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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Hinblick auf das von Tannenberg so dringend benötigte psychische Ablenkungsmanöver bereits sehr gute Dienste geleistet. Und als er dann auch noch seinem alten Schulkameraden in dessen Büro gegenübersaß, war die von Sabrina ausgelösten Zwangskonfrontationen mit den Schattenseiten seiner Persönlichkeit mit einem Male wie weggeblasen.
    „Rudi, beschreib mir einfach mal diese Frau Bender-Bergmann!“, kam Tannenberg ziemlich schnell zur Sache. Doch dann vollzog er eine plötzliche Kehrtwendung. „Sag mir erstmal, wieso ihr überhaupt eine eigene Frauenbeauftragte habt!“
    „Ganz einfach, Tanne: Wie immer im Öffentlichen Dienst geht es bei dieser Angelegenheit rein nach formalen Kriterien. Und die lauten in unserem Falle eben: Eine Institution, die mehr als 200 hauptberufliche Mitarbeiter beschäftigt, bekommt automatisch eine eigene Frauenbeauftragte.“
    „Aha, verstehe! So, nun zu der Dame selbst: Was war sie für ein Mensch? Weißt du etwas über ihr Privatleben?“
    Der Verwaltungsleiter wiegte mit zusammengepressten Lippen unschlüssig seinen Kopf ein paar Mal hin und her. Dann ließ er seinen Blick im Zimmer herumstolzieren, bis er endlich sein Gegenüber fixierte. „Das ist nicht so einfach, Tanne.“
    „Warum? Mir gegenüber kannst du doch ganz offen sein.“
    „Ist schon klar, Tanne.“ Rudolf Becker lächelte. „Aber das ist nicht mein Problem. Das besteht vielmehr darin, dass ich mich gerade frage, was ich von ihr weiß – und ob ich überhaupt etwas von ihr weiß ...“
    „Red doch einfach mal drauflos!“
    „Also gut.“ Er krauste die Stirn, gönnte sich abermals eine kleine Bedenkpause. „Sie war sicher eine in der Sache recht provokative Streiterin. Aber andererseits war sie stets kooperativ und merkwürdigerweise absolut nicht nachtragend. Jedenfalls hat sie sich in der Hinsicht nie etwas anmerken lassen.“ Er seufzte, schüttelte den Kopf, zuckte die Achseln. „Ich kann wirklich nichts Negatives über sie sagen.“
    Tannenberg brummte. „Und sonst? – Privater Bereich?“
    „Privat? Darüber kann ich gar nichts sagen. Wir hatten im Übrigen auch dienstlich nicht viel miteinander zu tun. Gut, da gab’s schon ab und an mal kontroverse Diskussionen, zum Beispiel wenn’s um die Besetzung einer Stelle ging ...“
    „Ja, und wie hat sie sich bei solchen Angelegenheiten normalerweise verhalten? Gab’s da oft Streit?“
    „Streit?“ Becker hob erneut die Schultern. „Streit eigentlich nicht. Jedenfalls kein offener.“
    „Aber hintenrum, oder?“
    „Klar! Da haben sich die Kollegen schon des öfteren mal das Maul zerrissen über die Frauenförderpläne, ungerechte Bevorzugungen usw.“
    „Und was ist mit diesem Kongress am Wochenende, den sie vorbereitet hat?“
    „Warum? Was soll damit sein?“
    „Könnte es hier irgendwie ein Mordmotiv geben?“
    „Mordmotiv? Tanne, du stellst vielleicht Fragen! Woher soll ich denn das wissen? – Aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.“
    „Ich eigentlich auch nicht, Rudi“, pflichtete der Leiter des K 1 seinem alten Schulkameraden bei. „Du, Rudi, mal was ganz anderes: Erinnerst du dich noch an unsere legendären Zusammenkünfte in der Bierakademie am Altenhof?“
    Tannenberg schlug sich feixend auf die Schenkel.
    Im Gegensatz zu ihm schien dem Verwaltungschef des Bildungszentrums diese Zeitreise eher unangenehm zu sein. „Erinnere mich besser nicht daran!“
    „Du hast recht, Rudi. Wir alten Männer sollten unsere Geheimnisse besser für uns behalten. Ein paar von uns haben sie ja leider sogar schon mit ins Grab genommen ...“
    „Ja, Tanne, leider!“
    „Sag mal Rudi, hab ich mich eigentlich schon jemals bei dir für die kostenlose Mathenachhilfe bedankt, die du mir in der Oberstufe gegeben hast?“
    Rudolf Becker schmunzelte.
    „Rudi, lach nicht! Ohne das Lernen mit dir hätte ich das Abi wohl nie bestanden.“
    „Ach, Tanne, das ist doch nicht der Rede wert. Das hab ich damals doch sehr gerne gemacht!“
    Wolfram Tannenberg erhob sich langsam von seinem Stuhl. „Rudi, du warst schon früher ein unheimlich lieber und hilfsbereiter Kerl! Mach’s gut! Ich muss los!“
    „Schade, Tanne, dass ich dir nicht weiterhelfen konnte. Aber mir fällt beim besten Willen absolut niemand ein, der einen solchen Hass auf die Bender-Bergmann gehabt haben könnte, dass er so weit gegangen wäre“, sagte Rudolf Becker, während er Tannenberg zum Abschied seine rechte Hand entgegenstreckte. Doch dann zog er sie plötzlich

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