Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diplomat der Sterne

Diplomat der Sterne

Titel: Diplomat der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
Grimassen zu besuchen, hat er die Ehre, sein Bedauern darüber zu äußern, daß es ihm nicht möglich sein wird …«
    »Sie können die Einladung nicht absagen«, protestierte die Administrative Assistentin Meuhl mit Nachdruck. »Ich werde das umändern in ›mit Vergnügen anzunehmen‹.«
    Retief stieß eine Wolke Zigarrenrauch aus. »Miß Meuhl«, sagte er, »in den letzten Wochen habe ich sechs leichte Konzerte, vier Kammermusik-Versuche und Gott weiß, wieviele verschiedene Volkskunstfeste abgesessen. Ich war in jeder dienstfreien Stunde vollauf beschäftigt, seit ich hierher kam.«
    »Sie können die Groaci nicht beleidigen«, entgegnete Miß Meuhl scharf. »Konsul Whaffle hätte nie …«
    »Whaffle ist vor drei Monaten abgereist und hat mir seinen Posten überlassen«, bemerkte Retief.
    »Nun …«, sagte Miß Meuhl und schaltete den Diktatschreiber aus. »Ich weiß wirklich nicht, welche Entschuldigung ich dem Minister geben soll.«
    »Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Entschuldigungen. Teilen Sie ihm ganz einfach mit, daß ich nicht anwesend sein werde.« Retief stand auf.
    »Gehen Sie weg?« Miß Meuhl rückte ihre Brille zurecht. »Ich habe einige wichtige Briefe hier, die noch von Ihnen unterschrieben werden müssen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, heute irgendwelche Briefe diktiert zu haben. Miß Meuhl«, sagte Retief und warf sich ein leichtes Cape über.
    »Ich habe sie für Sie geschrieben. Sie sind genau so, wie Konsul Whaffle sie gewünscht haben würde.«
    »Haben Sie alle Briefe von Mr. Whaffle für ihn geschrieben, Miß Meuhl?«
    »Konsul Whaffle war ein außerordentlich beschäftigter Mann«, erwiderte Miß Meuhl steif. »Er hatte vollstes Vertrauen zu mir.«
    »Da ich von nun an die Kultur auslassen werde, bin ich nicht mehr so beschäftigt.«
    »So! Darf ich fragen, wo Sie sind, falls irgend etwas ist?«
    »Ich gehe hinüber ins Archiv des Außenministeriums.«
    Miß Meuhl starrte hinter ihren dicken Augengläsern hervor. »Was wollen Sie denn dort?«
    Retief blickte sie nachdenklich an. »Sie sind seit vier Jahren hier auf Groac, Miß Meuhl. Was steckte hinter dem Staatsstreich, der dieser gegenwärtigen Regierung zur Macht verhalf?«
    »Ich habe mich bestimmt nicht um Angelegenheiten gekümmert, die …«
    »Was war eigentlich mit diesem terrestrischen Kreuzer, der vor etwa zehn Jahren in dieser Gegend verschwand?«
    »Mr. Retief, das sind genau die Art von Fragen, die wir bei den Groaci vermeiden. Ich hoffe aufrichtig, daß Sie nicht beabsichtigen, sich da offen einzumischen …«
    »Warum?«
    »Die Groaci sind eine sehr empfindliche Rasse. Sie haben nichts übrig für Außenweltler, die alte Dinge aufrühren. Sie waren immerhin großzügig genug, darüber hinwegzusehen, daß Terraner sie bei dieser Gelegenheit zutiefst gedemütigt haben.«
    »Sie meinen, als wir herkamen, um nach dem Kreuzer zu suchen?«
    »Ich zumindest schäme mich der damals angewandten anmaßenden Taktiken. Diese unschuldigen Leute wurden durch die Mangel gedreht, als wären sie Verbrecher. Wir vermeiden es tunlichst, diese Wunde wieder aufzureißen, Mr. Retief.«
    »Man hat den Kreuzer nie gefunden, nicht wahr?«
    »Gewiß nicht auf Groac.«
    Retief nickte. »Danke, Miß Meuhl. Ich werde zurück sein, bevor Sie das Büro schließen.«
    Miß Meuhls hageres Gesicht spiegelte grimmigste Mißbilligung wider, als Retief die Tür hinter sich schloß.
     
    »Nicht das Archiv betreten«, sagte der blasse Groaci hinter dem vergitterten Fenster, und sein Kehlsack vibrierte verlegen. »Erlaubnis versagt. Das tiefste Bedauern des Archivars.«
    »Die Wichtigkeit meiner Aufgabe hier«, erklärte Retief und hatte einige Mühe mit der Aussprache der groacianischen Sprache. »Mein Interesse an der hiesigen Geschichte.«
    »Zugang unmöglich für Außenweltler. Still fortgehen.«
    »Die Notwendigkeit, daß ich eintrete.«
    »Die besonderen Instruktionen des Archivars.« Die Stimme des Groaci erhob sich zu einem scharfen Flüstern. »Nicht länger beharren. Diese Idee aufgeben!«
    »Na, schön, dann nicht«, erwiderte Retief in Terranisch. »Damit du keinen Ärger bekommst.«
    Draußen blieb Retief einen Augenblick lang stehen und blickte über die fensterlosen Stuckfassaden auf der anderen Straßenseite. Dann ging er den Weg zurück in Richtung des Terrestrischen Generalkonsulats. Die wenigen Groaci auf der Straße betrachteten ihn verstohlen und machten einen Bogen um ihn. Zerbrechlich wirkende, hochrädrige Bodenwagen

Weitere Kostenlose Bücher