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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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zu verzeichnen. Die alte Dame kommt für uns nicht in Betracht; die Soldatenfrau schon eher. Und Koblenz? Wer weiß, was von dort alles den Rhein heruntertreibt. – Wie weit ist das von hier aus?«
    Ahrens kannte die Strecke. »Wir haben Freunde in Koblenz; mit dem Auto ziemlich genau fünfundsechzig Kilometer.«
    Freiberg winkte ab. »Selbst wenn die Rheinlinie etwas kürzer sein sollte – mit dem Klotz am Bein kann die beste Soldatenfrau nicht bis nach Bonn driften. Also, vergessen wir sie.«
    »Könnte sie nicht auch abgeschwirrt sein – der Liebe wegen?« meinte Lupus und schaute Fräulein Kuhnert an. »Liebe ist ja bekanntlich eine Himmelsmacht – und keine Wasserkraft.«
    »Deine entsetzlichen Sprüche kannst du beim Leitenden abliefern; der sammelt sie vielleicht«, sagte Freiberg kurz angebunden. »Also, was haben wir wirklich?«
    »Nichts, was zusammenpaßt, denke ich. Wenn die Rechtsmedizin nicht hilft, wird’s finster.«
    »Wie lange mag die Tote beim Vater Rhein im Bett gelegen haben?« fragte Peters.
    Freiberg schob den Stuhl zurück. »Schwer zu sagen, jedenfalls für einen Laien. Höchstens ein paar Tage, möchte ich meinen. – Bei den Verletzungen habe ich allerdings nicht länger als unbedingt erforderlich hingesehen. Lupus, was meinst du, wie lange ist sie tot?«
    »Null Schimmer einer Ahnung! Ihr wißt, daß mich ein solcher Anblick außer Gefecht setzt – also schaue ich nicht hin. Aber durch unseren Freund Singer werden wir ja bald mehr wissen. Professor Klenze hat uns noch nie enttäuscht.«
    Freiberg strich sich mit den mittleren drei Fingern der linken Hand über die Stirn. »Vielleicht gibt es ein paar kluge Leute, die uns sagen können, ob und wie weit man mit einem Betonklotz an den Füßen von der Strömung mitgerissen werden kann. Dabei unterstellen wir mal, daß die Frau kurz nach der Ermordung in den Rhein praktiziert worden ist, wenn man sie nicht gar ertränkt hat.« Der Kommissar zog das Telefon heran und drückte einen der Direktwahlknöpfe.
    »Was nun?« fragte Lupus.
    »Wart’s ab!«
    Der Angewählte meldete sich sofort.
    »Hallo, Lützel«, begrüßte ihn Freiberg. »Dein Erkennungsdienst ist gefragt. Es geht um die Wasserleiche von der Beueler Platte. Die Tote ist in der Rechtsmedizin; sie hat immer noch den Klotz am Bein. Den müßt ihr schnellstens herschaffen und unter die Lupe nehmen. Es sieht so aus, als sei das ein Betonfuß für Baustellenzäune – aber wir müssen es genau wissen. Okay? – Danke!«
    Fräulein Kuhnert, Kommissarin im Ehrenamt, wie sie im Kommissariat genannt wurde, verschwand in ihrem Zimmer. Lupus war ans Fenster getreten und sah zum Drachenfels hinüber, dessen gezackte Silhouette scharf vor dem Horizont stand. Langsam drehte er sich um. »Der Täter dürfte fest damit“ gerechnet haben, daß sein Opfer für eine Weile verschwunden bleibt. Wasser und Strömung sollten nur einen nicht identifizierten Rest übriglassen. Morgen wird der Killer aus Mausers Gazetten erfahren, daß seine Rechnung nicht aufgeht. Das wird ihn verunsichern, und Verwirrung zieht Fehler nach sich; vielleicht bringt uns das weiter.«
    »Wichtig ist vor allem die Untersuchung des Betonklotzes und der Verbindungskette«, betonte Freiberg.
    Fräulein Kuhnert kam mit strahlendem Gesicht zurück. »Strömungsgeschwindigkeit des Rheins bei zwei Meter Wasserstand genau 5,86 Kilometer in der Stunde. Wir könnten wegen des Niedrigwassers aber von fünf Kilometer ausgehen.«
    »Großartig«, meinte Freiberg. »Wer sagt das?«
    »Hauptkommissar Wernicke von der WSP.«
    Das Telefon läutete. Professor Klenze vom Rechtsmedizinischen Institut meldete sich persönlich. Der Kommissar drückte den Lautsprecherknopf.
    »Grüß Sie, Freiberg«, klang es raumfüllend, »sagen Sie mal, was haben Sie mir denn da für einen Schwächling geschickt? Der Herr sieht die Leiche und kotzt mir die Bude voll. – Wie versieht denn der seinen Dienst?«
    Lupus warf triumphierend die Arme hoch.
    Freiberg versuchte zu besänftigen. »Tut mir leid, Professor Klenze. Kollege Singer macht sonst einen eher robusten Eindruck. Haben Sie mit ihm über den Fall gesprochen?«
    »Nein, der ist erst mit einer Lage Zellstoff versorgt und dann an die frische Luft expediert worden. – Der Mensch stört unsere ganze Arbeit.«
    »Es tut mir wirklich leid«, erwiderte Freiberg. »Können Sie uns schon etwas zur Todeszeit sagen? Das wäre sehr wichtig für uns.«
    »Sie wissen, wie ich diese Drängelei hasse. Wenn wir

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