dich anzurufen, aber …«
»Mein Herr und Meister war an der Strippe«, erklärte Robert lächelnd. Sophie nickte und stellte nebenbei wieder fest, wie gut Robert eigentlich aussah. Schnell konzentrierte sie sich auf das Wesentliche.
»Sascha Richter ist tot. Das muss doch sogar euch jetzt mal zu denken geben. Laura hat testamentarisch einen Brief hinterlegt, dass sie glaubt, jemand wolle sie töten. Und sie ist tot. Rubens hat einen Abschiedsbrief geschrieben und sich angeblich erschossen. Richter war auch bei dem Dinner. Selbstmord? Tragischer Unfall? Ich bitte dich! Das ist doch nie im Leben Zufall. Was, wenn ihn jemand vom Balkon gestoßen hat?«
»Wir wissen noch nichts über die genaueren Umstände, die zu Richters Tod geführt haben.«
»Jetzt quatsch nicht so ein Beamtendeutsch daher. Ich bin mir sicher, dass der Mörder unter den Dinnergästen zu finden ist. Upps! Von denen lebt ja nur noch einer. Das macht die Sache eigentlich gar nicht mal so schwierig.« Sie sah ihn auffordernd an. »Ich würde ja mal bei Mari vorbeifahren. Es sei denn, ihr glaubt noch immer, dass Laura an einem Medikamentencocktail gestorben ist, Richter im Suff vom Balkon gepurzelt ist …«
»… und Rubens sich erschossen hat.«
Sophie nickte, dann starrte sie Robert Feller fragend an. »Hat er nicht?«
Robert wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Dann blickte er ihr direkt in die Augen. »Wenn ich dir nichts sage,
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