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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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im Raum fehlte, hatte man an den Wänden platziert. Für Fouquets Geschmack jedoch ein wenig zu übertrieben. Er hatte den Eindruck, dass die vielen großformatigen, bunten Poster, von denen die farbenprächtigsten Blumen dem Betrachter fröhlich entgegenlachten, ihn erdrückten.
    „Herr Kommissar, darüber grübele ich seit dem grausigen Fund der ersten Frau die ganze Zeit über nach. Und jetzt nach dem zweiten Opfer noch viel mehr.“ Sie seufzte auf. „Sogar nachts ... Aber ich finde noch nicht einmal den Ansatz einer Erklärung. Kann man so etwas überhaupt erklären?“
    „Ich weiß nicht, Frau Schmitt. Auch wenn es verrückt klingen mag: Irgendein Motiv wird der Mörder wohl haben.“
    „Aber welches?“
    Adalbert Fouquet zuckte mit den Schultern. „Wir müssen eben danach suchen. Aber das gestaltet sich ziemlich schwierig, denn nach dem bisherigen Erkenntnisstand gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die beiden ermordeten Frauen überhaupt irgendetwas direkt mit der Gartenschau zu tun gehabt haben könnten.“ Sein Blick ruhte für einen Moment auf dem faltenlosen, jugendlichen Antlitz der molligen Frau. „Könnten Sie mir bitte eine Liste Ihrer Mitarbeiter zusammenstellen lassen?“
    „Ja, natürlich.“
    „Und zwar bitte Name und Anschrift aller Mitarbeiter, die bisher für die Gartenschau gearbeitet haben.“ Er sinnierte einen Moment. „Sagen Sie mal, gab’s denn nie irgendwelche Probleme mit Leuten, die entlassen wurden, weil sie sich etwas zu schulden kommen ließen, etwas gestohlen haben, oder so?“
    Frau Schmitt wiegte den von einem unübersehbaren Doppelkinn nach unten mit ihrem Hals verbundenen Kopf sanft hin und her. „Nein. Ich erinnere mich an keinen einzigen derartigen Vorfall.“
    „Es ist wirklich zum Verrücktwerden. Nirgendwo auch nur der geringste Anhaltspunkt. Das ist einfach nur deprimierend“, verlieh der junge Kriminalbeamte seinem gerade aufgekeimten Frust Ausdruck.
    Die Geschäftsführerin stöhnte leise auf. „Es ist wirklich deprimierend.“ Sie schien sehr bedrückt. Sie presste die Lippen aufeinander, faltete ihre Hände zusammen, senkte den Blick. „Und es ist makaber, so makaber.“
    „Ja, das ist es“, stimmte Fouquet zu.
    „Wissen Sie, Herr Kommissar, wir kämpfen hier mit der allergrößten Anstrengung für den Fortbestand der Gartenschau. Aber über uns schwebt das Damoklesschwert der Schließung. Die ganze Zeit schon. Und dieses Jahr ist das wichtigste überhaupt. Der Stadtrat entscheidet nämlich im Herbst ...“
    „Die wollen doch nicht allen Ernstes die Gartenschau dicht machen?“, unterbrach Adalbert Fouquet.
    „Ja, eigentlich sollten die Dinos schon im letzten Jahr abgebaut werden.“
    „Was? Das wusste ich ja gar nicht. Ich dachte immer, das sei ein Prestigeprojekt der Stadt, an dem man auf alle Fälle festhalten wolle.“
    In sein Gegenüber kam Leben. „Nein, von wegen! Da geht es um knallhart kalkulierte parteipolitische Interessen, wahltaktische Machtspiele. Der Opposition ist die Gartenschau schnurzpiepegal.“
    „Das ist doch verrückt! So ein tolles Freizeitangebot abzuschaffen.“
    „Ganz meine Meinung, Herr Kommissar.“ Erneut wurde die Geschäftsführerin von einem Depressionsschub überfallen. Ihr Gesicht versteinerte sich. „Aber das Verrückteste an der ganzen Sache ist, dass durch diese beiden spektakulären Mordfälle ein unheimlicher Besucheransturm auf den Dinopark eingesetzt hat. Und ich befürchte, dass nun ein regelrechter Sensations-Tourismus hierher einsetzt. Ich hab viele Anfragen von Reisegruppen aus dem gesamten Bundesgebiet erhalten.“
    „Das ist wirklich unglaublich!“, bemerkte Fouquet fassungslos. „Zwei Morde als Zuschauermagnete, die das wirtschaftliche Überleben der Gartenschau sicherstellen und den Dinos das Weiterleben ermöglichen. Das ist tatsächlich ausgesprochen makaber! – Aber vielleicht liegt ja gerade hinter diesem scheinbaren Wahnsinn das Motiv verborgen, nachdem wir suchen.“

10
    Peter und Paul
     
    (Todestag der Helene Bender-Bergmann)
     
    Sein Magen war leer, ausgequetscht, von Krämpfen gemartert.
    Er hatte Durst, wahnsinnigen Durst. Die Zunge klebte am Gaumen.
    Dieser unerträgliche Geschmack.
    Er richtete sich auf, rang nach Atem, hatte Angst zu ersticken. Dann drehte er sich nach rechts, stemmte die Arme auf die Haube seines alten Passats.
    Sein Herz raste. Er schwitzte. Er dachte nur an eins: Flucht. So schnell wie möglich weg von hier. Aber wie?
    Autofahren kann ich nicht,

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