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Diplomatische Beziehungen (German Edition)

Diplomatische Beziehungen (German Edition)

Titel: Diplomatische Beziehungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zahra Owens
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ziemlich unbarmherzig sein konnte, würde sie vielleicht genussvoll Rache nehmen.
    Verdammt. War es ihm das wert? Er liebte seine Arbeit und war nicht bereit, sie wegen eines Seitensprungs zu verlieren. Was empfand er für Lucas? Liebte er ihn? Oder war es nur Lust? Seine Gefühle für Lucas denen für Maria gegenüberzustellen, war wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. In beiden Fällen handelte es sich um Liebe, doch die für Lucas war überwältigend, leidenschaftlich und umwerfend, während die für Maria sich als angenehm, zuverlässig und vernünftig beschreiben ließ. Welches dieser beiden Gefühle würde die nächsten zehn Jahre überdauern? Konnte er sich vorstellen, Lucas dann immer noch zu lieben? Würde ihre Liebe zwei zerstörte Karrieren überstehen? Was, wenn es ihn beruflich ruinierte? Würde er es Lucas vorwerfen?
    Jack rieb sich mit beiden Händen den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Lucas wollte ihn nicht sehen. Vielleicht war es besser so. Vielleicht sollten sie sich eine Zeit lang unauffällig verhalten. Es würde ihm zweifellos dabei helfen, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.

    D ER Rest der Woche verlief in der üblichen rasenden Geschwindigkeit, denn er hastete von einem Meeting zum nächsten, besuchte diverse Handelskonferenzen, internationale Schulen und den Ausschuss, der den Gesetzesentwurf zur Schwulenehe ausarbeitete. Jack war froh, dass sein Verstand so stark in Anspruch genommen wurde. Normalerweise war er nicht allein unterwegs, sondern wurde von einem seiner Mitarbeiter in der Botschaft begleitet, der ihn auf dem Weg informierte oder ihn ihren Verhandlungspartnern vorstellte.
    Die Nächte waren eine andere Sache. Auch wenn er sich bemühte Gedanken an Lucas zu verdrängen, zog er sich doch von Maria zurück. Ihr Sexualleben war nie besonders rege gewesen, doch jetzt erfand er Ausreden, um nicht im Schlafzimmer sein zu müssen, wenn sie ins Bett ging. Wenn das nicht möglich war, stellte er sich schlafend. Er ermahnte sich selbst, es einfach hinter sich zu bringen und wieder mit ihr zu schlafen, um mögliche Zweifel zu zerstreuen, denn falls sie irgendetwas wusste oder vermutete, würde sein ausweichendes Verhalten ihn erst recht schuldig aussehen lassen.
    Doch es ging einfach nicht. Manchmal, wenn sie ihm den Rücken zugewandt hatte und er wusste, dass sie es nicht bemerken würde, sah er sie an, doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte kein Verlangen in sich heraufbeschwören. Wenn er allein war, fiel es ihm leicht. Seine Gedanken wanderten ganz automatisch zu Lucas und er wurde steif. Er musste nur an Lucas‘ lusterfüllte Augen denken und daran, wie dunkel sie wurden, wenn Lucas ihn ansah, und schon fiel es ihm schwer, sich nicht zu berühren.
    Als der Donnerstag kam, hielt er es nicht länger aus. Sie hatten seit Sonntagabend nicht mehr miteinander gesprochen und da Jack ungeklärte Angelegenheiten hasste, griff er nach dem Telefon, um anzurufen. Mitten beim Wählen hielt er inne. Darüber konnten sie nicht am Telefon reden. Hierbei ging es um sie, ihre Beziehung. Hier ging es um die Entscheidung, ob die Sache zwischen ihnen es wirklich wert war, eine Beziehung genannt zu werden, oder ob es sich nur um guten Sex handelte. Jack beschloss, dass er Lucas anstelle des Anrufs nach der Arbeit einen Besuch abstatten würde.
    Es war nicht leicht, Mark, seinen immer gewissenhaften Secret-Service-Mann, davon zu überzeugen, dass er ohne Überwachung nach Hause fahren konnte und es nicht nötig war, den Männern am Haus seine voraussichtliche Ankunftszeit mitzuteilen. Er konnte natürlich nicht ins Detail gehen, aber versprach letztendlich, sich zu melden und Bescheid zu sagen, dass es ihm gut ging.
    Er hatte Lucas am Sonntag zwar zu Hause abgesetzt, aber dabei nicht seine Wohnung betreten. Er fand den Hauseingang und rannte bis in die dritte Etage hoch, wo er, mehr als nur ein bisschen außer Atem, vor der Tür stehenblieb. Als er den Finger zur Türklingel ausstreckte, sah er die Namen auf dem Klebeschild darüber: „Lucas Carlton – Lucy Marsh “. Er lächelte. Seine erste Frage war damit beantwortet.
    Trotzdem war er nicht ganz sicher, wie Lucas reagieren würde. Was, wenn er wütend war? Jack hatte ihn vier Tage lang nicht kontaktiert und in der Zwischenzeit konnte alles Mögliche passiert sein, zum Beispiel könnte Lucas beschlossen haben, dass Jack es nicht wert war.
    Jack bekam Angst vor dem, was ihn hinter dieser Tür erwarten würde und drehte sich um.

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