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Diplomat der Sterne

Diplomat der Sterne

Titel: Diplomat der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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angrenzenden Raum zu blicken. Einige Dutzend hochgewachsene, grauhäutige Yill saßen in tiefen Couches und tranken aus schlanken Glasröhren eine lavendelfarbene Flüssigkeit. Bedienstete in schwarzen Tuniken bewegten sich unauffällig durch den Raum und boten Tablette an. Retief beobachtete eine Gruppe von farbenprächtig gekleideten Yill, die auf eine breite Eingangstür zuging. Einer aus der Gruppe, ein großer, männlicher Yill, machte Anstalten, vor einen anderen zu treten, der lässig seine Hand hob und zur Faust ballte. Der erste Yill trat daraufhin zurücklegte beide Hände auf seinen Kopf und nickte. Beide Yill fuhren fort, zu lächeln und zu plaudern, als sie durch die Tür gingen.
    Retief gesellte sich wieder zu der Terrestrischen Delegation, die sich um einen Stapel grober Kisten auf dem nackten Betonboden gruppierte. Ein kleiner, lederhäutiger Yill kam zu ihnen.
    »Ich bin P’Toi. Folgen Sie mir hier entlang …« Die Terrestrier setzten sich in Bewegung, Botschafter Spradley an der Spitze. Als der rundliche Diplomat die Tür erreichte, stürzte der Yill-Führer vor, schulterte ihn beiseite, zögerte dann und wartete. Der Botschafter starrte ihn wütend an, erinnerte sich jedoch dann an das Image. Er lächelte und ließ dem Yill mit einer Handbewegung den Vortritt. Der Yill murmelte etwas in seiner eigenen Sprache, blickte sich starr um und ging dann durch die Tür. Die terrestrische Gruppe folgte.
    »Ich würde gern wissen, was der Bursche gesagt hat«, bemerkte Magnan und holte den Botschafter ein. »Die Art und Weise, wie er Eure Exzellenz angerempelt hat, war wirklich unerhört.«
    Eine Anzahl von Yill wartete draußen vor dem Gebäude. Als Spradley sich dem luxuriösen, offenen Wagen näherte, der am Straßenrand parkte, schlossen sie sich zusammen und verstellten ihm den Weg. Spradley richtete sich kerzengerade auf, öffnete den Mund – und klappte ihn dann fast hörbar wieder zu.
    »Allein der Gedanke«, sagte Magnan, der Spradley auf den Fersen folgte, als dieser steif zu seinem Stab zurückstakste und sich jetzt etwas unsicher umsah. »Man könnte meinen, diese Leute wissen nicht, welche Höflichkeiten einem Delegationschef gebühren.«
    »Sie kennen nicht einmal die allereinfachsten Regeln der Höflichkeit!« entgegnete Spradley wütend. Der Yill lief nervös um sie herum und murmelte Unverständliches in seiner Sprache.
    »Wohin ist denn unser verflixter Dolmetscher verschwunden?« bellte der Botschafter. »Ich glaube fast, man hat sich offen gegen uns verschworen.«
    »Ein Jammer, daß wir uns auf einen einheimischen Dolmetscher verlassen müssen.«
    »Hätte ich gewußt, daß uns ein solch ungehobelter Empfang bevorsteht, würde ich selbstverständlich persönlich die Sprache gelernt haben, auf der Reise hierher«, entgegnete der Botschafter steif.
    »Oh, es war natürlich keine Kritik beabsichtigt, Herr Botschafter«, sagte Magnan hastig. »Himmel, wer hätte gedacht …«
    Retief trat neben den Botschafter. »Herr Botschafter«, begann er. »Ich …«
    »Später, junger Mann«, fuhr der Botschafter ihn an. Er winkte den Botschaftsrat herbei, und dann gingen die beiden beiseite und steckten die Köpfe zusammen.
    Eine bläuliche Sonne leuchtete in einem dunklen Himmel. Retief sah, wie sein Atem in der kalten Luft eine frostige Wolke bildete. Ein breites, harträdriges Fahrzeug hielt vor der Plattform. Der Yill winkte die Terraner zu der weit geöffneten Tür in der Rückfront, dann trat er zurück und wartete.
    Retief blickte neugierig auf den grauen Lieferwagen. Die fremdartigen Symbole der Seitenaufschrift lasen sich so ähnlich wie »Eierpunsch«. Unglücklicherweise hatte er nicht genügend Zeit gehabt, auch die Schrift während der Reise zu lernen. Vielleicht ergab sich später die Gelegenheit, dem Botschafter zu sagen, daß er für die Delegation dolmetschen konnte.
    Der Botschafter betrat das Fahrzeug, die anderen folgten. Auch hier gab es keine Sitze, ebenso wie in dem Flughafengebäude. Mitten auf dem Boden lag etwas, das wie das Wrack eines Elektronenchassis aussah, umgeben von einem Haufen von Abfallpapier und einem gelben Socken, der für einen breiten Yill-Fuß bestimmt gewesen war. Retief wandte sich um und blickte zurück. Die Yill redeten aufgeregt miteinander. Keiner von ihnen betrat den Wagen. Die Tür wurde geschlossen, und die Terraner stützten sich an dem niedrigen Dach ab, als der Motor mit einem Aufheulen veralteter Turbos startete und der Wagen sich in Bewegung

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