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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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doch. Wir wollten Sie sowieso heute noch wegen eines aktuellen Statements kontaktieren“, sagte der hoch aufgeschossene Mittdreißiger, während er sich schwungvoll hinter einem mit mehreren Monitoren und einem Wust von Papieren überladenen Schreibtisch niederließ.
    „Herr Richter, Sie wissen doch: Statements nur über unsere Pressestelle.“
    „Ja, ja ist schon klar, Herr Hauptkommissar. Aber so unter uns könnten Sie doch wohl ein wenig über Ihren aktuellen Mordfall plaudern.“ Diese hektisch in den Raum geworfenen Sätze beendete der Chefredakteur mit einem stakkatoartigen, heiseren Lachen, das Tannenberg unwillkürlich an das hysterische Kläffen seinen ungeliebten vierbeinigen Mitbewohners erinnerte.
    Tannenbergs Augen klebten für einen kurzen Augenblick an der himbeerfarbenen Krawatte. Wie eine lang herausgestreckte Zunge, sagte er zu sich selbst.
    „Sie denken jetzt bestimmt: Warum sind die hier nicht alle in tiefste Trauer versunken, vom Schock gelähmt, handlungsunfähig? Aber, lieber Herr Hauptkommissar, wie Sie selbst sehen, ist dem leider nicht so. Diesen Luxus können wir uns nämlich nicht leisten. Journalismus ist Tagesgeschäft, und zwar ein ziemlich hartes! Die Leser haben schließlich ein Recht auf schnelle und kompetente Informationen. Außerdem sitzt uns die Konkurrenz im Nacken! Wie die Geier warten die nur darauf, dass sie uns die Leser wegschnappen können. Also heißt das für uns: The show must go on! Charlotte hätte das im übrigen garantiert ganz genauso gesehen. Da bin ich mir sicher. Sie war nämlich Profi! Und was für einer!“
    Für ein paar Sekunden kehrte ein wenig Ruhe in diesen hektischen Körper ein.
    Tannenberg nutzte die Chance zur intensiven Begutachtung des ihm gegenübersitzenden Mannes. Am Auffälligsten an seinem Gesicht war dessen Unauffälligkeit: kein Barthaar, keine Brille, kein Leberfleck oder Pickel – nichts, nur glatte, leicht rosige Haut, die hinter der Stirn und den Schläfen von zartrötlichen, nach hinten gekämmten, mittellangen Haaren begrenzt wurde.
    Eberhard Richter hatte inzwischen seine anfallsweise Lethargie wieder abgelegt. Nervös knetete er seine Hände, schnaubte plötzlich wie ein aufgeregtes Rennpferd los und erhob sich mit einem Sprung von seinem Drehstuhl. „Es ist schon verrückt.“ Er seufzte auf. „Sie war so unglaublich engagiert. Und jetzt das! Sowas Verrücktes. Charlotte war wirklich gut. Sie hatte eine Mordskarriere vor sich. Das ist ...“
    Kopfschüttelnd brach er ab. Er schien eine Gedenkminute einlegen zu wollen.
    „Mord beendet Mordskarriere – gute Schlagzeile“, murmelte Tannenberg leise vor sich hin.
    „Bitte?“ Der Chefredakteur krauste verwundert die Stirn.
    „Ach nichts.“
    „Nun gut, Herr Hauptkommissar. Wie ich schon sagte: The show must go on! Für Sie und für mich. Also los, was wollen Sie wissen?“
    „Erzählen Sie einfach mal was über sie.“
    Eberhard Richter nahm wieder Platz, ließ seine Zunge mehrmals über die Lippen gleiten, durchfurchte seine Haare. „Charlotte war wie gesagt äußerst engagiert ... Aber das hatten wir ja schon.“
    Tannenbergs Nicken bestätigte diese Aussage wortlos.
    „Die Herausgeberin unserer Zeitung ist irgendwie auf Charlotte aufmerksam geworden, weil sie in Bremen mit einer Artikelserie für gewaltige Furore gesorgt hat. Und das als Berufsanfängerin!“
    „Was für eine Artikelserie?“
    „Haben Sie denn nichts davon gehört? Da gab’s doch vor einem halben Jahr einen riesigen Skandal. Da mussten ein paar Politiker ihren Hut nehmen. Sogar der Polizeipräsident war involviert gewesen.“
    „Kann mich im Moment leider nicht daran erinnern.“
    „Lesen Sie denn keine Zeitung, Herr Hauptkommissar?“, scherzte der Chefredakteur, setzte aber nur einen kurzen Lacher dahinter, denn er hatte Tannenbergs ungeduldiges Mienenspiel bemerkt. „Na ja, Charlotte hat die Behauptung aufgestellt, dass in Bremen ein einflussreicher Männerzirkel aktiv sei.“
    „Was für ein Männerzirkel denn?“
    „Na ja, so ein ominöser Geheimbund eben.“
    „Ein Geheimbund?“
    „Ja, so muss man das wohl nennen.“
    „Und was haben die getrieben?“
    Richter lachte. „Das müssen Sie sich mal vorstellen, Herr Hauptkommissar: Dieser Geheimbund hatte bei Stellenausschreibungen dafür gesorgt, dass den Frauenförderungs-Richtlinien des Stadtstaates zwar formal entsprochen wurde, also bevorzugt Frauen eingestellt wurden. – Allerdings hatte die Sache einen entscheidenden

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