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Diplomat und Rebell von Terra

Diplomat und Rebell von Terra

Titel: Diplomat und Rebell von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Objektivität zu gelangen.«
    »Ich bin nicht überzeugt davon, daß eine pasteurisierte Denkart genug intellektuelle Vitamine hat, um meine wachsende Neugier zu befriedigen. Was hat dieser Ikk eigentlich vor?«
    »Es müßte sogar Ihnen klar sein, Retief«, sagte Magnan scharf, »daß das Corps keine Botschaft einrichten kann, wenn der Botschafter seine Beglaubigungsschreiben keiner richtigen Regierung übergeben kann. Ergo muß man eine Regierung bilden. Und wer würde sich besser dafür eignen als die Voion?«
    »In diesem Punkt ist Ihr Argument stichhaltig. Ihre Geschichte zeigt, daß sie die Grundsätze der Politik schon immer beherrscht haben. Aber da die anderen Stämme ihnen zahlenmäßig weit überlegen sind, kann ich mir nicht vorstellen, wie sie ihnen die demokratische Aufklärung nahebringen wollen – noch dazu bei einem Volk, das die Anarchie so liebt wie die Quoppina.«
    »Das, mein lieber Retief, ist Sache von Botschafter Longspoon und geht uns nichts an. Es war seine Idee, den Voion die Vorherrschaft zu übertragen. Unsere Aufgabe ist es, seine Politik zu unterstützen.«
    »Und wenn bei der Ausführung dieser Politik neunundneunzig Prozent der Bevölkerung unter eine Diktatur geraten, ist das nichts als ein bedauerliches Detail, nicht wahr?«
    »Ah, allmählich kommt auch Ihnen die Erkenntnis. Und jetzt ...« Der Aufzug hielt, und Magnan ging nach draußen. Er blieb an der schweren Tür stehen, die der Öffentlichkeit den Zutritt zu den Verwaltungsräumen verwehrte. »Und jetzt hoffe ich, Retief, daß Sie für eine Weile Ihre Vorliebe für geistreiche Wortspiele vergessen. Oberst Underknuckle wird dafür heute nicht zugänglich sein.«
    Er öffnete die Tür und nickte mechanisch der kleinen grauen Voion zu, die an einem Schreibtisch aus blauem Holz ihre Klauen polierte. Sie klappte gleichgültig mit den Kieferknochen, machte eine riesige grüne Kaugummiblase und ließ sie mit einem hörbaren Plop! zerplatzen.
    »Unverschämtheit!« zischte Magnan vor sich hin. »Vor ein paar Monaten war das Ding noch ein Küchentrampel in einem höchst zwielichtigen Lokal. Und jetzt, nachdem wir sie ausgebildet und ihr diesen vornehmen chromverzierten Schreibtisch zur Verfügung gestellt haben, begrüßt sie uns mit einer Kaugummiblase! Uns, ihre Wohltäter ...«
    »Das kommt davon, wenn man die Massen aus dem Staub holt. Sie werden selbstbewußt.«
    Magnan blieb an einer Tür mit der Aufschrift MILITÄRATTACHÉ stehen und setzte die Miene auf, die ihm zur Begrüßung einer Stufe-Sieben-Angestellten angebracht erschien. Dann trat er in den von dicken Teppichen gedämpften Raum.
    »Ah, Hernia, soviel ich weiß, wollte Oberst Underknuckle Mister Retief sprechen ...«
    Die dicke Frau hinter dem Schreibtisch strich mit der unförmigen Hand ein lächerliches Löckchen zurück, sah Magnan geziert an und drückte auf einen Knopf. Ein Gong ertönte an der halb offenen Verbindungstür.
    »Ja, verdammt noch mal, was gibt es jetzt schon wieder?« knatterte eine Stimme aus dem Lautsprecher. Es klang, als würde Leinwand bei einem Sturm zerrissen. »Was ist eigentlich aus diesem verfluchten Magnan geworden? Wenn er nicht in fünf Minuten da ist, schicken Sie dem Botschafter die Notiz, die ich zurechtgemacht habe ...«
    »Ich bin es, Sir«, sagte Magnan steif. »Und ...«
    »Lassen Sie bloß das vornehme Geschwafel, Magnan«, rief der Attaché. »Kommen Sie sofort herein. Schon wieder so eine Nachricht von dem verrückten Schiff! Die freche Katze am Steuerknüppel behauptet, sie würde landen, ob sie die Erlaubnis bekäme oder nicht. Und wo ist dieser Himmelhund Retief?«
    »Ich habe ihn hier, Oberst ...« Als seine Besucher den Raum betraten, wirbelte Underknuckle in seinem Wippomatik-Stuhl herum, daß der Mechanismus zu ächzen begann. Der Oberst war ein hagerer Mann mit eckigen Schultern, strubbeligem weißem Haar, rotglänzenden Wangen und einer erfroren wirkenden Knollennase. Seine korrekt geschnittene, halbformelle Nachmittagsausgehuniform saß diesmal schief. Er blitzte Retief an.
    »So, da sind Sie endlich! Was soll das bedeuten, Sir? Kann es sein, daß Ihnen die neuen Besuchsbeschränkungen hier auf Quopp entgangen sind?« Der Oberst senkte die Stimme. »Meine Herren, man legt uns Steine in den Weg. Wir dürfen den Quoppina nicht den geringsten Anlaß zum Eingreifen geben ...«
    »Aber ein einziges Schiff – mit Damen an Bord – ein Schiff, das noch dazu in Schwierigkeiten ist«, begann Magnan.
    »Befehl ist Befehl.«

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