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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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danebenhauen, können Sie auch keinen Treffer landen. Hier geht wissenschaftliche Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Wasserleichen sind sowieso ein sehr schwieriges Kapitel.«
    »Ungefähr, nur sehr vorläufig und unverbindlich, bitte.«
    »Wie immer – ich weiß.« Professor Klenze zögerte einen Augenblick. »Die Tote könnte zwischen vierundzwanzig und etwa achtundvierzig Stunden im Wasser gelegen haben – länger wohl kaum.«
    »Das wird uns weiterhelfen«, dankte Freiberg. »Dann ist da noch der Betonklotz…«
    »Den können Sie samt Kette abholen lassen. Den Fingerring übrigens auch.«
    »Von der KTU ist schon ein Wagen unterwegs. Und nochmals herzlichen Dank.« Freiberg legte auf und rieb sich die Hände. Aus seiner Zeit als Streife in Dortmund hatte er noch einen Püttrologenspruch in Erinnerung: »Es fängt am laufen, Kinder!«
    Ahrens hatte aufmerksam zugehört und ein paar Zahlen notiert. »Chef, zwanzig Stunden…«
    »Laß den Chef, verdammt noch mal!«
    »Also zwanzig Stunden, hundert Kilometer stromaufwärts – dann wären wir schon in Höhe der Loreley.«
    Freiberg schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen! Mit dem Klotz am Bein treibt man keine hundert Kilometer. Ich tippe als Tatort eher auf die Strecke zwischen Bonn und Remagen, da, wo jetzt die Schiffe festliegen.«
    Alle bekundeten Zustimmung, als Freiberg sagte: »Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als die Baustellen abzuklappern – und zwar rechts- und linksrheinisch.« Schon fing Lupus an, das Lied von den trinkfesten alten Germanen zu beiden Seiten des Rheins zu summen.
    »Heute noch?« fragte Ahrens.
    Freiberg nickte.
    »Trennt euch in Liebe und immerwährender Hoffnung«, frotzelte Lupus und erhielt dafür von Fräulein Kuhnert einen giftigen Blick.
     
     
    »Und wie weit wollen wir das Spielchen treiben?« fragte Hauptmeister Müller auf dem Weg in die Tiefgarage.
    »Bis Remagen, dort ist Schluß. Ihr wißt, was wir suchen: Betonklötze mit zwei Löchern und einem Tragegriff in der Mitte«, erläuterte Freiberg. »Ahrens und Peters fahren mit UNI 81/13 rechtsrheinisch hoch, wir beide auf dieser Seite. Und wir fangen ganz systematisch bei der Kennedybrücke an. Wenn Baustellen auftauchen, sofort feststellen, ob Zäune mit solchen Betonfüßen verwendet werden – und gleich her mit einem Klotz. Aber paßt auf, daß man euch nicht erwischt, wenn ihr die Dinger mitgehen laßt. Erlaubnis könnt ihr keine mehr einholen, da Maurer und Poliere um diese Zeit schon die Kelle hingeworfen haben. Kontaktaufnahme sofort über CEBI. Wir treffen uns danach noch einmal bei mir.«
    Ahrens und Peters gaben UNI 81/13 den Status ein und begannen ihre Expedition am Mehlemschen Haus gegenüber der WSP-Station.
    Auf der Rheinstraße wurden Leitungen für Kabelanschlüsse verlegt. Der erste Baukran stand weit südlich am Möllestomp. Dieser Rest eines vor Jahrhunderten aus Basaltquadern gefügten Turms gehörte zu einer geheimnisumwitterten Mühle, bei der im 14. Jahrhundert die Pachtabgaben für die Deutschordens-Kommende abgeliefert werden mußten. Später dann war der Möllestomp für die französischen Festungsbauer ein wichtiger Punkt für die Geländevermessung, und noch heute erzählt man sich, daß die Störche dort landen, wenn sie die Babys für Bonn und Umgebung bringen.
    Ahrens und Peters umrundeten die Baustellen; nur rotweiße Signalbänder, kein Bauzaun mit Betonfüßen.
    Das ehemalige Zementwerk südlich der Konrad-Adenauer-Brücke war immer noch Großbaustelle. Bodenspekulanten hatten heftig um das günstig gelegene Gelände gerungen; eine bekannte Bonner Firma war Siegerin in diesem Kampf geblieben, hatte dann aber den planungswütigen Bürokraten das Feld überlassen müssen.
    Der Mann vom Wachdienst freute sich über die Unterbrechung seines stumpfsinnigen Jobs. »Ne – richtje Bauzäune ham wa hier nich«, erklärte der krumm und steifbeinig über den Platz vorangehende Rentner.
    »Auch nicht zum Rhein hin?« wollte Peters wissen.
    »Ne, auch da nich; is ja’n Betriebsjelände. Aber lebensgefährlich is se schon, die Kaimauer zum Rhein. Jehnse man nich so nah ran.«
    Ahrens drängte zum Aufbruch.
    Zwischen Niederkassel und Oberdollendorf wurde an der Gottfried-Kinkel-Schule gebaut. Zäune mit Betonfüßen gab es hier auch nicht.
    Auf der linksrheinischen Pirsch betrachteten Freiberg und Lupus vom Wilhelm-Spiritus-Ufer aus die dicht an dicht ankernden Schiffe. Die Talfahrt schien wieder freigegeben zu sein, denn einige hoch aus dem

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