Diplomat und Rebell von Terra
Jik-jik. »Früher gingen sie erst nach dem zweiten Untergang von Joop auf die Straßen und wühlten in den Mülltonnen nach Essen. Jetzt kommen sie blankpoliert daher und tun so, als könnten sie ganz Quopp beherrschen.«
»Sie haben eine Krankheit namens Ehrgeiz«, sagte Retief. »Und bei ihnen ruft sie Besitzgier hervor.«
»Die Zilk haben nicht viel Fleisch an sich«, meinte einer nachdenklich. »Was sie wohl hier wollen? Unmöglich, daß sie nur nach ihrem Kumpel suchen. Um solche Kleinigkeiten kümmern sich die Voion sonst nicht.«
»Huh!« sagte Fut-fut und stellte sich neben Retief. »Sieh mal, was sie jetzt machen.«
Die Voion hatten die Gefangenen in Zweierreihen aufgestellt und fesselten sie. Widerstand war zwecklos, denn es standen Wachen mit erhobenen Knüppeln da.
»So kommt es, wenn man ihnen nachgibt«, sagte Retief. »Wir sollten ein paar neue Spielregeln einführen. Wir verfolgen sie in den Dschungel, spalten dort ihre Formation und greifen sie einzeln an.«
»Was meinst du, Tief-tief? Wir sollen die häßlichen Knaben angreifen?«
»Sicher, warum nicht?«
»Na ja, du hast wohl recht. Wir haben für heute abend nichts Besonderes vor.«
»Gut«, sagte Retief. »Ich habe folgendes vor ...«
*
Drei Voion waren eifrig dabei, den Deckel vom Getreidespeicher des Dorfes zu stemmen. Sie machten dann eine kleine Verschnaufpause. Wieder ertönte der dünne Schrei aus dem Dschungel.
»Klingt wie eine verirrte Made«, sagte einer. »Etwas zartes Röstfleisch wäre nicht schlecht. Schwere Arbeit, diesen Farmern die Schädel einzuschlagen.«
»Sehen wir uns mal um. Der Oberst überwacht die Plünderung. Er wird uns nicht vermissen.«
Die drei ließen ihre Stemmeisen fallen und rollten schnell in den tiefen Schatten des Dickichts, aus dem der Laut gekommen war. Der erste schob die Zweige zur Seite, rollte langsam vorwärts und starrte in das Dunkel. Man hörte ein dumpfes Schnappen, und er schien plötzlich kleiner zu werden.
»Hast du es?« Der Voion hinter ihm war herangekommen. »Juz!« rief er entsetzt. »Wo hast du deinen Kopf?«
Etwas Kleines, Blaugrünes sprang vor ihm auf und schnappte mit einer scharfen Klaue ...
Der dritte Voion blieb bei dem Geräusch stehen. »Hui?« rief er. »Juz? Wo seid ihr?« Und dann erreichte ihn der Sichelarm, und sein Kopf rollte zu den anderen.
»Funktioniert wie ein Zaubermittel«, sagte der Ween. »Versuchen wir es noch einmal.«
Retief hatte das Getümmel in der Stadt beobachtet. Jetzt drehte er sich um.
»Ich glaube, der Oberst ahnt etwas. Er ruft seine Leute zu einem Appell zusammen. Wie viele haben wir bisher frisiert?«
»Vielleicht die Hälfte von sechs mal sechs.«
»Wir müssen ihn ablenken, bevor er merkt, was los ist. Sag Fut-fut und seiner Gruppe, daß sie fünf Minuten warten und dann an dem Weg, über den wir herkamen, einen Wirbel veranstalten sollen.«
Jik-jik übergab den Befehl an einen halbwüchsigen Ween, der davonhuschte.
»Jetzt verteilen wir uns am Weg. Sie werden wahrscheinlich hintereinander kommen. Laßt euch nicht sehen, bis der letzte Mann vorbei ist. Auf mein Signal schlagen wir alle gleichzeitig zu und ziehen uns dann wieder zurück.«
Drei Minuten später, während ein Voion-Sergeant Namen verlas, kam der kleine Bote an die Stelle, wo Retief und Jik-jik lauerten. »Old Fut-fut ist fertig, sagt er«, piepste der Junge atemlos. »He, Jik-jik, darf ich auch einen schnappen?«
»Deine Schnappwerkzeuge sind noch nicht groß genug, Ip-ip. Aber du kannst auf die andere Seite des Dorfes schleichen und Lärm schlagen, sobald der Kopf eines Polypen auftaucht. Das hält sie in Schwung – wenn sie noch welchen haben. Und jetzt verschwinde. Wird Zeit, daß der Spaß beginnt.«
Ein gellender Schrei kam von der Stelle, an der sich Fut-fut befand, gefolgt von dem wütenden Geschimpfe anderer Ween. Aus seinem Versteck hinter einem breiten Baumstamm mit blaßblauer Rinde sah Retief, daß die Voion zusammenzuckten und in Richtung des Aufschreis starrten. Der Oberst brüllte einen Befehl. Eine Gruppe von Voion rollte schnell auf den Weg zu. Einen Moment lang zögerten die Soldaten vor dem düsteren Tunnel. Dann, auf die schrillen Anfeuerungsrufe eines Sergeanten hin fuhren sie hintereinander in den Weg. Der erste kam an Retief vorbei, den Knüppel griffbereit. Dicht hinter ihm kamen die anderen. Retief zählte insgesamt zwanzig. Er trat hinter dem Baum hervor und warf einen Blick auf das Dorf. Der Appell ging weiter. Er zog sein
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