Diplomat der Sterne
schnauften leise über das elastische Pflaster. Die Luft war sauber und kühl. Im Büro würde Miß Meuhl ihn mit einer weiteren Liste von Beschwerden erwarten. Retief studierte die Inschriften über den offenen Türen längs der Straße. Eine kunstvoll herausgemeißelte Schrift in rosa Farbe schien das Groaci-Äquivalent einer Bar anzupreisen. Retief trat ein.
Ein groacianischer Barmixer, der Tonbecher mit alkoholischen Getränken verteilte, erstarrte mitten in der Bewegung, als er Retief sah.
»Ein kühlendes Getränk«, sagte Retief Groacianisch und hockte sich an die Bar in der Mitte des Raumes. »Um echtes groacianisches Getränk zu kosten.«
»Keine Freude an meinen armseligen Angeboten«, murmelte der Groaci. »Ein Schmerz in den Verdauungssäcken. Bedauern ausdrücken.«
»Nicht zu sorgen«, erwiderte Retief. »Es einschenken und mich entscheiden lassen, ob es mir schmeckt.«
»Um gefaßt zu werden von Friedens-Bewahrern wegen Vergiften von … Ausländern.« Der Barmixer sah sich hilfesuchend um, aber die einheimischen Gäste schlichen sich bereits hinaus.
»Um nachzuhelfen«, sagte Retief und legte ein dickes Goldstück in den dafür vorgesehenen Teller. »Um einen Fühler zu bewegen.«
»Um einen Käfig zu besorgen«, rief eine dünne Stimme von der Seite her. »Um eine Mißgeburt auszustellen.«
Retief wandte sich um. Ein großer Groaci vibrierte mit seinen Kinnbacken in einer Geste der Verachtung. Seine bläuliche Kehlverfärbung zeigte, daß er stark betrunken war.
»In deinem oberen Sack zu ersticken«, zischte der Barmann und verdrehte seine Stielaugen zu dem Betrunkenen hin. »Still sein, dreckiger Müßiggänger.«
»Dein eigenes Gift schlucken, Austeiler von Bosheit«, flüsterte der Betrunkene. »Einen angemessenen Käfig finden für dieses Zoo-Schaustück.« Er kam schwankend auf Retief zu. »Um diesen in den Straßen zu zeigen, wie alle Mißgestalten.«
»Schon viele Mißgestalten gesehen wie ich?« fragte Retief interessiert.
»Verständlich sprechen, übelriechender Außenweltler«, flüsterte der Betrunkene. Der Barmann zischte etwas, und zwei Kunden traten zu dem Betrunkenen, faßten ihn an den Armen und brachten ihn zur Tür.
»Einen Käfig holen«, schrillte der Betrunkene. »Um Tiere an ihrem Platz zu lassen …«
»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Retief zu dem Barmann. »Ungeheuer dankbar, aber jetzt forteilen müssen.« Er folgte dem Betrunkenen durch die Tür. Die anderen Groaci ließen den Unruhestifter los und eilten in die Bar zurück. Retief blickte den schwankenden Groaci an.
»Fortgehen, Mißgestalt«, flüsterte dieser.
»Freunde zu sein«, erwiderte Retief. »Freundlich zu sein zu dummen Tieren.«
»Dich fortbringen lassen zu einem Viehhof, übelriechendes ausländisches Vieh.«
»Nicht wütend sein, duftender Einheimischer«, entgegnete Retief. »Mir zu erlauben, Freund zu sein mit dir.«
»Fliehen, bevor ich dich schlage!«
»Einen Becher zusammen trinken.«
»Solche Unverschämtheit nicht zu ertragen!« Der Groaci bewegte sich auf Retief zu, und dieser wich zurück.
»Hände zu halten«, sagte Retief. »Freunde zu sein …«
Der Groaci griff nach ihm, verfehlte ihn aber. Ein Passant machte einen Bogen um die beiden und hastete mit gesenktem Kopf davon. Retief bot dem Betrunkenen weitere Vertraulichkeiten an, während er in die Mündung einer schmalen Seitengasse zurückwich. Der Betrunkene folgte ihm wütend. Dann trat Retief plötzlich hinter ihn, packte ihn am Kragen und zog kräftig. Der Groaci fiel auf den Rücken. Retief stand über ihm. Als sich der Gestürzte wieder aufrichten wollte, setzte ihm Retief einen Fuß auf die Brust und stieß ihn zurück.
»Für ein paar Minuten nirgendwo hingehen«, erklärte er. »Hierbleiben und ein nettes langes Gespräch haben.«
»Da sind Sie ja!« rief Miß Meuhl und betrachtete Retief über den Rand ihrer dicken Augengläser. »Zwei Herren warten auf Sie. Groacianische Herren.«
»Regierungsleute, nehme ich an. Nachrichten sprechen sich rasch herum.« Retief nahm sein Cape ab. »Das erspart mir die Mühe, dem Außenministerium einen weiteren Besuch abzustatten.«
»Was haben Sie gemacht? Die Herren scheinen sehr aufgeregt zu sein.«
»Vermutlich. Kommen Sie mit – und bringen Sie einen amtlichen Recorder mit.«
Zwei Groaci mit schweren Augenschildern und kunstvollen Haubenverzierungen erhoben sich, als Retief das Zimmer betrat. Keiner von beiden bot ihm ein höfliches Schnappen der
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